Mit dem zweiten "Wunder" von San Siro hat Schalke 04 das Tor für den Einzug ins Halbfinale der Champions League weit aufgestoßen. 14 Jahre nach dem sensationellen Gewinn des UEFA-Cups an selber Stätte gegen denselben Gegner feierten die Westfalen einen historischen 5:2 (2:2)-Erfolg bei Titelverteidiger Inter Mailand und blieben damit im laufenden Wettbewerb zum achten Mal in Folge ungeschlagen. Mit breiten Brust geht der Bundesliga-Zehnte. in das Viertelfinal-Rückspiel am 13. April gegen den italienischen Triple-Gewinner des Vorjahres, der in der Runde zuvor Bayern München aus dem Rennen geworfen hatte.
"Das war eine schöner Abend. Wir wollten einen Sieg, aber dass er so ausgefallen ist... Das ist ein wunderbarerer Tag und ich bin sehr glücklich, dass ich meinen Beitrag leisten konnte", meinte der spanischen Torjäger Raúl und Joel Matip ergänzte: "Ich muss erst einmal begreifen, was hier gelaufen ist. So etwas passiert nicht alle Tage. Wir haben alle gut zusammengearbeitet, und dieser Sieg ist das Produkt."
Dabei begann die Partie für Inter nach Maß: Die Italiener gingen nach 25 Sekunden durch ein spektakuläres Tor von Dejan Stankovic aus rund 50 Metern in Führung, bevor Joel Matip (17.) der verdiente Ausgleich gelang. Den Treffer von Diego Milito (33.) zum 2:1 für Inter egalisierte Schalke vor 80.000 Zuschauern durch Edu (40.). Raúl (53.), der seinen Rekord auf 72 Europacuptore ausbaute, ein Eigentor von Andrea Ranocchia (57.) und erneut Edu (75.) machten den Coup perfekt. Inters Cristian Chivu (62.) hatte wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte gesehen.
Es war im zweiten Spiel unter dem neuen Trainer Ralf Rangnick eine kämpferische Glanzvorstellung mit Mut zum Risiko und beherztem Offensiv-Fußball der von Verletzungen gebeutelten Schalker, die auf Klaas-Jan Huntelaar, Mario Gavranovic, Peer Kluge und Christoph Metzelder verzichetn mussten. Aufseiten von Inter konnte Coach Leonardo nach drei Monaten wieder den genesenen Stürmer Milito, zweifacher Torschütze im Vorjahresfinale gegen Bayern München, auch auf europäischer Bühne aufbieten.
Milito war auch gleich in der ersten Szene beteiligt, als Schalkes Torhüter Manuel Neuer etwa 20 Meter aus seinem Tor herauslief, um den Ball per Kopf vor den Argentinier zu klären. Den Abpraller nahm der Serbe Dejan Stankovic etwa fünf Meter vor der Mittellinie volley und schoss den Ball über Freund und Feind hinweg zum fünfschnellsten Treffer in der Champions-League-Geschichte in die Maschen.
Schalke zeigte sich nur kurz beeindruckt und suchte postwendend den Weg in die Offensive, wo Raúl (4.) das Inter-Gehäuse mit einem Kopfball nur knapp verfehlte. Die Westfalen wehrten sich und sorgten stets für Torgefahr gegen die labile Mailänder Abwehr, die im laufenden Wettbewerb schon 14 Gegentore kassiert hatte. Nummer 15 folgte nach einem einem Kopfball von Kyriakos Papadopoulos, den Inter-Keeper Júlio César nur nach vorn abwehren konnte und Matip zum 1:1 abstaubte.
Pech hatte José Jurado (19.), der Torhüter César freistehend zu einer Fußabwehr zwang. Effektiver waren zunächst Italiens Triple-Gewinner der letzten Saison. Beim 2:1 hatte Milito nach einer Kopfballvorlage von Esteban Cambiasso keine Mühe, Neuer aus nur fünf Metern zu überwinden. Die Schalker Mühen wurden aber durch den Ausgleich von Edu mit einem Schuss aus spitzem Winkel belohnt.
Nach dem Wechsel musste sich Schalke aggessiven Angriffen der Italiener erwehren. Neuer musste zweimal mit Glanzparaden gegen Milito und Samuel Eto'o klären, bevor Raúl die Inter-Fans in eine Schockstarre versetzte, als er sich gegen zwei Abwehrspieler durchsetzte und aus kurzer Distanz vollendete. Jurado sorgte schließlich für die Vorentscheidung und traf anschließend sogar noch den Pfosten (65.), ebenso wie Farfan (75.), dessen fünfte Gelbe Karte und die folgende Sperre für das Rückspiel für den einzigen Wermutstropfen sorgte.