Am Knappenmarkt überschlagen sich die Ereignisse. Am vergangenen Sonntag kam es beim Auswärtsspiel in Wesel-Lackhausen zu einem Polizei-Einsatz, da ein Spielclub-Akteur seinem Gegenspieler nach Abpfiff das Nasenbein brach. Nur zwei Tage später entschied die Verbandsspruchkammer in Duisburg-Wedau, dass dem Traditionsverein zum Ende der Saison drei Punkte abgezogen werden, weil Mittelfeldspieler Michel Hilgert vor rund fünf Monaten zusammen mit weitere Komplizen einen Torpfosten ansägte, um die Austragung des Heimspiels gegen SW Alstaden zu verhindern.
Am Mittwochabend erreichten die Oberhausener Chaostage schließlich ihren traurigen Höhepunkt. Trainer Michael Schneider, der dem Verein im vergangenen Sommer nach dem überraschenden Abgang Thorsten Möllmanns unter die Arme griff und bis dato eine gute Saison spielte, wurde mit sofortiger Wirkung vor die Tür gesetzt. Als Nachfolger steht der bisherige Assistent Jörg Bleuel fest. Pfostensäger Michel Hilgert übernimmt das Amt des Co-Trainers.
RS sprach einen Tag nach seiner Entlassung mit Schneider. Der Linienchef rechnet dabei gnadenlos mit den Vereinsverantwortlichen ab.
Michael Schneider, im vergangenen Sommer wurden sie als Retter des SC 1920 gefeiert. Nun müssen Sie trotz einer zufriedenstellenden sportlichen Bilanz gehen. Wie ist es dazu gekommen? Ich fühle mich ganz klar vor den Kopf gestoßen. Der SC 1920 Oberhausen ist eine absolute Herzensangelegenheit und ich habe immer alles für diesen Verein getan. Wie einige Leute aus dem Vorstand allerdings mit mir umgegangen sind, ist unterste Schublade und ging teilweise unter die Gürtellinie. Teile des Vorstands haben sich in sämtliche Dinge eingemischt, die meine Arbeit betrafen. Am vergangenen Sonntag in Wesel-Lackhausen habe ich einen Spieler auf die Bank gesetzt, der 14 Tage nicht beim Training war. Als er davon in Kenntnis gesetzt wurde, nahm er seine Tasche und fuhr nach Hause. Der Vorstand hat mir dafür sogar die Schuld gegeben. Man wirft mir Inkompetenz im Umgang mit Spielern vor. Das ist absolut lächerlich, denn mir waren in diesem Verein stets die Hände gebunden. Die Beurlaubung trifft mich hart, das ist ein richtiger Arschtritt.
"Einige Spieler haben mir mit Schlägen gedroht"
Wie genau meinen Sie das? Ich habe in der Hinrunde einige Spieler rausgeschmissen, die sich disziplinlos und vor allen Dingen vereinsschädigend verhalten haben. Einige dieser sogenannten Spieler haben mir beim Training sogar mit Schlägen gedroht. Nun wird mir sogar vorgeworfen, dass ich die Leute damals rausgeworfen habe. Dabei habe ich damals zusammen mit dem Vorstand darüber entschieden. Ich hätte noch weitere Akteure vor die Tür setzen müssen, aber dann hätten wir kaum noch elf Mann im Kader gehabt. Von der zweiten Mannschaft hat sich niemand bereit erklärt, bei uns auszuhelfen. Deshalb war ich gezwungen, inkonsequent zu handeln, obwohl mehrere Spieler mit Disziplinlosigkeiten aufgefallen sind. Die Aktion am Sonntag sagt eigentlich alles aus. Der SC 1920 besteht aus zwei Vereinen, gleiches gilt für den Vorstand, auch dort gibt es zwei Parteien und keine geregelte Zusammenarbeit.
Nach RS-Informationen soll vor allem Geschäftsführer Roland Nowak kräftig an Ihrem Stuhl gesägt haben. Können Sie das bestätigen? Das ist richtig. Nowak war einer derjenigen, die mich loswerden wollten. Er hatte allerdings als Geschäftsführer noch nicht einmal den Arsch in der Hose, um am Mittwochabend selbst dabei zu sein und es mir persönlich zu sagen. Ich hätte ihm nämlich etwas Passendes dazu gesagt. Der eine oder andere wird aber mit Sicherheit bald die Quittung für sein Verhalten bekommen. Diese Leute fahren den gesamten Verein vor die Wand. Das ist auch für mich sehr traurig, weil ich die Vereinsfarben des SC 1920 immer im Herzen tragen werde.
Geschäftsführer Roland Nowak wollte die Vorwürfe Schneiders nicht unkommentiert im Raum stehen lassen. Der Funktionär habe mit der Beurlaubung des Trainers nichts zu tun gehabt. "Ich habe dem Verein schon Ende Januar mitgeteilt, dass ich mich aus privaten und beruflichen Gründen zurückziehe. Die Vorwürfe sind demnach komplett aus der Luft gegriffen", betont Nowak und fügt hinzu: "Was Michael Schneider sagt, stimmt vorne bis hinten nicht. Er wollte im Januar selbst das Handtuch schmeißen, aber ich konnte ihn noch zu einem Verbleib überreden." Spielclub-Präsident Thorsten Wild war für eine Stellungnahme hingegen nicht zu erreichen.
Nichtsdestotrotz gehen die Chaostage am Knappenmarkt weiter.