FCR-Trainerin Martina Voss wollte nach dem Schlusspfiff die Doppelbelastung nicht als Entschuldigung gelten lassen: „Ich mache es mir nicht einfach und sage, dass wir Pech hatten. Sicher waren wir die Mannschaft mit den größeren Spielanteilen, aber wenn man nach drei Minuten zurückliegt, wird es schwer. Das war schon gegen Potsdam so.“
Für den Schock der frühen Führung sorgte Sylvie Banecki, die FCR-Keeperin Christina Bellinghoven keine Chance ließ. Die Torfrau ersetzte die angeschlagene Kathrin Längert. Kathrin Lehmann, die noch am Samstag in Lyon im Kasten stand, ist schon wieder bei der Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft, die bei der WM in Finnland startet.

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An dem Wechsel im Tor lag es aber nicht, dass die „Löwinnen“ am Ende mit leeren Händen dastanden. Vielmehr vergaben die Duisburgerinnen schon im ersten Abschnitt eine Reihe guter Chancen. Inka Grings traf nur den Pfosten (6.), Turid Knaak trat freistehend über den Ball (9.) und erneut Grings brachte den Ball nicht im FCB-Kasten unter (26.). „Wenn man diese Möglichkeiten nicht nutzt, darf man sich anschließend nicht beschweren“, fand Voss deutliche Worte und fügte an: „Mir hat da auch der absolute Wille und die letzte Konsequenz gefehlt.“
Das wichtige 1:1 fiel dann erst nach dem Wechsel: Nach einem Pass von Linda Bresonik erzielte Grings ihr 22. Saisontor (65.). Das gab der Mannschaft noch einmal Auftrieb und brachte beinahe den Führungstreffer durch Grings (67.) und Anne van Bonn (73.).
Für die eiskalte Dusche sorgte aber erneut Banecki, die mit einem trockenen Schuss den Endstand herstellte (82.). Münchens Günther Wörle war entsprechend zufrieden. „Wir hatten vielleicht drei Chancen, aber solche Spiele gibt es immer wieder. Wir waren sicherlich der glückliche Sieger“, gab der FCB-Coach zu. „Den Dreier haben wir uns wieder im Rennen um die Deutsche Meisterschaft zurückgemeldet, das ist doch toll für die Frauen-Bundesliga.“
Daran wollte Voss direkt nach der Niederlage nicht denken, schließlich wartet am Sonntag ein Hochkaräter auf den FCR. „Lyon wird uns schon zeigen, wie stark sie sind. Da müssen wir eine andere Einstellung an den Tag legen. Vielleicht haben meine Spielerinnen auch gedacht, dass Bayern ohne fünf Stammkräfte mal eben zu schlagen ist.“ Der kommende Gegner wird genau hingeschaut haben, eine sechsköpfige Delegation aus Frankreich war vor Ort.
Aber nicht nur sportlich ist der internationale Vergleich für die Duisburger eine echte Herausforderung. Auch die Organisation muss bis ins kleinste Detail, vom Einrichten der Mixed- und Doping-Zonen bis hin zu strengeren Sicherheitskontrollen, geplant werden. „Wir haben ja keine supermoderne Arena, sondern ein kleines Stadion. Deshalb müssen wir an einigen Stellen improvisieren“, erklärte FCR-Geschäftsführer Rainer Kirberg, der aber auch Positives vermelden konnte: „Die Tribüne ist mit knapp 800 Plätzen ausverkauft.“
Ab dem heutigen Donnerstag können sich Fans noch in der Gaststätte des VfB Homberg mit Stehplatzkarten eindecken. Auch wenn das Stadion wohl nicht ausverkauft sein wird (Kapazität: rund 6.000 Zuschauer), rechnen die Verantwortlichen an der Wedau mit rund 3.500 Unterstützern.
Prominente Gäste wie DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger, Bundestrainerin Silvia Neid oder OK-Chefin Steffi Jones werden sich das Highlight nicht entgehen lassen. Die ARD überträgt ab 13.45 Uhr live aus Duisburg und lässt den FCR schon im Vorfeld staunen: Kirberg: „Das Team besteht insgesamt aus 95 Personen, das sind auch für uns neue Dimensionen.“