Ghana ist bestens vorbereitet. „Akwaaba – Willkommen“ – prangt in riesigen Lettern über dem Flughafen. Im Terminal begrüßen fröhliche und freundliche Menschen die Neuankömmlinge. Draußen tobt das Leben. Busse, Taxen, Lastenträger, alles wuselt kreuz und quer durcheinander. Von allen Seiten wird mir Hilfe angeboten, und ich bin recht froh, als ich endlich ein Schild mit dem Namen meines Hotels entdecke. „Prince“ heißt sein Träger und erweist sich als ausgewiesener Fußballfan. Das ist in Ghana nichts ungewöhnliches. Gerald Asamoahs Heimat gilt als Fußballhochburg inmitten des fußballverrückten Westafrika. Während Prince mir sein Leid über die Angriffssorgen der ghanaischen „Black Stars“ klagt („We have a strong defence but we don‘t score goals!“), sausen wir an unzähligen rot-gelb-grünen Flaggen vorbei, passieren Werbetafeln mit Fußball-Botschaften und tauchen ein in ein Land, das sich für die nächsten drei Wochen als „football centre of the earth“ sieht und den „black-world-cup“ ausspielt.
Tag 2, Mittwoch, 16. Januar:
Nach einer ersten „heißen“ Nacht steht für heute lediglich eine Aufgabe auf dem Programm: Die Akkreditierung als Journalist. Das erweist sich jedoch als endlose Suche nach Herrn Habuba. Herr Habuba ist der Chef der Öffentlichkeitsarbeit der Kontinentalverbandes CAF und verantwortlich für internationale Akkreditierungen. Auf der Suche nach ihm schickt mich Ghanas Organisationskomitee zunächst zum Pressecenter, das wiederum empfiehlt, Herrn Habuba auf dem Handy anzurufen (dummerweise geht er nie ran). Schließlich lande ich im nobelsten Hotel von Accra – genau dort, wo Mr. Habuba seinen vorübergehenden Amtssitz eingenommen hat. Dort treffe ich zwar auf eine Menge sehr wichtig aussehender Offizieller – Mr. Habuba ist jedoch nicht dabei. Nach rund sieben Stunden endloser Rennerei kehre ich schließlich ergebnislos ins Hotel zurück und hoffe auf Freitag, an dem es die Akkreditierungen geben soll.
Tag 3, Donnerstag, 17. Januar:
Ein letzter Tag zum Luft holen und erholen. Abends gönne ich mir Ghanas Nationalspeise „Fufu“ – ein Yam-Brei, der mit scharfer Soße serviert wird. Ich sollte es noch bereuen.
Tag 4, Freitag, 18. Januar:
Magen und Darm rebellieren bereits bedenklich, als ich morgens um 10 Uhr tatsächlich meine Akkreditierung in den Händen halte. Nun kann es also losgehen, und ich mache mich auf den Weg, die Stadt und das Land zu erkunden.
Accra wirkt wie ein gewaltiger Supermarkt. Auf den Straßen wuseln fliegende Händler zwischen dem staugeplagten Fahrern hin und her und offerieren ihre Waren, die sie samt und sonders auf dem Kopf tragen. Vom Toilettenpapier über exotische Früchte bis hin zum lebensnotwendigen Wasser gibt es bei ihnen alles zu kaufen – sogar einen Gartenschlauchverkäufer sehe ich zwischen den Autoschlangen spazieren. Die Waren kosten häufig nur einen Spottpreis. Für einen Viertelliter Wasser zahlt man 5 Pesewas – keine 3 Cents, und auch Lebensmittel sind sehr günstig. Und wo die fliegenden Händler passen müssen, kann garantiert einer der unzähligen Kleinhändler am Straßenrand helfen. Man bekommt den Eindruck, dass jeder in Accra Handel betreibt, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Ein weißes Gesicht zu sehen, löst häufig Freude aus. Überall höre ich „Akwaaba“ und treffe auf neugierige Menschen, die wissen wollen, warum ich im Land bin. Kommt das Gespräch auf Fußball, ist das Eis endgültig gebrochen. Schön, hier zu sein!
[b Tag 5, Samstag, 19. Januar:[/b]
Was für eine Nacht! Mit lautem Protest haben sich Magen und Darm vereint gegen mich gestellt und mir eine schlaflose Nacht bereitet. Das Fufu entfaltet seine Wirkung. Da passt es ganz gut, dass das anvisierte Training der Marokkaner kurzfristig abgesagt wurde und ich noch ein paar kostbare Minuten der Pause habe, von denen bedenklich viele auf dem stillen Örtchen verstreichen.
Nachmittag geht es dann zur Präsentation der neuen Puma-Trikots, wobei ich einen völlig neuen Eindruck von Accra gewinne. In einem hochmodernen Einkaufszentrum, wie man es von Europa kennt, ist von dem mitunter chaotischen und stets liebevollem Straßenleben nichts mehr zu sehen. Nicht nur die dröhnenden Klimaanlagen verbreiten dort Kühle. Alles ist geschäfstüchtig, die Autos auf dem Parkplatz sind nicht nur ohne Beulen, sondern sogar frisch gewaschen, und die Menschen versprühen das Parfum des Reichtums und der Macht. Trotzdem drücken auch sie sich die Nasen platt, als Tony Yeboah, RogerMilla, Hans Sarpei und Tony Baffoe auflaufen, um die neuen Trikots zu präsentieren.