Neun Punkte sind es aktuell, die Rot-Weiss Essen von Spitzenreiter Borussia Dortmund in der Regionalliga West trennen. Sollte RWE sein Heimspiel am kommenden Samstag gegen den SV 09 Bergisch Gladbach gewinnen, könnte das Team von Christian Neidhart am darauffolgenden Mittwoch in der Nachholpartie gegen den SV Lippstadt 08 auf sechs Punkte zum Primus aufschließen - vorausgesetzt der BVB gewinnt auch am Samstag gegen Gladbach II.
Aufgrund der enormen Beständigkeit der BVB-Zweitvertretung wirkt es derzeit aber undenkbar, dass sich die Westfalen in noch acht ausstehenden Begegnungen mindestens zwei Fehltritte erlauben. Dementsprechend sachlich fällt die Analyse von RWE-Boss Marcus Uhlig aus. "Mit überwiegender Wahrscheinlichkeit können wir es nicht mehr schaffen. Aber auch wenn sie nicht besonders groß ist, die Chance auf den Aufstieg ist noch da", sind beim 50-Jährigen noch nicht jegliche Hoffnungen geschwunden.
Ungeachtet der Tatsache, dass der Saison-Ausgang für die Kicker von der Hafenstraße noch immer ungewiss sei, hätten die Essener Verantwortlichen laut Uhlig schon von Beginn der Spielzeit an "zweigleisig geplant". Dies betonte der Funktionär bei einem Live-Talk mit der WAZ am Donnerstagmittag. In der Folge ging Uhlig auf beide möglichen Szenarien ein, die nach der laufenden Serie jeweils unterschiedliche Herangehensweisen für die neue Saison bedingen würden.
Im Falle des Nicht-Aufstiegs: "Keine Weltuntergangs-Stimmung"
Uhlig betonte, dass er um die Wünsche aller RWE-Fans wisse, die ihren Verein endlich wieder im Profi-Fußball vertreten sehen wollten. "Wir haben ein sehr heterogenes und durchmischtes Umfeld, welches positiv wie negativ zu überschwänglichen Emotionen neigt", könne der Vereins-Chef die Reaktionen vereinzelter Anhänger auf das scheinbare Scheitern nachvollziehen.
"Trotzdem kann ich jedoch jetzt schon sagen: Sollten wir am Ende der Saison 'nur' auf Platz zwei stehen, wird bei uns keine Weltuntergangs-Stimmung herrschen", fuhr Uhlig weiter fort. Man habe vor der Saison ganz klar das Ziel des Aufstiegs herausgegeben, weshalb infolgedessen nur ein neuer Anlauf mit gleicher Zielsetzung infrage kommen werde.
Hinsichtlich der bevorstehenden Investitionen für einen erneuten Verbleib in der Regionalliga zeigte sich der gebürtige Kampf-Lintforter entspannt. "Wir mussten in dieser Saison unseren Etat für die erste Mannschaft nicht reduzieren. Und das ist auch unser Ziel für diesen Sommer, damit wir erneut maximal ambitioniert in die neue Spielzeit gehen können“, gab Uhlig zu Protokoll.
3. Liga würde Möglichkeiten vielfach erweitern
Sollte es den Essenern hingegen doch noch gelingen, das gegenwärtig scheinbar unmögliche Kunststück des Aufstiegs zu vollbringen, könne der Verein logischerweise auf deutlich größere finanzielle Ressourcen zurückgreifen. "Dann wären die Fernsehgelder auf einmal ein enormer Zuwachs, wenn man sich überlegt, dass wir in dieser Hinsicht gerade von null aus starten. Außerdem würden natürlich auch bei uns die Gehälter dadurch extrem steigen können", prophezeit Uhlig, der den Sprung von der vierten Liga in den Profi-Bereich als "das dünnste Nadelöhr des deutschen Fußballs" bezeichnet.
Für das Potenzial, das in der Stadt schlummere, sei der Aufstieg in die 3. Liga zudem "komplett alternativlos". Auch wenn dieses Szenario zumindest im kommenden Sommer aktuell nicht greifbar erscheint, spinnt Uhlig die RWE-Visionen sogar noch weiter. "Wir wollen sportlich wieder an alte Zeiten anknüpfen. Auch eine Etage höher würden wir uns für den darauffolgenden Schritt zwei bis drei Jahre Zeit geben", erklärt der Vorstand mit weitem Blick in die Zukunft.