Dem ist aber die Tatsache hinzuzufügen, dass die Liricher wegen Baumaßnahmen auf ihrer Platzanlage, wo ein Kunstrasenplatz entsteht, in dieser Saison noch kein Heimspiel hatten. Zur Verwunderung einiger Akteure fand die Partie erneut auf dem Ascheplatz statt. "Der Rasenplatz ist bei dem Wetter einfach nicht bespielbar", erklärte der Vereinsvorsitzende Jürgen Wehrenbrecht dazu.
Die erste Hiobsbotschaft traf den Gäste-Coach bereits zehn Minuten vor dem Anpfiff als Stamm-Torwart Roberto Camilleri am Knie verletzt in die Kabine humpelte. Seinen Platz zwischen den Pfosten nahm dafür Ahmet Karatas ein. Für ihn war es der erste Saison-Einsatz.
Die Hausherren liefen im Vergleich zur Vorwoche auf nur einer Position verändert auf: Admir Begic kehrte nach abgesessener Rotsperre in die Stamm-Elf zurück. "Warum soll ich eine erfolgreiche Mannschaft umbauen?", ließ Kannengießer vor dem Anpfiff verlauten, der sich langsam an seinen Worten, dass die ersten fünf Spieltage richtungsweisend seien, messen lassen muss. Denn wenn eine Mannschaft dabei 13 Zähler holt, dann ist mit ihr zu rechnen.
Es entwickelte sich gleich ein offener Schlagabtausch. Die erste Chance hatten die Gäste in der siebten Spielminute als Oliver Nözel aus gut 16 Metern aus halbrechter Position frei zum Schuss kam. Der Ball verfehlte das Gehäuse von Union-Torhüter Markus Hangert nur knapp. Fünf Minuten später stand dann Union-Stürmer Admir Begic frei im Strafraum. Sein Heber war aber zu harmlos.
Bis zur 30. Spielminute hatten dann die Mülheimer ein leichtes Übergewicht und kamen durch Ayhan Tunceli (16., 28.), Gökhan Türk (21.) und Gianni Campanella (25.) zu guten Chancen. Dabei traten diverse Defensiv-Probleme der Blau-Weißen ans Tageslicht. Zu oft gelang es den Lirichern nicht, den Ball anständig aus der Gefahrenzone zu bringen, viele Querschläger waren zu sehen.
Doch die Gäste hatten Glück, dass die Kannengießer-Elf die Möglichkeiten nicht konsequent nutzte und teilweise auch zu hektisch agierte. In der 36. Minute hatten dann die Blau-Weißen, die sich in der ersten Hälfte keineswegs versteckten, die bis dato beste Gelegenheit. Mike Nörenberg konnte einen sehenswerten Sololauf von der Mittellinie nicht mit einem Torerfolg krönen, da Hangert glänzend rauslief.
Hielt seinen Kasten erneut mit einer tadellosen Leistung sauber: Markus Hangert, Torwart Union Mülheim
In der 40. Minute jubelten dann die Gastgeber. Karatas konnte einen hohen Ball nicht festhalten. Stattdessen faustete er die Kugel direkt in den Rücken von Campanella, der das Leder nach einer flinken Drehung dann nicht unverdient zur 1:0 Führung ins Tor beförderte. Kurz vor der Pause hatte Elsenrath noch einen Freistoß von der Strafraumgrenze, doch der Schuss aus der aussichtsreichen Situation führte nicht zum Erfolg.
Sechs Minuten nach Wiederanpfiff gab es für Kannengießer und die über 100 Zuschauer, die ihre Daumen für Union drückten, eine Schrecksekunde. Nach einem Zweikampf mit Nözel blieb Suat Cakim am Boden liegen. Nach einer kurzen Eisspray-Behandlung am linken Knöchel konnte er aber weitermachen. dennoch blieb den Hausherren das Verletzungspech, das sie bereits über die gesamte Saison verfolgt, treu. In der 63. Minute war für den erneut sehr auffälligen Türk die Partie beendet. Nach einem Foul von Dennis Klasnitz im Strafraum, das Schiedsrichter Frank Heinen folgerichtig mit einem Elfmeter-Pfiff quittierte, humpelte der Youngster vom Feld.
Überzeugte mit einer sehr souveränen Vorstellung: Damir Mekic, Mittelfeld-Spieler bei Union Mülheim
Befürchtungen über eine schlimmere Verletzung konnten nach Abpfiff aber dementiert werden. Der Nachwuchsicker, der ohnehin schon leicht angeschlagen in die Partie gegangen war, hat lediglich einen Bluterguss erlitten. Den fälligen Starfstoß verwandelte Osan Öztürk nach einigem hin und her, wo denn der Elfmeterpunkt sei, ganz souverän in die untere linke Ecke. Fortan war der Bann der Gäste gebrochen. Die endgültige Vorentscheidung besorgte dann in der 76. Minute Top-Joker Slobodan Sekici. Erneut eingewechselt und arbeitsbedingt ohne Training unter der Woche schob der Stürmer den Ball nach einer Campanella-Vorlage zum 3:0 ins Tor.
Die Partie war entschieden, jedoch war ein Bemühen der Gäste erkennbar wenigstens noch ein Tor zu erzielen, um die Schmach einer so ho hohen Niederlage in Grenzen zu halten. Auf der anderen Seite hatte Campanella in der 84. sogar noch die Gelegenheit das 4:0 zu erzielen, doch das wäre dann des Guten wohl auch zu viel gewesen. "Das wollte er zu schön machen", kommentierte sein Trainer dann die Situation folgerichtig von der Seitenlinie.
Letzte Aktion: Eine Ampelkarte gegen Blau-Weiß-Akteur Damir Martinic. Nach dem Abpfiff freute sich Kannengießer über die Mannschaftsleistung: "Wir sind konditionell sehr stark. Wir können am Ende immer noch einen Gang zulegen. Der Sieg geht meines Erachtens auch in dieser Höhe vollkommen in Ordnung." Enttäuscht, aber nicht absolut niedergeschlagen zeigte sich Kielczewski nach Spielende: "Der Erfolg ist für Union absolut gerechtfertigt. Unser Gegner war heute einfach giftiger und engagierter. Wir hatten nicht den besten Tag und nach dem 0:2 einfach aufgegeben."
Weitere Stimmen zum Spiel:
Oliver Nözel (Spieler BW Oberhausen-Lirich): "Das war jetzt unser drittes schlechtes Spiel am Stück. Dennoch hätte ich meine Chance in der ersten Hälfte besser nutzen sollen. Dann wäre das Match sicher anders ausgegangen."
Gianni Campanella (Spieler Union Mülheim): "Letzte Woche habe ich noch die fehlende Cleverness bemängelt. Jetzt waren wir es in der zweiten Hälfte und sind mit zwei Treffern belohnt worden."
Markus Hangert (Torwart Union Mülheim): "Ich hatte wider Erwarten einen recht ruhigen Nachmittag. Das Lob dafür geht aber eindeutig an meine Vorderleute, die das erst durch ihre engagierte Leistung ermöglicht haben. Im Moment läuft es einfach sehr gut bei uns."