Traurig war ich auch darüber, dass ich gegen Potsdam gar nicht zum Einsatz kam. Denn für jeden Fußballspieler ist es schwer, das ganze Geschehen nur von außen ansehen zu dürfen und nicht eingreifen zu können.
Regen in England ist kein Vorurteil
Am Montag nach dem Spiel gegen Potsdam erfolgte die Anreise nach Frankfurt zur U23 Nationalmannschaft, da wir am Donnerstag ein Testspiel gegen die U23 aus England bestreiten sollten.
Ich spiele, trotz anfänglicher Skepsis meines familiären Umfeldes, seit meinem siebten Lebensjahr Fußball. Groß geworden bin ich im Essener Fußball, wo ich bis zu meinem Wechsel in den Mädchen- und Frauenfußball die Jugendmannschaften des SC Rellinghausen, des SC Steele 03/20 und der SG Essen-Schönebeck durchlaufen habe. 2003 folgte der Wechsel zum FCR 2001 Duisburg, wo ich auch heute noch spiele und die ersten Erfolge feiern konnte: Angefangen bei der Deutschen B-Juniorinnen Meisterschaft 2007 über die DFB-Pokal-Siege 2009 und 2010 sowie den UEFA Women's Cup 2009, bis zu meinem bisher größten persönlichen Erfolg, der Gewinn der U20-Weltmeisterschaft in diesem Sommer. Die Skepsis meiner Eltern gegenüber der Sportwahl ihrer Tochter wich sodann auch schnell, stattdessen traten Unterstützung und Stolz an ihre Stelle.
Die erste zwei Tage verbrachten wir in einem Hotel in Frankfurt mit intensiven Trainingseinheiten bevor wir uns am Mittwoch per Flugzeug auf den Weg nach Birmingham machten. Bei der Ankunft bestätigte sich mal wieder das Vorurteil, dass es in England immer regnet. Wobei Regen noch der falsche Ausdruck war, es goss wie aus Eimern. Nach Ankunft im Hotel hatten wir noch zwei Stunden Zeit bis zum Training, Marith Prießen und ich nutzten die Zeit um Kakao trinkend in unseren gemütlichen Betten zu liegen, Hotelfernsehen zu schauen und bei dem Sauwetter keine Lust auf Training zu haben.
Auf der Suche nach Toren
Die Fahrt zum Trainingsplatz bot uns dann aber wieder viel Spaß. Nachdem unser Busfahrer sich dreimal verfahren hatte kamen wir schließlich doch an. Alle stiegen aus und gingen bepackt mit Bällen, Hütchen, und Leibchen in Richtung Rasen. Mein erster Gedanke war: „Schöne Wiese, und wo ist der Fußballplatz?“. Denn leider waren weder Tore, noch irgendwelche Platzmarkierungen vorhanden. Also wurden wir über einen kleinen, durch ein Gebüsch führenden Weg, einen Platz weiter geschickt. Hier lagen die Tore - wenn man Tore die wie Teppichstangen aus Hinterhöfen aussehen als solche bezeichnen kann - ohne Netz auf dem Boden. Das nächste Feld sah vielversprechender aus, hier standen die „Teppichstangen“ und der Platzwart befestigte noch schnell Tornetze. Marie Louise „Loui“ Bagehorn merkte zudem noch an, dass man hier nicht von dem sooft zitierten englischem Rasen sprechen könne, und als wir dann sogar noch drei Golfbälle mitten auf unserem Fußballplatz fanden, waren wir alle sehr belustigt. Die Umstände reichten aber allemal für ein anständiges Abschlusstraining vor der Begegnung mit dem Engländerinnen.
Unglückliche Niederlage
Donnerstag verloren wir dann leider mit 2:1 in einer hart umkämpften Partie, in der sich die Engländerinnen am Ende etwas durchschlagskräftiger präsentierten. Zum Glück war es nur ein Testspiel, denn jetzt wissen wir in welchen Punkten wir uns noch verbessern müssen um in Zukunft solche Spiele nicht mehr zu verlieren. Eines habe ich bei dieser Reise noch gelernt, nämlich dass mir englische Gerichte nicht schmecken und dass bei ich manchen Geschmackskombinationen nicht glauben kann, dass es den Engländern selbst schmeckt.