„Wir wollten ein frühes Tor vermeiden“, sagte Trainer Markus Högner später. Er erlebte aber stattdessen genauso wie die Anhänger der SG Essen-Schönebeck in diesem Moment ein Déjà-vu. Dieser dauerte aber nur einen kurzer Moment, denn eine Klatsche wie vor drei Wochen gegen den 1. FFC Frankfurt sollte nicht folgen.
Stattdessen gab es sogar einen kurzen Augenblick, als so manch einer sogar von einem Unentschieden gegen den amtierenden Deutschen Meister und Champions-League-Sieger träumte.
Michele Weissenhofer hatte gerade nach einem Eckstoß von Melanie Hoffmann per Kopf den 1:2-Anschlusstreffer erzielt (77.). „Auch eine Spitzenmannschaft wird dann nervös“, merkte die SGS-Kapitän an. Aber ehe die Essenerinnen noch einmal zuschlagen konnte, nutzte das Team von Trainer Bernd Schröder die erneute Schlafmützigkeit auf der linken Abwehrseite aus und baute die Führung in Person von Anja Mittag auf 3:1 aus (82.). Den Schlusspunkt setzte dann ausgerechnet eine Ex-Essenerin. Inka Wesely, die im Sommer nach Potsdam wechselte, war mit aufgerückt und schraubte das Ergebnis noch etwas in die Höhe (88.).
„Das Ergebnis ist ein, zwei Tore zu hoch ausgefallen“, betonte Hoffmann, während Schröder, der sich zur Herbstmeisterschaft gratulieren lassen konnte, die beste Leistung einer Essener Mannschaft gesehen hatte. Die aber nun einmal nicht die Klasse wie Potsdam hat. Die Gäste aus der brandenburgischen Landeshauptstadt nutzten ihre wenigen Chance eiskalt aus. „Es war schon gewollt, dass wir so kompakt gestanden haben“, sagte Hoffmann. Bis auf Weissenhofer als einzige Spitze, zog sich die SGS-Elf phasenweise komplett in die eigene Hälfte zurück. Mit Ausnahme der Aussetzer auf der linken Seite der Schönebeckerinnen, wo allerdings auch Bianca Schmidt, die die ersten beiden Toren mustergültig vorbereitete, und Fatmire Bajramaj ihre individuelle Klasse ausspielten, ging dieses Konzept auch auf. Und in der Schlussphase stießen die Essenerinnen nach der kräftezerrenden Partie auch an ihre physischen Grenzen.
Noch in diesem Jahr aber gibt es für die Schönebeckerinnen die Chance, Revanche zu nehmen. Im Viertelfinale des DFB-Pokals gastiert die SGS in Potsdam. Von Schröder gab es aber vorab schon einmal einen Tipp für die nächste Bundesliga-Partie gegen den SC 07 Bad Neuenahr. „Ihr müsst eure linke Seite stark machen.“
An Irini Ioannidou kann man derweil nur die besten Genesungswünsche richten. Die 19-Jährige musste mit Verdacht auf Bänderriss in der 59. Minute ausgewechselt und ins Krankenhaus gebracht werden.