Diese Bilder werden die Fußballfans sicher nicht vergessen. Es war ein Finale der Bundesliga, wie es spannender nicht sein konnte. Der 12. Mai 2001 sollte ein Feiertag für den FC Schalke werden. Es wurde ein Tag, den alle königsblauen Anhänger nur noch aus dem Gedächtnis streichen wollen.
Die Chronologie des 34. Spieltags im Rückblick
Die Ausgangslage: Der FC Bayern führte einen Spieltag vor dem Ende der Saison die Tabelle mit drei Zählern Vorsprung auf S04 an. Das bessere Torverhältnis hatte der FC Schalke (drei Tore besser). Schalke musste so oder so gewinnen und die Münchner verlieren, damit Schalke noch Meister werden könnte. Der FC Bayern musste zum HSV, Schalke spielte zuhause gegen die SpVgg Unterhaching. Der HSV stand gesichert im Mittelfeld, für Unterhaching ging es noch um den Klassenerhalt.
Der Spieltag
Während in Hamburg lange nichts passierte, ging es auf Schalke turbulent zu.
3. Minute: Schock für Schalke. André Breitenreiter, der später Trainer der Königsblauen wurde, brachte den Gast aus Unterhaching früh mit 1:0 in Führung.
26. Minute: Es kommt noch schlimmer. Miroslaw Spizak erhöht im Parkstadion auf 2:0 für Unterhaching. Schalke scheint die Meisterschaft bereits verspielt zu haben.
29. Minute: Trainer Huub Stevens wechselt früh und bringt Nils Oude-Kamphuis für Tomasz Waldoch.
33. Minute: Der Kicker schreibt in seinem Liveticker: Diese Schalker Mannschaft ist derzeit völlig am Boden. Van Hoogdalem patzt katastrophal, Spizak schnappt sich den Ball, läuft allein auf Reck zu - und verstolpert.
44. Minute: Der Schlussspurt der Schalker hat es in sich. Nico Van Kerckhoven trifft zum 1:2 für Schalke.
45. Minute: Gerald Asamoah lässt Schalke hoffen. Innerhalb von zwei Minuten gleicht Schalke aus. Alles wieder auf Null. Denn beim HSV gegen die Bayern steht es noch 0:0.
68. Minute: Immer noch 0:0 in Hamburg, Schalke läuft die Zeit weg. Stevens wechselt erneut. Für van Kerckhoven kommt Mike Büskens.
69. Minute: Der erneute Schock. Unterhaching trifft zum 3:2 - Jan Seifert war per Kopf zur Stelle.
72. Minute: Stevens mit seinem letzten Wechsel. Olaf Thon kommt für Jiri Nemec.
73. Minute: Eine Minute nach dem Wechsel das 3:3. Jörg Böhme trifft per Freistoß zum erneuten Ausgleich.
74. Minute: Der Wahnsinn geht weiter. Wie in der ersten Halbzeit trifft Schalke zwei Mal in zwei Minuten. Und wieder ist es Böhme, der zum 4:3 trifft. Jetzt steht Bayern unter Druck, ein Tor für den HSV reicht und Schalke ist Meister.
89. Minute: Die Entscheiung im Parkstadion. Ebbe Sand trifft zum umjubelten 5:3. Unterhaching damit in die 2. Bundesliga abgestiegen. Schalke siegt und muss hoffen auf den FC Bayern.
90. Minute: Dann der Jubel. Es ist passiert. Der HSV führt gegen die Bayern. Sergej Barbarez bringt Hamburg in der letzten Minute in Führung. Schalke flippt aus, Bayern am Boden. Aber es gibt noch eine Nachspielzeit.
92. Minute: In Schalke machen sich Gerüchte breit, dass in Hamburg abgepfiffen wurde. Die Fans stürmen das Feld, die Spieler liegen sich in den Armen. Schalke-Boss Rudi Assauer streckt die Faust in den Himmel. Schalke scheint das große Ziel erreicht zu haben, doch in Hamburg wird noch gespielt.
94. Minute: Schiedsrichter Markus Merk entscheidet im HSV-Strafraum nach einem Rückpass, den Keeper Mathias Schober mit der Hand aufgenommen hat, auf indirekten Strafstoß aus knapp acht Metern. Auf Schalke hat man mitbekommen dass das Spiel noch läuft. Man versammelt sich um TV-Bildschirme. Das Warten zerreißt die Spieler, Verantwortlichen und Zuschauer.
94. Minute: Patrick Andersson tritt für die Bayern zum Freistoß an und trifft zum 1:1. Oliver Kahn jubelt mit der Eckfahne, alle Bayern flippen aus. Auf Schalke herrscht Stille, es fließen Tränen, denn kurz danach beendet Merk das Spiel in Hamburg. Schalke wird Zweiter, der Meister der Herzen. Die Schalke aber landet in München.
Nach dem Spiel lässt Assauer seinem Frust freien Lauf. Er sagt: „Ich habe den Glauben an den Fußballgott verloren.“
Eine Woche später feiert Schalke aber dennoch. Denn Schalke gewinnt den DFB-Pokal. 15.000 Fans beim Abschlusstraining, dann ein 2:0 gegen Union Berlin. Ein kleiner Trost, doch diese verpasste Meisterschaft tat immer noch weh. Vermutlich bis heute, denn so nah dran kam Schalke dem Titel nicht wieder.