Die Europäische Fußball-Union (UEFA) schweigt weiter eisern zu den Korruptionsvorwürfen, derweil spitzt sich die Affäre um den angeblichen Stimmenkauf bei der Vergabe der Europameisterschaft 2012 an Polen und die Ukraine weiter zu: Bevor Spyros Marangos in Kürze aber Beweise gegen vier Spitzenfunktionäre der UEFA vorlegen will, forderte der zyprische Funktionär zunächst einmal eine Verlegung der EURO nach Italien.
"Ich kämpfe um Gerechtigkeit: Die Euro 2012 sollte nachträglich an Italien vergeben werden", sagte der 61-Jährige im Interview mit der italienischen Sporttageszeitung "Gazzetta dello Sport". Das am Mittwoch ausgelaufene 48-Stunden-Ultimatum der UEFA ließ Sparangos jedoch verstreichen. Der Zyprer ließ über seinen Anwalt mitteilen, dass die 48 Stunden nicht einmal reichen würden, um von Zypern in die Schweiz zu reisen. Die UEFA prüft derzeit, ob sie rechtliche Schritte gegen Marangos einleitet.
"Wer solche Vorwürfe erhebt, begibt sich in Gefahr"
"Marangos kann ein Spinner sein, aber das muss geprüft werden. Wenn jemand behauptet, dass bei der EM-Vergabe 2012 Stimmen gekauft wurden, kann man ihm nicht einfach ein Ultimatum von 48 Stunden stellen, in denen er öffentlich seine Beweise vorlegen muss. Wer solche Vorwürfe erhebt, begibt sich in Gefahr. Das sind ja nicht lauter nette, liebe Leute, die in solche Vorgänge verstrickt sind", sagte Sylvia Schenk, Deutschland-Chefin von Transparency International.
Am Donnerstag verlangte auch die italienische Regierung eine schnelle Aufklärung der vermeintlichen Affäre. "Die Vorwürfe müssen gründlich überprüft werden, das ist eine Aufgabe der Justizbehörden. Sollten Vergehen auftauchen, müssen sie verfolgt werden. Wer Fehler begangen hat, muss zahlen", sagte Rocco Crimi, zuständiger Staatssekretär für den Sport und fügte hinzu: "Wir sind bereit, die EM 2012 zu organisieren." Nach Angaben von Marangos wurde Italien 2007 in Cardiff bei der Wahl des Austragungsortes für die EM 2012 betrogen. Der ehemalige Schatzmeister des zyprischen Verbandes bestätigte zudem einmal mehr seine Bestechlichkeitsvorwürfe gegen vier UEFA-Funktionäre. "Ich habe keine Angst, ich will bis zum Ende dieser Geschichte gelangen. Ich bange aber um meine Frau, meine Kinder, um Zeugen, Rechtsanwälte und auch um die Journalisten", sagte Marangos.
Marangos vertraut Platini
Er sei bereit gewesen, nach Genf zu fliegen, um der UEFA Beweismaterial für seine Anschuldigungen zu liefern, doch der Termin wurde von einem UEFA-Offiziellen abgesagt. "Ich bin bereit, hier auf Zypern alle Informationen in Anwesenheit meines Rechtsanwalts und eines Vertreters einer öffentlichen Behörde zu lieferen. Ich muss mich schützen, weil das Verbrechen hier begangen wurde", sagte Marangos.
Marangos betonte, er vertraue bei der Aufklärung UEFA-Präsident Michel Platini. "Er ist ehrlich und ein Freund. Er wird mir helfen. In Zukunft müssen Beschlüsse bezüglich der Austragung von Turnieren nicht mehr der Exekutive, sondern einer technischen Kommission anvertraut werden. In der Exekutive sind zu viele persönliche Interessen im Spiel", sagte Marangos, dem von der UEFA mit rechtlichen Schritten gedroht wurde, falls er seine Vorwürfe nicht beweisen kann.
Marangos liegen angeblich Beweise vor, die einen Verkauf des EM-Turniers 2012 an die Ukraine und Polen durch Vorstandsmitglieder der UEFA belegen. Marangos behauptet, er habe mehrere Zeugen dafür, wie in einer zyprischen Anwaltskanzlei Korruptionsgeschäfte abgewickelt worden seien, die fünf hohe UEFA-Funktionäre betroffen und eine Gesamtsumme von elf Millionen Euro umfasst hätten.