Es flogen Wasserflaschen durch die Gegend, Zuschauer und Spieler fluchten und einige Frohnhauser schüttelten die Köpfe. Im zweiten Relegationsspiel gegen TuB Bocholt lag der VfB zur Pause mit 0:2 zurück und war auf dem Weg, das komfortable 3:0 aus dem Hinspiel zu verspielen. Doch in der Kabine ging offensichtlich ein Ruck durch die Mannschaft, der die „Löwen“ in der zweiten Halbzeit in die Landesliga bugsieren sollte.
Plötzlich stimmte die Einstellung und die Essener spielten mutiger als zuvor. Zwar erspielten sie sich im ersten Durchgang schon einige Chancen, doch die blieben teilweise äußerst fahrlässig auf der Strecke. TuB investierte nicht viel in die Offensive, kam dennoch zu zwei Treffern: schon nach sieben Minuten per Foulelfmeter (Michel Wesendonk verwandelte) und kurz vor der Pause per Kopf (Marco Moscheik, 42.).
Aber die Hausherren zeigten eine Trotz-Reaktion und drehten den Spieß um. Anstelle von Unsicherheit war Mut zu sehen – und der wurde belohnt. Erst traf Mohamed Kaled El Said zum wichtigen Anschluss (54.), ehe Yannik Wilberg das 2:2 besorgte (58.). Damit war die Entscheidung zugunsten des VfB Frohnhausen gefallen und es durfte gejubelt werden. Zwar traf Johannes Langhorst kurz vor Schluss (83.) noch zum Bocholter Sieg, doch mehr war nicht drin.
VfB-Trainer Issam Said, der für seine klaren Aussagen bekannt ist, fand in der Halbzeit offenbar die richtigen Worte. Viele waren es nicht, wie er nach dem Spiel zugab: „Entweder ihr seid die Vollärsche der Nation oder ihr spielt nächstes Jahr Landesliga. Mehr habe ich nicht gesagt.“ Gesagt, getan. Jetzt spielen die „Frohnhauser Löwen“ in der Landesliga.
Der Weg dort hin war alles andere als einfach. Dreimal scheiterten die Essener am Aufstieg, zuletzt zweimal knapp in der Relegation. „Das ist so geil. Ich bin einfach so erleichtert. In der ersten Halbzeit dachte ich: ‚Scheiße, wir werden die Deppen der Nation‘. Aber die Mannschaft hat es echt überragend gemacht nachher und das ist ihr Verdienst“, sagte der sektgeduschte Said nach Abpfiff.
Viele Frohnhauser hatten Tränen in den Augen, denn zum ersten Mal in diesem Jahrtausend dürfen sie ab der kommenden Saison in der Landesliga ran. Auch Issam Said war glücklich und stolz: „Wir werden jetzt erstmal die Zeit genießen, die Landesliga ist noch ein bisschen hin. Jetzt haben wir vier Wochen Ruhe und fahren erstmal nach Malle. Da hauen wir richtig einen raus und überlegen danach, was wir uns für die neue Saison vornehmen. Und ich sag euch eins: Für mich ist die Geschichte noch nicht zu Ende.“