Es ist der Ex-Klub von Trainer Sven Kahlert, der mit Frankfurt 2010/11 den DFB-Pokal holte und ein Jahr später sowohl im Landes-Pokal als auch in der Champions League das Finale erreichte, ehe er im September 2012 entlassen wurde. RS sprach vor dem Spiel gegen den Tabellenführer mit Kahlert.
Sven Kahlert, Sie wirkten zuletzt etwas desillusioniert. Geht es Ihnen nach dem Unentschieden gegen Cloppenburg wieder besser? Mein Problem ist, dass ich zu oft mein Herz sprechen lasse, da ich von den Emotionen lebe. Das hat man nach der Niederlage gegen Essen wieder gemerkt. Nach dem Spiel gegen Cloppenburg bin ich immer noch sehr zwiegespalten. Auf der einen Seite haben wir eine gute zweite Halbzeit gespielt, aber dann hat uns die Kaltschnäuzigkeit gefehlt, den Sack zuzumachen. Das Selbstvertrauen haben wir im Moment nicht.
"Wir haben nichts zu verlieren"
Und dann kommt jetzt auch noch Frankfurt. Was erwarten Sie von dem Spiel? Wir haben nichts zu verlieren und würden unseren Aufwärtstrend gerne fortsetzen. Aber das wird brutal schwer. Denn wir wollen uns auch nicht nur hinten reinstellen, sondern fußballerisch überzeugen.
Lucie Vonkova hat gegen Cloppenburg ihr erstes Tor in der Bundesliga erzielt. Hat sie dadurch wenigstens an Selbstbewusstsein gewonnen? Für sie persönlich hat es mich besonders gefreut, dass sie endlich getroffen hat, denn im Training investiert Lucie immer unglaublich viel. Auch in den Spielen hängt sie sich immer voll rein. Ich hoffe, dass ihre Stärken jetzt nach und nach zum Vorschein kommen.
Ein anderes "Sorgenkind" ist derzeit Jennifer Oster. Sie wirkt auf dem Platz manchmal ein bisschen unmotiviert. Nein, das kann ich überhaupt nicht unterstreichen. Osti gibt im Training immer Vollgas, ist für ihre Mitspielerinnen immer ansprechbar und kommt mit den Problemen zu mir. Aber die Situation nagt natürlich auch an ihr. In diese Aufgabe muss sie als Kapitänin auch erst einmal reinwachsen. Vielleicht kommt sie auf dem Platz mit dieser Verantwortung manchmal nicht so ganz zurecht. Wenn es schlecht läuft, lässt Osti auch schon mal die Schultern hängen.
"Müssen den Worten Taten folgen lassen"
Das wirkt auf alle anderen dann aber durchaus, als habe sie keine Lust. Ja, das ist richtig. Ich habe auch schon mit ihr darüber gesprochen, dass die Körpersprache gerade bei ihr sehr wichtig ist. Als Kapitänin schauen ihre Mitspielerinnen auf sie. Auch wenn mal nicht alles in Ordnung ist, muss sie immer Selbstbewusstsein ausstrahlen. Aber ich muss sie definitiv in Schutz nehmen: Osti ist immer motiviert, immer da und auch sehr selbstkritisch. Aber sie ist eben auch nicht die Fighterin, sie hat eine ganz andere Spielveranlagung.
Fighten ist ein gutes Stichwort, das nämlich wird in den nächsten Wochen benötigt. Die kommenden Gegner heißen Frankfurt, München und Jena, alles keine leichten Spiele. Wie schwer wird es werden, in der nächsten Zeit aus dem Tabellenkeller wieder raus zu kommen? Das wird brutal schwer. Wir sind jetzt da, wo wir auf gar keinen Fall hin wollten. Wir hatten gehofft, dass sich unsere finanzielle Situation nicht so stark auf die sportliche niederschlägt, aber das ist jetzt eingetroffen. Wir müssen die nächsten Spiele gut überstehen und dann in der Rückrunde die interessanten Spiele für uns entscheiden. Wobei ich auch hoffe, dass wir in den nächsten drei Partien vielleicht auch noch was holen. Wir müssen den Worten endlich Taten folgen lassen, das hat auch die Mannschaft gesagt, die sich noch lange nicht aufgegeben hat.