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Interview: Silvia Neid
"Haben kein Abo auf den EM-Sieg"

Frauenfußball: Silvia Neid im Interview

Am Montag startet für die deutschen Frauen in das Abenteuer Europameisterschaft. Silvia Neid spricht über Lagerkoller, Fechten und ein mögliches Vorrunden-Aus.

Drei Tage vor dem ersten EM-Spiel der deutschen Frauen-Auswahl gegen Norwegen steigt die Anspannung bei Silvia Neid und Co. Der Sport-Informations-Dienst (SID) sprach mit der Bundestrainerin über die anstehenden Aufgaben in den kommenden Tagen und Wochen.

Frau Neid, Sie gehen als Trainerin der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft mit Ihrer Mannschaft als Titelverteidiger bei der EM in Finnland an den Start. Wie sehen Ihre Ziele aus?

Unser Ziel ist natürlich, den Titel zu verteidigen. Aber wir haben kein Abo auf den EM-Sieg. Man muss sehen, wie wir in das Turnier finden, ob es Verletzungen gibt, und was sonst noch alles auf uns zukommt.

Wer sind Ihrer Ansicht nach die Haupt-Konkurrenten im Kampf um den Titel?

Es gibt meiner Meinung nach sechs Mannschaften, die um den Titel kämpfen. Das sind Dänemark, Norwegen, England, Schweden, Frankreich und wir. Alles andere würde mich total überraschen. Dabei sehe ich Schweden als ganz großen Favoriten, die haben eine richtig gute Mannschaft.

In Norwegen und Frankreich befinden sich zwei Mit-Favoriten in der deutschen Vorrunden-Gruppe. Wäre ein Vorrunden-Aus ein schwerer Schlag hinsichtlich der WM 2011 in Deutschland?

Birgit Prinz (Foto: firo).

Nein, das wäre kein Untergang. Je erfolgreicher wir sind, um so besser ist es natürlich auch im Hinblick auf die WM. Aber der Frauenfußball hat sich mittlerweile weit entwickelt. Ich kann mir deshalb nicht vorstellen, dass ein Ausscheiden so schlimm wäre, dass 2011 keine Zuschauer in die Stadien kommen würden.

Spielt die WM 2011 bereits bei der anstehenden EM im Blick auf Personalentscheidungen eine Rolle?

Das ist ein wenig zwiegespalten. Spielen wird die momentan beste und stärkste Mannschaft. Aber ich habe auch im Hinterkopf, dass ich Spielerinnen dabei habe, die dabei sein müssen, um zu lernen. Aber wie gesagt: Auflaufen wird die beste Mannschaft.

Inwieweit haben Sie Ihre Stammelf bereits im Kopf?

Überwiegend steht die Mannschaft. Wir müssen aber auch noch einiges ausprobieren, um für den Notfall gerüstet zu sein. Unser Ziel ist es, so flexibel wie möglich zu sein. Wir wollen zwar so oft wie möglich mit der Stammelf auflaufen, dennoch ist es wichtig, für Überraschungen sorgen zu können - sei es von Spielbeginn an oder durch Einwechslungen."

Sie haben Ihre Spielerinnen bei insgesamt sechs Lehrgängen auf die EM vorbereitet. Lief die Vorbereitung nach Ihrem Wunsch ab?

Die Vorbereitung war optimal für mich. Die Spielerinnen haben mich in den letzten Monaten bestimmt oft verflucht. Aber sie haben alle mitgezogen. Sie haben gezeigt, dass sie unbedingt erfolgreich sein wollen. Alle haben das gleiche Ziel.

Sie haben in der Vorbereitung auch Wert auf gemeinsame Unternehmungen außerhalb des Trainingsplatzes gelegt. Ihr Team hat beispielsweise gemeinsam gekocht oder war beim Fechten in Tauberbischofsheim.

Waren das die richtigen Maßnahmen gegen den Lagerkoller? Beschreiben Sie doch mal die Stimmung im Team!

Die Stimmung in der Vorbereitung war witzig, lustig, spaßig. Das liegt daran, weil wir eine gute Mischung von älteren und jüngeren Spielerinnen haben. Alles passt hervorragend zusammen. Jede kann mit jeder.

Neben den Spielerinnen stehen Sie als Trainerin natürlich ebenfalls unter Druck. Wie gehen Sie damit um?

Es ist natürlich anstrengend, denn man hat 40 Leute im Schlepptau und muss alle unter einen Hut bringen. Das zehrt auch an mir. Ich habe mir aber geschworen, alles zu geben. Dann sehen wir, was dabei rauskommt. EM-Titel Nummer sieben ist das Ziel, aber wir wissen alle, wie schwer diese Aufgabe ist. Wichtig ist für mich, alles dafür zu geben, damit ich hinterher in den Spiegel schauen kann. Ich versuche, alles mit Gelassenheit anzugehen.

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