Ich freue mich ungemein“, sagt Sven Mislintat. Natürlich sei das Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund am Samstag (15.30 Uhr/Sky) besonders für ihn. „Ein Nachhausekommen“, nennt er es sogar. Der Sportdirektor des VfB Stuttgart wurde in Dortmund geboren, seine Mutter lebt heute noch dort. Der BVB ist sein Ex- und sein Heimatverein. „Ich werde viele Freunde dort treffen“, sagt Mislintat. Dass coronabedingt keine Zuschauer da sein werden, sei nicht nur für seine junge Mannschaft schade. „Das besondere Erlebnis, dort vor 80 000 Menschen zu spielen, hätte ich auch gerne gehabt.“
Mislintat kennt Deutschlands größtes Fußball-Stadion ganz genau. Elf Jahre lang arbeitete er in der Scouting-Abteilung des BVB. Als Entdecker späterer Superstars wie Robert Lewandowski, Pierre-Emerick Aubameyang oder Ousmane Dembélé verdiente er sich beim Boulevard den Spitznamen „Diamantenauge“. Er war beteiligt an den ganz großen Erfolgen des Clubs in der jüngeren Vergangenheit: der Meisterschaft 2011, dem Double 2012, dem Einzug ins Champions-League-Finale 2013. Der von Shinji Kagawa sei rückblickend für ihn einer der wichtigsten Transfers in seiner Zeit bei der Borussia gewesen, sagte Mislintat kürzlich. Der von Jadon Sancho war einer der letzten, ehe der inzwischen 48-Jährige Ende 2017 zum FC Arsenal nach London weiterzog.
Seit gut eineinhalb Jahren ist Mislintat nun für die Kaderplanung beim VfB zuständig. Mehr als 20 neue Spieler hat er seitdem geholt. „Mut zu haben, jungen Talenten eine Plattform zu geben, sie weiter zu entwickeln und an sie zu glauben“, sei der Weg, den er in Stuttgart gehen wolle, sagte Mislintat nach dem Aufstieg im Sommer. Und den er mit Vorstandschef und Sportvorstand Thomas Hitzlsperger gerne auch noch eine Weile weitergehen würde, sofern seine aktuellen Kompetenzen erhalten und sein Ende Juni auslaufender Vertrag verlängert werden.
In Dortmund ging dieses Konzept einst voll auf. Und auch beim VfB scheint es immer besser zum Tragen zu kommen. In der zweiten Liga holperte es hin und wieder noch im Stuttgarter Spiel, in der ersten brachte es den Fans vor den Fernsehern an den ersten zehn Spieltagen der Saison indes schon reichlich Spaß und respektable 14 Punkte.
Die jungen Wilden des VfB spielen mutig und offensiv. Das 2:1 bei Werder Bremen am vergangenen Sonntag erweckte zudem den Eindruck, dass sie sich auch in puncto Widerstandsfähigkeit weiterentwickeln. Ihren ersten Sieg seit Mitte Oktober hätten sie „mit Kampfgeist über die Bühne gebracht“, sagte Pellegrino Matarazzo. Den „Kraftaufwand“, den die Schwaben laut ihres Trainers dabei betrieben, dürfte es nun aber auch bei den spielstarken Dortmundern brauchen. „Wir fahren hin, ohne uns zu ergeben“, betont Mislintat. Trotz aller Freundschaft. dpa