Hans-Günter Bruns absolvierte zwischen 1975 und 1990 366 Bundesliga-Spiele und gehörte auf der Libero-Position zu den Besten seiner Zeit. Als Profi gewann er 1979 mit Borussia Mönchengladbach den UEFA-Cup und ein Jahr später mit Fortuna Düsseldorf den DFB-Pokal. 1984 gehörte der 65-Jährige sogar zum Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Frankreich.
Mittlerweile ist Bruns Trainer bei SC 20 Oberhausen. Für den ehemaligen Profi, der Rot-Weiß Oberhausen 2008 in die 2. Bundesliga führte, ist es die neunte Trainerstation.
Hans-Günter Bruns, seit Februar sind Sie Trainer bei SC 20 Oberhausen in der Bezirksliga. Warum haben Sie sich dazu entschieden? Die ganze Entscheidung hat sich über zwei Monate hingezogen. Es mussten zu Beginn unseres Gespräches einige wichtige organisatorische Sachen abgeklärt werden. Wir haben uns dann zusammengesetzt und uns darauf verständigt, dass ich zunächst bis zum Ende der Saison den Trainerjob übernehmen werde. Dann kam leider schnell die Corona-Krise dazwischen.
Der Verein stand in den vergangenen Jahren stark im Fokus der Medien, was hauptsächlich an dem damaligen Kult-Trainer Thorsten Möllmann lag. Möllmann ist aktuell der Präsident von SC 20 Oberhausen. Wie ist Ihr Verhältnis zu ihm? Wir kommen klar und haben keine Probleme miteinander. Thorsten ist erfahren und ein Fußballer durch und durch. Das einzige Manko ist, dass er leider auf viele Themen schnell reagiert und der Verein durch seine spontanen Aussagen teilweise negativ wahrgenommen wird. Grundsätzlich ist es aber gut, dass Thorsten seine Meinung vertritt.
Bis Oktober waren Sie Trainer von Bezirksliga-Schlusslicht BW Oberhausen und kennen sich dementsprechend in der Liga gut aus. Wie würden Sie die Qualität beschreiben?
Die Qualität in der Bezirksliga ist gut. Es gibt mit BG Überruhr einen absoluten Überflieger, aber dahinter gibt es auch einige Mannschaften mit viel Potenzial. In der oberen Tabellenhälfte ist es insgesamt sehr ausgeglichen.
Wie bewerten Sie die allgemeine Lage im Amateurfußball? Sind Sie der Meinung, dass der Amateurfußball mehr Anerkennung und Unterstützung verdient? Definitiv. Der Amateurfußball wird in Deutschland leider sehr stiefmütterlich behandelt. Es wird wenig getan und die Entwicklung ist nicht gut. Das ist nicht nachvollziehbar. Ich hoffe, dass sich nach der Corona-Zeit einiges ändert. Insgesamt sollten sich die großen Verbände mehr auf die Amateure konzentrieren.
Sie haben in Ihrer aktiven Zeit als Spieler große Erfolge feiern können und absolvierten 331 von 366 Bundesliga-Partien für Borussia Mönchengladbach. Wie hat sich der Fußball über die Jahre hinweg verändert? Der heutige Profi-Fußball langweilt mich. Die Qualität und Mentalität sind unterdurchschnittlich. Dazu sind die Schiedsrichterleistungen in Deutschland eine reinste Katastrophe. Dadurch kann eine gewisse Grundaggressivität gar nicht zustande kommen, weil jeder Körperkontakt sofort abgepfiffen wird. Sowas macht den Fußball kaputt. Viele alte Mannschaftskollegen haben sich vom Fußball komplett abgewendet, weil es nur noch ums Geld geht.