In der Saison 2012/2013 überzeugte er die damaligen Verantwortlichen von Rot-Weiss Essen so sehr, dass er einen neuen Vierjahresvertrag bei RWE erhielt. Welcher RWE-Spieler bekam in den letzten zwei Jahrzehnten schon einen Vierjahresvertrag? Nur Roberto Guirino.
"Auch für mich war das natürlich eine große Ehre, ein Vertauensvorschuss. Aber ich wusste auch, dass ich mir das Arbeitspapier verdient hatte. RWE hatte große Pläne, wollte in die 2. Bundesliga. Sollte dies nicht schnell gelingen, hatte man gehofft, mit mir ein wenig Geld zu machen", blickt der in Leichlingen wohnhafte Italiener zurück.
Dabei verrät Guirino, dass zum Zeitpunkt der Vertragsverlängerung auch der 1. FC Köln, damals Zweitligist, großes Interesse an dem Linksverteidiger hatte. "Leider hat sich mein damaliger Berater, den ich mit dem heutigen Wissen sicherlich nicht mehr engagieren würde, völlig verzockt", verrät Guirino.
Roberto Guirino: "Ich hatte nie ein Angebot vom AC Parma vorliegen"
Verrückt: Kurz nachdem der von Bayer Leverkusen ausgebildete Spieler den Vierjahresvertrag in Essen unterzeichnete, meldete sich plötzlich der Serie-A-Vertreter AC Parma, heute FC Parma. "Das hat mir zumindest mein Berater erzählt. Ich persönlich hatte nie ein Angebot vom AC Parma vorliegen. Ich bezweifle stark, dass es da überhaupt Kontakt gab. Aber das ist heute auch egal", erzählt Guirino.
Bitter für den hoch veranlagten Linksfuß: Kurz nachdem er in Essen den langfristigen Kontrakt unterschrieb und auf dem Weg nach oben war, verletzte er sich. Gleich drei Bänderrisse in Serie warfen Guirino weit zurück. In seiner Essener Zeit sollte er sich vom Verletzunspech nie erholen. Nach zwei statt geplanten vier Jahren löste er seinen Vertrag an der Hafenstraße auf und verließ Rot-Weiss Essen.
"Mittlerweile habe ich das verarbeitet. Aber es gab Zeiten, da konnte ich das alles einfach nicht fassen. Das tat sehr weh. Aber heute denke ich, dass der Weg für mich von Gott so bestimmt war und ist. Es sollte einfach so sein", meint der 28-jährige angehende Industriemechaniker.
In Aachen verletzt und auch bei Viktoria Köln blieb ihm das Pech treu
Nach einem halben Jahr ohne Verein kämpfte sich Guirino zurück und unterschrieb im Winter 2015 bei Alemannia Aachen. Kurz nach der Unterschrift: eine Verletzung. So dass der in Leverkusen geborene Sohn italienischer Einwanderer gar keine Partie für die Alemannia absolvierte.
Im Sommer kämpfte er sich wieder zurück, verließ Aachen und wechselte zum FC Viktoria Köln. Von Beginn an überzeugte Guirino und stand auch fünfmal in Folge in der Startelf - bis ihn eine Entzündung im Sprunggelenk weit zurückwarf. Er sollte sich nie wieder von seinen Verletzungen so richtig erholen. Über den Bonner SC fand er im Sommer 2017 den Weg zu den Sportfreunden Baumberg.
"Hier habe ich wieder Spaß am Fußball. Wenn ich mal verletzt bin, was immer noch passiert, dann läuft das alles ohne jeglichen Druck ab. Ich spiele erst wieder, wenn ich alles auskuriert habe und danke den Verantwortlichen dann mit guten Leistungen", erklärt Guirino. Und das tut er zweifelsohne.
In der laufenden Saison absolvierte Guirino 19 Pflichtspiele für Baumberg und erzielte zwölf Tore, zehn weitere Treffer bereitete er vor.
Guirino träumt nicht mehr von der großen Fußballbühne - drückt RWE aber die Daumen
Persönlich ist er glücklich, so wie es ist. In den nächsten Wochen wird Guirino seine Prüfungen zum Industriemechaniker absolvieren, dann soll im Herbst ein Wirtschaftsingenieur-Studium in Köln folgen.
Noch einmal Regionalliga-Fußball oder höher? "Nein, damit bin ich eigentlich durch. Klar, wenn jetzt noch einmal ein richtig gutes Angebot kommt, dann überlege ich. Aber daran denke ich eigentlich nicht mehr. Ich bin zufrieden."
Viel mehr als sich selbst, würde er in den nächsten Jahren gerne seinen Ex-Klub Rot-Weiss Essen im Profifußball sehen. 70 Pflichtspiele absolvierte Guirino für RWE. "Eine geile Zeit. Es ist schon ein besonderer Verein. Das weiß man vor allem zu schätzen, wenn man nicht mehr für diesen Klub spielt. Ich hoffe einfach, dass der Verein bald dorthin kommt, wo er hingehört: mindestens in die 2. Bundesliga."