Der 20 Jahre alte Philipp Lahm hat gleich in seinem ersten Länderspiel für die deutsche Nationalmannschaft bewiesen, dass er ein Kandidat für die vakante linke Abwehrseite und für den EM-Kader des Vize-Weltmeisters ist. "Das war ein tolles Debüt. Philipp hat gezeigt, dass man auf ihn bauen kann. Er hatte einige gute Vorstöße", lobte DFB-Teamchef Rudi Völler seinen Neuling nach dem 2:1 (1:0)-Erfolg in Kroatien in höchsten Tönen.
Entsprechend groß war die Freude beim kleinen Stuttgarter. Selbst als die DFB-Stars nach der Partie in Split weit nach Mitternacht müde den Flieger in Richtung Deutschland bestiegen, grinste Lahm immer noch über beide Ohren. Doch überbewerten wollte der 23. Debütant in der Ära Völler seinen gelungenen Einstand keineswegs. "Das war ganz ordentlich. Am Anfang war ich zu nervös, das hat sich aber mit der Zeit gelegt. Ich kann besser spielen, habe aber auch schon schlechter gespielt", analysierte er seine Leistung bescheiden und nüchtern.
Lahm kann Probleme auf Links lösen
Lahm zeigte auf, dass er die Probleme in der DFB-Auswahl auf links durchaus lösen könnte. Der 20-Jährige präsentierte sich trotz eines Fehlpasses bei der ersten Ballberührung in der 3. Minute ballsicher, verhielt sich taktisch geschickt und war abgeklärt in den Zweikämpfen. Mit einem Flachschuss nach einem beherzten Solo, den Kroatiens Keeper Stipe Pletikosa gerade noch um den Pfosten lenken konnte, unterstrich der Rechtsfuß auch seine Offensivqualitäten.
"Lahm hat auf der linken Seite den Unterschied ausgemacht", lobte selbst Kroatiens Trainer Otto Baric. Und auch die eigenen Kollegen zollten dem frechen Neuling mit der Trikotnummer 21, der seinen "linken" Konkurrenten Christian Ziege, Jörg Böhme, Tobias Rau und Christian Rahn derzeit einen Schritt voraus ist, Respekt. "Der Junge hat gezeigt, was er kann", meinte Siegtorschütze Carsten Ramelow. Und auch Kapitän Oliver Kahn befand, "dass Philipp seine Sache gegen die groß gewachsenen Kroaten gut gemacht hat. Wo er doch nicht der Größte ist".
Lahm: "Es kann nie schnell genug gehen"
Noch in der vergangenen Saison war ein Lob von Kahn für den sympathischen und schmächtigen Burschen undenkbar. Lahm spielte in der Regionalliga für die Amateure des FC Bayern, weit weg vom großen Fußball. Innerhalb eines dreiviertel Jahres beim VfB mit gerade einmal 16 Bundesligaspielen hat er sich zu einem ernsthaften Kandidaten für die Europameisterschaft in Portugal (12. Juni bis 4. Juli) entwickelt. Angst wird Lahm bei dem Gedanken jedoch nicht. "Es kann nie schnell genug gehen. Wenn es so sein sollte, fahre ich gerne zur EM", sagte er und ergänzte: "Es sind in den nächsten Wochen so viele Spiele, da bleibt kaum Zeit zum Überlegen."
Keine Überlegungen gab es bisher auch, was eine Rückkehr zum FC Bayern anbelangt. Lahm ist bis 2005 an die Schwaben ausgeliehen. Zuletzt haben die Münchner aber öffentlich ihr Interesse an einer früheren Rückkehr ihres Schützlings geäußert. "Ich habe noch eineinhalb Jahre Vertrag in Stuttgart. Ich beschäftige mich nicht damit. Ich habe von den Bayern auch nichts gehört", meinte Lahm dazu und enfernte sich mit einem Lächeln und dem Trikot des kroatischen Torjägers Dado Prso in der Tasche. Nur bei der Aussprache des Namens von Prso hatte Lahm so seine Probleme - es waren die einzigen an einem gelungen Abend für den Debütanten.