Jens Lehmann wird im Kader der deutschen Nationalmannschaft für die EM-Endrunfe in Portugal (12. Juni bis 4. Juli) stehen. Teamchef Rudi Völler hat sich nach einer Aussprache mit dem ehemaligen Dortmunder entschieden, an Lehmann als Nummer zwei hinter Oliver Kahn festzuhalten.
"Rudi und Jens haben ihre Positionen ausgetauscht und die Missverständnisse und Irritationen, die nach dem Kroatien-Spiel aufgetaucht sind, beseitigt", teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Dienstagabend mit.
Lehmann giftete gegen Kahns Privatleben
Lehmann hatte mit seinen Äußerungen über seinen Stellenwert in der Nationalmannschaft und vor allem über das Privatleben von Oliver Kahn nach dem 2:1-Erfolg der DFB-Auswahl am 18. Februar in Kroatien für reichlich Wirbel gesorgt.
"Ich wüsste nicht, was wir reden sollten. Ich habe keine 24-jährige Freundin, ich habe ein anderes Leben. Wenn einer besser ist, muss er spielen. Meine Leistung ist konstanter. Ich habe im zurückliegenden Jahr zwei Spiele verloren und zwei Fehler gemacht. Da kann ich jetzt wirklich nicht sagen, dass einer besser ist als ich", hatte Lehmann geäußert. Völler hatte die Aussagen Lehmanns kritisiert. "Jens ist über das Ziel hinausgeschossen. So etwas geht natürlich nicht", so der DFB-Teamchef.
Einsichtiger Lehmann entschuldigte sich
Wenige Tage nach seiner verbalen Attacke gegen den Kapitän des Vize-Weltmeisters und von Bayern München war Lehmann allerdings schon zurückgerudert und hatte sich bei Kahn entschuldigt. "Ich muss zugeben, dass man hineininterpretieren kann, ich wolle mich moralisch über Kahn erheben. Insofern war es sicherlich leichtfertig. Dafür muss ich mich entschuldigen", hatte der Schlussmann des englischen Tabellenführers erklärt, nachdem er mit seinen Äußerungen nicht nur bei Völler aus Unverständnis gestoßen war.
Kritiker forderten Lehmanns Rauswurf
Seine Aussagen hatten im vergangenen Monat viele Kritiker des früheren Schalker und Dortmunder Torwarts auf den Plan gerufen. Unter anderem Franz Beckenbauer und Bundestorwarttrainer Sepp Maier forderten Konsequenzen für die Nummer zwei im deutschen Tor. Beckenbauer hatte Völler sogar geraten, Lehmann aus der Nationalmannschaft zu verbannen, um sich bei der Euro unnötigen Ärger zu ersparen.
Der 34-jährige Lehmann hatte aber erklärt, dass er auf alle Fälle nach Portugal wolle: "Ich habe drei große Turniere an Kahns Seite bestritten. Nie gab es einen Vorfall zwischen uns. Das wird so bleiben, denn alles lässt sich regeln. Ich will auch mit nach Portugal - wenn man mich lässt. Ich bin kein Brandstifter und und auch kein Unruhestifter."
Zudem habe er sich absolut nicht in Kahns Privatleben einmischen wollen, versicherte Lehmann. Unter sportlichen Gesichtspunkten halte er es aber nach wie vor für gerechtfertigt, dass er Ansprüche stelle.