Welche deutsche Mannschaft erreicht das Finale der UEFA Women’s Champions League am 26. Mai im Craven Cottage, der Heimat des Fulham FC, in London: Stehen sich erneut Turbine Potsdam und Olympique Lyon, die das Hinspiel gegen Arsenal LFC mit 2:0 gewonnen haben, gegenüber oder schafft der FCR 2001 Duisburg zum zweiten Mal nach 2009, damals noch UEFA Women’s Cup, den Einzug in das Endspiel?
Nach dem 2:2 (2:2) am Samstag im PCC-Stadion fällt die Entscheidung wie bereits im Vorjahr, als sich die Potsdamerinnen am 18. April mit 4:1 im Elfmeterschießen durchsetzten, in der brandenburgischen Landeshauptstadt (Sonntag, 14.15 Uhr, live im ZDF). RS unterzieht beiden Klubs einem Vergleich.
Ausgangssituation Während Turbine Potsdam als Deutscher Meister automatisch für die Champions League qualifiziert ist, sind die „Löwinnen“ dazu verpflichtet, das Finale zu gewinnen, um auch im kommenden Jahr international spielen zu können. Nach dem frühen Aus im DFB-Pokal und weil auch die Meisterschaft alles andere als nach Plan lief, besteht zudem die Chance, Wiedergutmachung zu betreiben und die Saison noch zu retten. In Potsdam ist derweil nach der Niederlage im DFB-Pokalfinale gegen den 1. FFC Frankfurt bereits der Traum vom Triple zum 40-jährigen Vereinsjubiläum geplatzt. Einen weiteren Titel will das Team von Trainer Bernd Schröder sicherlich nicht herschenken.
Vorteil: keiner 0,5:0,5
Statistik In den letzten elf Begegnungen trennten sich die beiden Vereine viermal remis, viermal gewann Potsdam und dreimal der FCR. Die Heimbilanz spricht allerdings für den fünfmaligen Deutschen Meister. Zuletzt konnte sich Turbine gegen den Dauerrivalen dreimal in Folge vor eigenem Publikum durchsetzen. Eindrucksvoll ist auch die Saisonbilanz: Daheim haben die Potsdamerinnen in den vergangenen Monaten sämtliche Partien gewonnen. Die letzte Niederlage im Karl-Liebknecht-Stadion datiert vom 7. September 2008 (0:3 gegen Bayern München). Auch wenn das Ergebnis letztendlich von der Tagesform abhängig sein wird. Die Zahlen sprechen für das Heimteam.
Vorteil: Potsdam 0,5:1,5
Abwehr Bernd Schröder schwört auf sein 3-4-3-System, während die Duisburgerinnen zuletzt im 4-2-3-1 agiert haben. Im Hinspiel erzielte der FCR beide Tore aus dem Spiel heraus und ließ die Defensive des Gegners dabei nicht gut aussehen. Eventuell wird Schröder die Abwehr zudem umstellen müssen. Der Einsatz von Josephine Henning (Steißbeinprellung), die sich bei einem Zusammenprall mit Alexandra Popp verletzte, ist fraglich.
Marco Ketelaer wird hingegen wohl auf seine zuletzt bewährte Viererkette setzen (Himmighofen, Wensing, Kiesel, Fuss). Mit Annike Krahn hat er zudem noch die Abwehrchefin der letzten Jahre in der Hinterhand.
Feierte einst gegen Potsdam ihr Bundesliga-Debüt: Luisa Wensing (Foto: Tillmann).
Auf der Sechserposition wird vermutlich wieder Linda Bresonik agieren. Was für ein Riesenpotenzial die 27-Jährige hat, wenn sie es denn vollständig abruft, was zuletzt nur selten der Fall war, demonstrierte sie beim 1:1 im Hinspiel. Mit viel Übersicht leitete sie den wunderbar herausgespielten Angriff ein. Nicht ohne Grund trägt Bresonik sowohl beim FCR als auch in der Nationalmannschaft die Nummer zehn. Wenn es darauf ankommt, kann sie den entscheidenden Pass bringen – oder auch selbst das Tor erzielen (hier sei an das 1:0 im Halbfinale des DFB-Pokals in der vergangenen Saison erinnert).
Ein Elfmeterschießen wollen die Duisburgerinnen derweil nicht ohne Grund vermeiden. Potsdams Anna Felicitas Sarholz hat sich im vergangenen Jahr einen Namen als Elfmeterkillerinnen gemacht.
Vorteil: FCR 1,5:1,5
Mittelfeld Die entscheidende Veränderung zum Hinspiel: Während auf Potsdamer Seite die zweikampfstarke und flinke Bianca Schmidt ihre Gelbsperre absitzen muss, kehrt beim FCR Simone Laudehr zurück. Die 24-Jährige wird auf ihren Einsatz brennen. Und vermisst wurde sie am vergangenen Samstag ohnehin. Auf dem linken Flügel wird Laudehr für mehr Gefahr sorgen und das Offensivspiel ankurbeln. Auch von dem Potenzial der Einzelspielerinnen ist das Mittelfeld der Duisburgerinnen insgesamt besser besetzt.
Vorteil: FCR 2,5:1,5
Angriff In keiner anderen deutschen Mannschaft wird wohl so viel rotiert wie bei den Potsdamerinnen. Das Angriffs-Trio Yuki Nagasato, Anja Mittag und die dribbelstarke Fatmire Bajramaj, ständiger Unruheherd im gegnerischen Strafraum, tauscht während des Spiels immer wieder die Positionen und harmoniert perfekt miteinander.
Könnte in diesem Jahr zum dritten Mal in Folge den internationalen Vereinstitel gewinnen: Fatmire Bajramaj (Foto: Tillmann).
Wobei die Japanerin, die sowohl im Pokalfinale als auch in Duisburg traf, aktuell den stärksten Eindruck hinterlässt. Aber bereits im Hinspiel kam Turbine in der Offensive nur selten zu guten Aktion, was auch am guten Pressing der Duisburgerinnen lag. Toptorschützinnen beim FCR sind Inka Grings und, seit sie auch beim FCR in der Offensive agieren darf, Alexandra Popp. Die beiden ergänzen sich perfekt. Während die U20-Weltmeisterin, im Hinspiel bereitete sie beide Treffer vor, unglaublich schussgewaltig ist, ohne Rücksicht in die Zweikampf geht und immer 180 Prozent gibt, ist Grings die Technikerin und vom Gegner nie ganz auszuschalten. Ein besseres Duo kann es wohl nicht geben.
Vorteil: FCR 3,5:1,5
Trainer Auf der einen Seite der Trainerfuchs, auf der anderen Seite ein Neuling auf dem Cheftrainerposten. Während der 68-jährige Bernd Schröder sinnbildlich für 40 Jahre Turbine Potsdam steht und bereits alles gewonnen hat, was es im Vereinsfußball zu gewinnen gibt, war der 41-jährige Marco Ketelaer noch bis zum 17. Februar als Co-Trainer beim FCR tätig. Ihm wurde nach der Beurlaubung von Martina Voss-Tecklenburg die schwere Aufgabe übertragen, die „Löwinnen“ in das Champions-League-Finale zu führen. Die große Erfahrung spricht für Schröder.
Vorteil: Potsdam 3,5:2,5
Fazit: Wenn die Duisburgerinnen mal wieder ihre ganze Qualität abrufen und im Top-Duell absoluten Siegeswillen beweisen, steht dem Finaleinzug nichts im Wege.