Eigentlich wollte er Schauspieler werden. Doch auch als Torhüter hat er die Menschen unterhalten wie kaum ein Zweiter. Der Fußball wurde die Bühne des Sepp Maier. Am Samstag feiert der beliebte Bundestorwarttrainer seinen 60. Geburtstag - und an den Ruhestand denkt Maier noch lange nicht.
"So lange ich meine Füße noch bewegen kann und geistig noch fit bin, werde ich weitermachen. Warum soll ich nicht mit 80 noch etwas tun?", sagt Maier, gleichzeitig Torwarttrainer des Deutschen Meisters Bayern München, und grinst wie ein Lausbub.
Schnupftabak und Fußball prägten schon immer das Leben des 1944 im niederbayerischen Metten geborenen Unikums. Maier machte in 95 Länderspielen und 473 Bundesligapartien nicht nur wegen seiner Taten im Tor auf sich aufmerksam, sondern begeisterte durch sein humoristisches Talent die Massen. Nicht umsonst wurde Maier, der schon einmal im Strafraum auf Enten-Jagd ging, oft als Karl Valentin des Fußballs charakterisiert.
Ein Image, das die "Katze von Anzing" auch heute nicht unbedingt stört. "Man kann Spaß machen, aber man muss auch Leistung bringen. Das habe ich ganz gut zusammengebracht", betont Maier, der sich als spontanen Menschen sieht, "der nie fieberhaft gesucht hat, dass ich irgend etwas machen kann. Das waren Momenterscheinungen". Und Bestandteil der Vorbereitung auf ein Spiel: "Ich habe die Gaudi gebraucht, um meine Anspannung abzubauen."
Weltmeisterschaft 1974 als größter Erfolg
1958 war Maier vom kleinen Vorortklub TSV Haar zum großen FC Bayern München gekommen, wo er 1962 sein Debüt in der ersten Mannschaft feierte. Es folgte eine glanzvolle Karriere: Maier wurde Welt- und Europameister, holte vier deutsche Meisterschaften, vier DFB-Pokalsiege, gewann dreimal den Europapokal der Landesmeister, wurde einmal Europapokalsieger der Pokalsieger und einmal Weltpokalsieger - und er ist der Torhüter des Jahrhunderts.
Der Rückblick von Maier fällt trotz des jähen Endes seiner Laufbahn durch einen Autounfall am 14. Juli 1979 positiv aus. "Ich kann nur über Erfreuliches berichten, alles andere habe ich gleich wieder vergessen. Ich bin ein Mensch, der sich nur die erfreulichen Sachen merkt, so lebt man lange und fröhlich", umschreibt der Bundestorwarttrainer seine Philosophie. Wobei es auch den anderen Sepp Maier gibt, "den ein bisschen in sich gekehrten Sepp Maier. Aber das ist ganz selten der Fall".
Um an seinem 60. Geburtstag nicht ins Grübeln zu geraten, fährt Maier mit ein paar Freunden bis Sonntag zum Skifahren. Eine große Feier wird es nicht geben, "Ich bin drei Tage unerreichbar", erzählt Maier. Er habe noch nie groß gefeiert. "In meiner Größenordnung muss man ja gleich 400, 500 Leute einladen. Da hat man wochenlang nur Stress. Und da vergisst man immer mal jemanden. Und dann ist einer beleidigt", sagt Maier und fügt mit einem Schmunzeln an: "Und außerdem habe ich gar nicht das Geld." Wünsche hat Maier trotzdem: "Dass ich noch 20 Jahre gesund bleibe, und dass wir bei der Europameisterschaft ganz weit kommen".
Seit 1988 im Dienst des DFB
In Portugal wird er DFB-Teamchef Rudi Völler wie stets seit seinem Dienstantritt beim DFB 1988 als ideenreicher Torwartrainer unterstützen. Seit 1986 arbeitet Maier bereits als Trainer beim FC Bayern, davon knapp zehn Jahre mit Nationaltorhüter Oliver Kahn. "Ein klein wenig" sei er auch an dem Erfolg von Kahn beteiligt, sagt Maier bescheiden.
Gleichzeitig kündigt Maier bereits ein besonderes Werk an. "Wenn ich aufhöre, schreibe ich ein Buch: 'Das war Sepp Maier'. Eine Abrechnung wird es da aber nicht geben. Ich habe nichts abzurechnen. Ich war selbst immer mitten drin."