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SGS: WM-Absage demontiert jahrelange Aufbauarbeit
Club kämpft um seine Zukunft

SGS: WM-Absage demontiert jahrelange Aufbauarbeit
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Die Gesichter waren ohnehin schon ziemlich lang, wenn man bei den Verantwortlichen der SG Schönebeck einmal das Thema Stadion auf den Tisch des Hauses brachte. Jetzt hängt manches Kinn bis auf den Boden.

Man war nicht blind, sah die Tendenz. Die hat sich im abschließenden Kopfschütteln des DFB bei der Vergabe der WM-Spielorte 2011 bestätigt. Der Kelch geht an Essen vorbei. Somit auch mögliche wirtschaftliche und strukturelle Impulse an der SGS.

Manager Willi Wißing spricht von „Bedauern“ und auch davon, „dass beim besten Willen Essen keiner den Zuschlag geben kann, ohne das abzusehen ist, wann in Essen das Stadion gebaut wird.“ Weil die Finanzierung einfach nicht steht. Wißing, dem man ansieht, dass er ziemlich sauer ist: „Damit wird eine große Chance vertan, Essen nach dem kulturellen Highlight 2010 einen sportlichen Höhepunkt zu geben.“

Die Bewerbung um den Titel Kulturhauptstadt „hat viele Kräfte in der Stadt mobilisiert“, wie Wißing richtig feststellt, um den globalen Fokus auf das Ruhrgebiet und federführend auf Essen zu richten. Wißing stellt die Frage: „Warum hat sich keiner in gleicher Weise intensiv für den WM-Standort Essen eingesetzt?“ Der SGS-„Macher“ nennt den Kulturdezernenten Dr. Oliver Scheytt als „einen Ideengeber und leidenschaftlichen Wegbereiter“. Er vermisste jedoch eine Sportpolitik, die sich nicht zeigte. Wißing legt den Finger in die Wunde: „Wo waren diejenigen in der Verwaltung der Stadt, die das Engagement des Kulturdezernenten zum Vorbild für die WM-Bewerbung genommen haben?“

Die SGS ist Bundesligist, allerdings muss man ganz nüchtern feststellen, dass genau diese Zugehörigkeit keine Selbstverständlichkeit ist. Fans strömen, geben der boomenden Sportart Frauenfußball in der Metropole auch einen würdigen Rahmen. Wie lange kann die SGS diese Anforderungen stemmen, sich wirtschaftlich zu behaupten, ist Titanenarbeit. Wißing bestätigt das. „Der Trend geht woanders hin. Die Erstligisten haben den Frauen-Fußball als Geschäftsfeld erkannt.“ Bayer Leverkusen hat sich den Tus Köln rrh. einverleibt, Werder Bremen und Borussia Mönchengladbach stehen ganz weit vorne mit ihrem Bemühungen, dem deutschen Frauenfußball ihren Stempel aufzudrücken.

Mittlerweile kooperiert der VfL Bochum mit Tus Harpen, der 1.FFC Recklinghausen macht das mit Schalke 04 schon länger. Wißing: „Hier können die Vereine die hervorragende Infrastruktur und die fantastischen Trainingsbedingungen der Vereine nutzen. Hier engagieren sich die Sponsoren der Vereine auch für den Frauenfußball.“ Eine Zusammenarbeit mit Rot-Weiss Essen bietet sich für die SGS im Moment nicht an. Deshalb betont Wißing, der die jahrelange Aufbauarbeit sehr gefährdet sieht: „Was hat Essen? Den Spitzenverein RWE mit Schulden und einer schwachen Infrastruktur, einen Verein, der mit dem Überleben mehr zu kämpfen hat, als sich mit strategischen Planungen auseinandersetzen zu können.“ Wer will dem Mann widersprechen?

Wißing positioniert sich deutlich: „Wir benötigen in Essen Bedingungen, die dem Leistungsfußball und weitergehend auch den anderen Sportspielarten gerecht werden.“ Alles hängt am Geld. Wißing: „Ausreichende finanzielle Absicherung des Spitzensports muss selbstverständlich sein.“ Eine Forderung, die an die Stadt geht. Wißing: „Politik und Wirtschaft müssen den Leistungssport in Essen intensiv fördern und sich den Kulturbereich zum Vorbild nehmen. Dieser genießt in Essen große Anerkennung. Da muss auch der Leistungssport in Essen hin.“

Dass kulturell höchste Qualität und auch Spitzensport das Image einer Stadt prägen, ist kein Argument, dass Wißing exklusiv hat. Das hörte man schon oft auch von der Stadt. Wißings Fazit: „Frauenfußball in Essen ist eine Pflanze, die gegossen werden muss. Dazu bedarf es keiner siebenstelliger Beträge, aber viel Herzblut und Einsatz.“ Die WM 2011 ist keine Bühne, auf der sich Essen präsentieren wird, eine vergebene Chance. Wißing: „Hoffentlich vertut Essen nicht auch die Möglichkeit, die der Frauenfußball bietet.“ In diesem Jahr spielt die SGS noch in der Bundesliga – was ist aber in der Spielzeit 2009/2010?

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