Über einen „Sechser im Lotto“ jubelte jüngst Jürgen Gregor, Vorsitzender des A-Kreisligisten BW Alstedde. Eine Finanzfirma sponsert künftig den Lüner Vorstadtclub und ist Namensgeber der eher schmucklosen Sportplatzanlage „Am Heikenberg“. Widerstand an der Basis machte der Club-Boss nicht aus.
Die SpVgg. Holzwickede aus der Bezirksliga 8 trägt ihre Heimspiele seit Beginn dieser Spielzeit auf der Anlage mit dem wohl sperrigsten Namen des Ruhrgebiets aus: im „Montanhydraulikstadion“. Mit der Unterstützung durch den größten Arbeitgeber in der Stadt hat der Traditionsverein verständlicherweise kein Problem. „Es passt einfach gut, da die Firma ihr Hauptwerk direkt gegenüber des Stadions hat“, sagt der Sportliche Leiter Oliver Pforr. Von der jährlichen Unterstützung profitiert nicht nur die HSV. Denn letztlich hilft die „Montanhydraulik“ auch der Stadt als Eigentümer des Stadions, die Bedingungen zu erhalten oder sogar zu verbessern. Die Firma hat sich langfristig verpflichtet, der Vertrag läuft über zehn Jahre.
In Holzwickede waren im Sommer auch solche Stimmen zu vernehmen, die herzlich wenig von der Aufgabe des traditionsbeladenen Emscherstadions hielten. „Das was der Verein in diesem Stadion erlebt hat, vergisst man natürlich nicht. Aber es ist ja durch die Umbenennung auch nicht weg. Die Tradition kann auch in anderer Form weiterleben“, sagt Pforr, dessen Familie seit Generationen fest im Verein verwurzelt ist.
Doch auch ein paar Ligen höher freute man sich zuletzt über freundliche Hilfe aus der Wirtschaft. Oberligist Hammer SpVgg. fand in der Kosmetikfirma „Evora“ einen Namensgeber für sein Mahlbergstadion, das über 40 Jahre lang die Heimat des Clubs war. „Das ist Teil eines Gesamtpakets“, sagt der Hammer Sponsoring-Beauftragte Peter Graf. Für den Club sei die Änderung des Stadionnamens nicht mit Kosten verbunden. „Und der Sponsor zeigt mit so einer einfachen Maßnahme, dass er sich langfristig binden möchte“, meint Graf. Im Oberliga-Bereich ist Hamm in Westfalen mit seiner „Evora-Arena“ kein Einzelfall. Eintracht Rheine hat gleich seinen Spiel- und seinen Trainingsplatz nach einem Sponsor benannt, weitere Clubs gaben ihren ländlichen Sportplätzen neue Namen.
Möglich, dass der aktuelle Oberliga-Fünfte die Bemühungen um Stadion-Sponsoren bald intensiviert. Denn der Bau eines neuen Stadions in Hamm wird aus Sicht der Spielvereinigung durch die neuen DFB-Richtlinien für die NRW-Liga und Regionalliga unumgänglich. „Dort laufen zwar noch die ersten Gespräche. Aber es ist klar, dass der Verein das nicht alleine stemmen kann“, meint Graf. Deshalb suche man gezielt nach Förderern, die sich an einem neuen Stadion beteiligen würden.
Mit dem Namenssponsoring im Profi-Fußball, wo Unternehmen große Summen zahlen, um im Stadionnamen aufzutauchen, haben die geschilderten Beispiele nichts zu tun. Dennoch zeigen sie einen Weg auf, wie sich Amateurclubs auf dem immer schwieriger werdenden Sponsoring-Markt behaupten können. Von einer Marketing-Strategie mit Zukunftsperspektive zu sprechen, würde aber zu weit führen. Denn noch sind die Partnerschaften eher von Zufällen und persönlichen Kontakten der Vereinsspitze abhängig.
Dennoch könnte die Vermarktung von Stadionnamen - und langfristig gedacht sogar Vereinsnamen – eine immer größere Bedeutung erhalten. Gerade was die steigenden Anforderungen an Sportstätten durch die neue Amateurligen-Struktur angeht, ist es vorstellbar, dass Partner aus der Wirtschaft immer wichtiger werden. Das lokale IT-Unternehmen stellt die Presse-Arbeitsplätze, der Bau-Unternehmer aus der Region hilft, die Tribünen zu errichten - Modelle, die zumindest manchen Clubs die aberwitzigen NRW-Liga-Auflagen erträglicher machen könnte.