Der große Durchbruch im Profifußball gelang Viktor Maier nicht. Der heute 29-jährige Offensivspieler wurde beim Hamburger SV ausgebildet, stand als Teenager auf dem Sprung ins Bundesliga-Team. Doch Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück. Über die Stationen SF Lotte, VfL Osnabrück ll, TSV Havelse, SV Meppen und den damaligen niederländischen Zweitligisten FC Emmen führte Maiers Weg 2017 zum SC Wiedenbrück, der im vergangenen Sommer in die Oberliga Westfalen abstieg.
Eine internationale Karriere hat er dennoch hingelegt: Maier, in der damaligen Sowjetunion geboren, gehört seit Jahren zum Stammpersonal der Nationalmannschaft Kirgisistans. 21 Länderspiele (ein Tor, vier Vorlagen) hat er bereits für die zentralasiatische Republik bestritten. „Alles hat 2015 angefangen“, erinnert sich Maier. „Die Nationalmannschaft hat sich damals unter Trainer Aleksandr Krestinin neu aufgestellt. In meiner Zeit beim SV Meppen wurde ich von einem Scout beobachtet und anschließend - genau wie drei andere Deutsche - in ein Trainingslager eingeladen. Dort habe ich mich anscheinend nicht so schlecht präsentiert.“
Maier lief schon vor Mega-Kulisse auf
Der Flügelstürmer gab kurz darauf sein Debüt im WM-Qualifikationsduell mit Bangladesch und war fortan gesetzt. So kommt es, dass Maier regelmäßig mit der Nationalelf durch Asien tourt - und anstelle vor wenigen hundert Zuschauern in Ostwestfalen auch schon mal vor über 30.000 Leuten in Japan oder Australien aufläuft. „Das sind natürlich die absoluten Highlights, vor so einer Kulisse gegen teilweise internationale Stars zu spielen“, erzählt Maier. Aber auch in Kirgisistan, wo der Fußball bei weitem nicht die Sportart Nummer eins ist, „haben wir eine riesige Fanbase. Die Kulisse bei unseren Heimspielen ist in etwa vergleichbar mit der im Stadion Essen.“
Und die Begeisterung der gut sechs Millionen Einwohner für den Fußball nimmt stetig zu. Denn: „Das Niveau wird immer besser, wir haben hier in den letzten Jahren etwas entwickelt.“ Bei Maiers Debüt belegte Kirgisistan den 177. Platz der Weltrangliste. Aktuell ist es Rang 96, zwischenzeitlich schaffte es das Team gar auf Position 75.
Verletzung verhindert Teilnahme am Asien-Cup
Im Winter 2019 folgte der größte Erfolg der bisherigen Geschichte - und zugleich auch Maiers bitterste Stunde. Die Kirgisen hatten sich erstmals für den Asien-Cup qualifiziert. Für Maier sollte es ein Karrierehighlight werden. Nach einer zehnmonatigen Verletzungspause schaffte er es gerade rechtzeitig ins Vorbereitungscamp nach Dubai. „Ich war gerade wieder bei hundert Prozent. Doch am letzten Tag vor der Abreise zum Cup wurde mein Knie dick, ich hatte höllische Schmerzen. Es wurde ein Knorpelschaden diagnostiziert und ich hatte keine andere Wahl als abzureisen.“
Erst zu dieser Saison wurde Maier wieder fit. Der bald 30-Jährige sagt zwar, dass er noch lange nicht der Alte sei. Mit sechs Toren und zehn Assists in 18 Einsätzen trug er dennoch dazu bei, dass der SC Wiedenbrück als Tabellenführer auf dem besten Weg zurück in die vierte Liga war - ehe die Saison unterbrochen [article=484464]und an diesem Donnerstag quasi abgebrochen wurde.[/article] „Das ist schade, denn ich bin überzeugt, dass wir den Aufstieg auch sportlich geschafft hätten“, sagt er, „aber ich denke, dass wir hochgehen. Wir haben bewiesen, dass wir in die Regionalliga gehören.“
Sogar WM-Teilnahme ist möglich
So oder so wird Maier auch in der kommenden Saison für den SCW spielen. Sein Vertrag läuft noch bis 2021. Und in der Nationalmannschaft ist der Deutsch-Kirgise seit Ende 2019 ebenfalls wieder an Bord. Die Teilnahme am Asien Cup 2023 in China hat Maier fest im Blick.
Derzeit liegt Kirgisistan sogar noch im Rennen um einen Startplatz bei der Weltmeisterschaft 2022. „Das ist noch sehr, sehr weit weg und aktuell überhaupt kein Thema“, meint Maier. Er schiebt nach: „Aber mit Kirgisistan an einer WM teilzunehmen - das wäre mehr als ein Traum."
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