Es klang schon sehr nach Kapitulation, als Daniel Thioune bedröppelt über das nächste große Scheitern des Hamburger SV sprach. „Es macht keinen Sinn mehr, über die Mannschaften um uns herum zu reden“, sagte der Trainer über den Kampf um den Aufstieg, der für die Hamburger wohl erneut in einem Desaster enden wird: „Wir brauchen nicht über Dinge zu reden, die sich nicht realisieren lassen, wenn wir keine Fußballspiele gewinnen.“
1:1 (0:0) hieß es am Ende gegen einen ersatzgeschwächten Karlsruher SC, dabei wollte der HSV doch „All-in“ gehen. Doch nach dem fünften Spiel ohne Sieg in Serie ist für die einst so stolzen Hanseaten eher alles vorbei. Zwar ist theoretisch noch alles möglich, aber der HSV steht nun vor dem Triple, das er niemals „gewinnen“ wollte - dem dritten verpassten Aufstieg in Serie.
„Zweite Liga, Hamburg bleibt dabei“, titelte das Hamburger Abendblatt. „Tschüs, Aufstieg!“, schrieb die Hamburger Morgenpost. Und die Bild-Zeitung meinte: „Dieser erbärmliche HSV hat die 1. Liga auch nicht verdient“.
Harmlos, ideenlos, kraftlos - wie in den Spielen zuvor präsentierte sich der HSV auch gegen den KSC lethargisch und gehemmt, jeder konnte sehen, warum der Hinrunden-Meister in der Rückrundentabelle nur auf Rang elf herumdümpelt, lediglich drei Siege aus den 14 Spielen holte. „Die Leichtigkeit, die im Kopf nicht da war, hat auch die Beine und Körper gehemmt“, sagte Thioune. Dabei hatte Simon Terodde (55.) den HSV sogar in Führung gebracht, nur Sekunden später glich Daniel Gordon (57.) für die Badener aber schon wieder aus.
Drei Spiele hat der HSV noch zu absolvieren, der Spitzenreiter VfL Bochum ist auf acht Punkte enteilt, die SpVgg Greuther Fürth liegt fünf Punkte vorne und der HSV hat als Dritter zwei Zähler Vorsprung auf Holstein Kiel - die Störche können aber noch auf drei Nachholspiele bauen und dürften an diesem kriselnden HSV bald vorbeiziehen.
„Natürlich muss man sich Sorgen um den Aufstieg machen“, sagte Torwart Sven Ulreich und kritisierte das Team scharf. „Die Grundtugenden haben nicht gestimmt“, stellte der 32-Jährige fest - wohl so ziemlich das Schlimmste, was man über eine Mannschaft sagen kann. „Wenn wir unsere Spiele nicht gewinnen, brauchen wir nicht über den Aufstieg zu reden“, sagte er noch.
Geredet wird bisher auch nicht über die Zukunft von Thioune. Sportvorstand Jonas Boldt stützt den 46-Jährigen und ist an der Elbe angetreten, nicht ständig den Trainer zu wechseln. Doch auch Thioune weiß, dass sie sich in Hamburg die Saison und das Spiel gegen den KSC ganz anders vorgestellt hatten: „Unterm Strich ist ein Unentschieden eindeutig zu wenig, für den Anspruch den wir hatten.“ sid