Der 1889 gegründete Klub, der in der jüngeren Vergangenheit schon einige Krisen meistern musste und immer noch zu den mitgliedsstärksten Vereinen in der Stadt an der Emscher gehört, befindet sich in sehr unruhigen Fahrwässern. Roland Nowak, ehemaliger Vorsitzender und zuletzt für die Pressearbeit zuständig, erklärt: "Das sind die größten Querelen, die ich hier je erlebt habe." Die persönliche Konsequenz für den bekennende MSV Duisburg-Fan: Die Abmeldung. "Daraufhin wurde mir in einem Schreiben mitgeteilt, dass man sich über meine Abmeldung gefreut hat. Das hat mich sehr verärgert. Der Vorstand führt hier einen Kleinkrieg gegen fast jeden und informiert niemanden über wichtige Entscheidungen", grantelt Nowak, der eine Rückkehr kategorisch ausschließt. "Ich stehe nur noch in Stand-by-Funktion bei wichtigen Fragen zur Verfügung."
Hauptärgernis ist der Vorstand um Werner Nakot, seines Zeichens seit 2002 im Amt, hauptberuflich Polizist und nebenbei noch in der Lokalpolitik und im Stadsportbund aktiv. Stein des Anstoßes war der Bau einer Mauer. Und zwar wurde diese durch ein Zimmer gezogen, in dem die Fußballer Hütchen, Trikots und alles weitere lagern. Ohne jemanden zu unterrichten, dass die aufstrebende Handball-Abteilung auch einen Raum erhält, wurde die Raumteilung an einem Samstag vollzogen. Daraufhin trat auch der Vorstandsvorsitzende Volker Offermann zurück. "Und das nach 37 Jahren Vereinszugehörigkeit. Das zeigt, dass hier einiges nicht stimmt", erklärt Nowak.
Auch die Dissonanzen zwischen Nakot und dem Pächterehepaar Wilms, das die Trinkhalle auf der Platzanlage betrieb, machte die Runde. Dort wurde der laufende Vertrag einseitig vom Vorstand beendet, da auf dem Gelände eine "Biergartenatmosphäre" entstanden sei, die gerade für die jungen Sportler nicht zumutbar sei. Inzwischen einigte man sich auf eine Abfindung in Höhe von 1500 Euro an das Ehepaar. "Diese ganzen Negativschlagzeilen schaden dem Verein", glaubt der Versicherungs-Kaufmann zu wissen, "im Zuge der Ermittlungen kam dann auch heraus, dass der Verein viel zu viele Kosten hat. Sachen, die früher ehrenamtlich erledigt wurden, werden heute fürstlich entlohnt." Einen Teilerfolg hat Nowak dennoch zu vermelden: "Die Spendenquittung über sämtliche Sportklamotten, die ich dem Verein zur Verfügung gestellt habe, habe ich endlich erhalten. Das hat zwar etwas länger gedauert und ein Ultimatum musste ich stellen, aber nun ist sie da."
Aktuell wird die Fußball-Abteilung von Andreas Eckardt und Jürgen Haferkamp geleitet. "Das ist zu wenig", weiß Oliver Stolp, Ex-Trainer und nun im Amt des Team-Managers. Der 39-Jährige erklärt sein neues Aufgaben-Gebiet: "Wenn etwas ist, haue ich auch mal dazwischen. Ansonsten stehe ich unserem neuen Trainer Aytekin Uyanik stets in allen Belangen zur Seite. Denn für einen Neuanfang im Sommer müssen wir eine gute Basis schaffen und die heißt, dass die erste Mannschaft in der Bezirksliga sein muss." Auch das Worst-case-Szenario macht schon die Runde. Wenn nach der Saison die außerordentliche Hauptversammlung stattfindet, kann dies auch eine Auflösung der Fußball-Abteilung zur Folge haben. "Im Moment zeigt der Trend in die falsche Richtung", weiß Nowak, "jetzt hoffe ich erst einmal trotz der schlechten Vorbereitung auf einen guten Rückrundenstart, damit die Mission Neubeginn bald losgehen kann." Oder auch eben nicht.