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Ortstermin: Hardy Grünes Tagebuch vom Afrika Cup
„Zweite Heimat“

Ortstermin: Afrika - von einer anderen Seite
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[b]Tag 1, Dienstag, 15. Januar:[/b] Der erste Eindruck erscheint unwirklich. Eine regelrechte Wand heißer Luft empfängt mich, als ich das Flugzeug nach rund zehn Reisestunden endlich verlassen kann. Es ist kurz vor Mitternacht, und in Accra herrschen noch immer rund 30 Grad. „That’s Africa“, denke ich mir und klettere die Gangway hinab. Drei Wochen Afrikameisterschaft liegen vor mir.

Tag 6, Sonntag, 20. Januar:

afrikanisches Militär begleitet Fans.(Foto:Hardy Grüne)

Heute steht das Eröffnungsspiel an! Magen und Darm haben sich leider noch nicht wirklich beruhigt, und das flaue Gefühl wird durch die hohen Temperaturen noch verstärkt. Drei Stunden vor dem Beginn der Eröffnungsfeier geht es Richtung Stadion. Eine Gruppe Fans hat eine gigantische Vodoo-Puppe gebastelt und sie auf einem LKW installiert, mit dem sie nun durch die Straßen zieht.

Die Eröffnungsfeier bietet einen Ausflug in die kulturelle Vielfalt Afrikas. Mehr als in Europa hat die kontinentale Dimension in Afrika etwas verbindendes. „One game, one passion, one continent“, heißt es überall auf Plakatwänden. Ob in Südafrika, Kamerun oder Ghana – überall ist man stolz auf „One Africa“ und versteht sich als „Brother and Sister“. Entsprechend ist die Rivalität zwischen den Fangruppen von Herzlichkeit und Respekt geprägt, und allenfalls die Warnung vor Taschendieben trübt meine fröhliche Stimmung ein wenig.

In sportlicher Hinsicht liefert das Eröffnungsspiel zwischen Ghana und Guinea Enttäuschendes, der 2:1-Sieg wird von den Einheimischen dennoch mit großer Euphorie gefeiert.

Tag 7, Montag, 21. Januar:

Der Rausch des ghanaischen Sieges ist verflogen, und der Alltag hat die Afrikameisterschaft eingeholt. Als Namibiam und Marokko zum zweiten Spiel des Turniers auflaufen, verlaufen sich keine 500 zahlende Zuschauer im 40.000-Plätze-Stadion. Die frühe Anstoßzeit (15 Uhr), die hohen Eintrittspreise (vier bis 15 cedis) und das geringe Interesse an der Begegnung fordern ihren Tribut. Im Verlauf des Spiels füllt sich das Areal zwar noch etwas, die Stimmung bleibt aber mau. Zu feiern hat nur die kleine Gruppe marokkanischer Anhänger, die aufgeregt mit Bildern ihres Königs wedelt und einen souveränen 5:1-Sieg bejubelt. Namibias überschaubare Fanschar, in einer mehrtägigen Busreise nach Ghana gekommen, kann nach zwei katastrophalen Abwehrfehlern schon nach acht Minuten seine Fähnchen wieder einrollen.

Tag 8, Dienstag, 22. Januar:

Ein spielfreier Tag gibt mir die Gelegenheit zur Entdeckungsreise. Dabei stoße ich auf „Frankie‘s“, eine amerikanisch- europäische Oase mitten in Accra. „Frankie‘s“ ist der Platz für die Einsamen und die Hungrigen! Mein entkräfteter Magen jubelt, als ihm eine Pizza vorgesetzt wird, die jeden Vergleichstest mit dem Italiener um die Ecke bestehen kann. Dafür muss ich zwar mehr als das zehnfache eines gewöhnlichen Fufu-Gerichtes ausgeben, aber man gönnt sich ja sonst nichts. Während Mohamed Zidan Kamerun fast im Alleingang bezwingt, genieße ich mein Dasein und schmiede Pläne für die nächsten Tage.

Tag 9, Mittwoch, 23. Januar:

Schlag neun sitze ich im STC-Intercity-Bus, der mich nach Takoradi an der Südküste Ghanas bringt. Für rund 250 Kilometer muss ich keine sechs Cedis bezahlen – das entspricht etwa 4 Euro. Nach mehr als fünf Stunden unablässigem Geschaukel über abenteuerliche Straßen und hinter gähnend langsamen Trucks erreichen wir schließlich unser Ziel, in dem die Fans der Elfenbeinküste, Nigerias, Benins und Malis ihre Zelte aufgeschlagen haben. Entsprechend bunt geht es in der Kleinstadt zu – und entsprechen rar sind die Hotelräume. Erst nach langem Suchen finde ich eine Bleibe, die mit 30 Cedis etwas überteuert scheint.

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