Die Fans des MSV Duisburg müssen sich um ihren Klub [article=511404]nach der katastrophalen Vorstellung beim 1:3 am Dienstagabend in Zwickau[/article] große Sorgen machen. Der Klub befindet sich nach der dritten Niederlage in Folge im freien Fall auf die Regionalliga West. Es muss sich schleunigst bei den Zebras etwas ändern, um den Super-Gau, den Abstieg aus der 3. Liga, noch zu verhindern.
Die Fans sehen allen voran neben Trainer Gino Lettieri in Sportchef Ivica Grlic den Sündenbock. Geht es nach vielen Anhängern, dann sollte die sportliche Führung der Duisburger zurücktreten. Ähnlich sieht es Ex-Zebra Tomasz Hajto im nachfolgendem RevierSport-Interview.
Hajto spielte mit dem MSV in der Bundesliga, stand im DFB-Pokal-Finale und erlebte Europapokalspiele
Der heute 48-jährige Pole erlebte zwischen 1997 und 2000 drei tolle Jahre beim MSV Duisburg. Er spielte mit den Zebras in der Bundesliga eine gute Rolle, stand im DFB-Pokal-Endspiel und erlebte auch Partien mit den Duisburgern im damaligen Intertoto-Cup. Der MSV im Europapokal? Das ist lange her. Nun befindet sich der Klub im sportlichen Existenzkampf und will den Absturz in die Regionalliga verhindern.
Um das zu verhindern, sollte der MSV noch einmal personell reagieren. Wie? Das sagt Hajto im RevierSport-Interview.
Tomasz Hajto, was läuft beim MSV Duisburg schief? Leider vieles. [article=404167]Ich habe schon vor zwei Jahren im RevierSport ein Interview gegeben und prognostiziert[/article], wie die Transferpolitik von Ivica Grlic enden wird. Leider scheint sich meine Meinung zu bewahrheiten. Grlic führt den Verein in den Abgrund. Ich verstehe nicht, wie man ihm solch eine freie Hand geben kann.
Was sollte der Klub in dieser prekären Lage tun? Sie müssen handeln und Grlic entlassen. Da er keine Eier hat und nicht von alleine zurücktreten wird, muss der Verein handeln. Der MSV ist in einer fatalen Situation und es müssen alle Kräfte noch einmal gebündelt werden. Wenn ich mitbekomme, wie unbeliebt Grlic mittlerweile in Duisburg ist, dann muss ich sagen, dass es mit ihm nicht mehr weitergehen kann. Die Fans haben es satt. Sie haben seine Trainer- und auch Transferpolitik satt.
Wie traurig macht Sie das, dass der MSV in dieser Situation ist? Natürlich bin ich traurig. Duisburg war meine erste Station im Ausland - und dazu eine wunderbare. Diese Zeit konnte nur durch die vier Jahre auf Schalke getoppt werden. Wenn ich überlege, welch großer Klub der MSV in meiner Zeit war und was nun aus dem Klub geworden ist, dann ist das unfassbar. Wir hatten tolle Spieler, die sich mit dem MSV, der Stadt, den Fans identifiziert haben. Das gibt es heute nicht. Und auch daran hat Grlic, der eine halbe Ewigkeit beim MSV ist, die Hauptschuld. Er darf Jahr für Jahr den Kader zusammenstellen. Und: Die Ergebnisse sprechen in den letzten Jahren nicht für ihn.
Der Trainer steht auch in der Kritik...
Ja, klar. Die Ergebnisse fehlen. Aber meiner Meinung nach trägt Lettieri hier keine Schuld. Er hat ein Angebot von Grlic erhalten und es angenommen. Er war arbeitslos und hat einen neuen, attraktiven Klub gefunden. Klar, dass er da nach Duisburg zurückkehrt. Das sind aber alles Fehler von Grlic. Warum hat er Lettieri zurückgeholt? Weil das alte Seilschaften sind. Das ist unprofessionell. Er wusste doch, dass das Umfeld nicht hinter dieser Entscheidung steht. Aber wie gesagt: meines Erachtens nach geht es in dieser Situation weniger um den Trainer als viel mehr um die Person Ivica Grlic. Es gab in der letzten Zeit zu viele Fehler, zu viele Fehlentscheidungen. Es müssen Konsequenzen gezogen werden. Es kann ja nicht sein, dass jemand das sportliche Sagen hat und den Verein in einer solche Lage führt und weitermachen darf. Die Situation des MSV ist ein Drama. Ich will mir gar nicht ausmalen, was mit dem Verein passiert, wenn er wirklich absteigen sollte.
Auf Schalke helfen aktuell auch viele Ehemalige im Hintergrund wie Mike Büskens oder auch Huub Stevens. Wie ist eigentlich Ihre Verbindung zum MSV? Ich denke, dass hier auch viele Ehemalige gerne helfen würden. Doch beim MSV scheint man darauf keinen großen Wert zu legen. Die Leute fragen mich oft, warum ich mich zu Schalke näher als zu Duisburg hingezogen fühle? Die Antwort ist einfach: Weil Schalke sich um seine Ex-Spieler, die etwas mit dem Verein erreicht haben, kümmert. Schalke vergisst seine Leute nicht. Ich freue mich jedes Jahr, wenn mir an meinem Geburtstag ein blau-weißer Blumenstrauß zugestellt wird oder ich zweimal im Jahr zu Schalke-Spielen eingeladen wäre. Das verbindet einfach und zeigt die Größe des Vereins. Beim MSV? Ich habe noch nie eine Einladung zu einem Duisburg-Spiel oder einen Geburtstagsgruß erhalten. Ich weiß von vielen ehemaligen Mitspielern von mir, dass es bei ihnen auch nicht der Fall war. Das ist sehr schade, aber auch eine Konsequenz eines schlechten Klub-Managements. Trotzdem wünsche ich dem Verein und allen voran seinen geilen Fans auf diesem Wege alles Gute und drücke aus Polen die Daumen, dass der MSV Duisburg zumindest diese 3. Liga hält und drinbleibt.