Nach seinem "Vulkanausbruch" im Land der Geysire erntet DFB-Teamchef Rudi Völler Rückendeckung von Ex-Bundestrainer Berti Vogts. "Ich habe volles Verständnis für Rudi Völler. Ich kenne das Gefühl, wenn man öffentlich als Depp hingestellt wird. Als ich Bundestrainer war, wurden wir EM-Zweiter, und das wurde als Desaster dargestellt. Wir standen zweimal im WM-Viertelfinale und wurden nur kritisiert. Ich verstehe es voll und ganz, wenn man als deutscher Trainer aus der Haut fährt", sagte der 56 Jahre alte schottische Nationalcoach vor dem EM-Qualifikationsspiel am Mittwoch (20.45 Uhr/live in der ARD) gegen Deutschland in Dortmund im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ).
"Auch ich bin explodiert, aber intern"
Vogts gestand ein, dass es auch während seiner Amtszeit als Bundestrainer zu Ausbrüchen seinerseits gekommen sei: "Auch ich bin explodiert, aber intern. Ich bin damals unter anderem deshalb weggegangen, weil ich vom Deutschen Fußball-Bund nicht genug Geld für die Jugendförderung bekam. Da fehlten gerade mal fünf Millionen Mark, hieß es. Damals bin ich öfter aus der Haut gefahren, aber hinter verschlossenen Türen."
Der verbale Rundumschlag von Völler werde laut Vogts allerdings keine Folgen haben. "Ich hoffe, dass man den Rudi in aller Ruhe für die WM 2006 weiterarbeiten lässt. Man muss in Deutschland endlich kapieren, dass die Zeiten endgültig vorbei sind, wo man einfach nach Island fährt und 3:0 oder 4:0 gewinnt. Island, das sind nicht nur Geysire und Ponys, die haben eine richtig gute Mannschaft mit Spielern, die in ganz Europa Profis sind", führte der Teammanager der "Bravehearts" weiter aus.
Grundhaltung gegenüber DFB-Team ist falsch
Vogts sieht ein Grundübel in Deutschland in der Erwartungshaltung an die DFB-Auswahl. "Vor einem Jahr wurde alles gefeiert, heute wird alles verdammt. Beides ist falsch. Die deutsche Mannschaft ist im Umbruch. Man sollte sie in Ruhe lassen. Wir kennen doch heute die Spieler, die bei der WM 2006 im eigenen Land für uns den Titel holen sollen - dann soll man sie jetzt auch in Ruhe reifen lassen", sagte Vogts, kritisierte allerdings die zu spät erfolgte Förderung des Nachwuchses durch den DFB: "Über Jugendarbeit braucht man sich jetzt keine Gedanken mehr zu machen. Die bringt nichts mehr für 2006. Die Jugendförderung haben wir in Deutschland vor zehn Jahren verschlafen."