Der größte Moment für Marcel Timpanaro ist sechs Sekunden nach Mitternacht. Da trifft der Fußballspieler aus Vierlinden, der bis letzte Saison für die zweite Mannschaft der DJK in der A-Liga spielte, im Aktuellen Sportstudio des ZDF mit dem Ball das untere Loch der Torwand.
Der Besuch der populären Fernsehsendung in Mainz hat dem 29-Jährigen riesige Freude bereitet: „Es war so super, das alles zu sehen.“ Mit Sven Voss, dem Moderator der Sportsendung, und seinem Begleiter, Vierlinden-Trainer Markus Greulich, macht er noch ein Erinnerungsfoto und zieht sich dann in den bescheidenen VIP-Raum der Sportredaktion auf ein Bier zurück.
Dort sitzt der A-Liga-Kicker neben den übrigen Studiogästen – zwei echten Stars der Leichtathletik, dem mehrfachen Paralympicssieger Markus Rehm und dem gerade gekürten Hochsprung-Europameister Mateusz Przybylko sowie Florian Krebs, dem Fußballer von Regionalligist Ulm.
„Seit ich fern sehe, gucke ich das Sportstudio“, berichtet der Duisburger, der bis zum Herbst noch in Bottrop wohnt. Entsprechend fasziniert ist er von den Eindrücken des Geländes im Mainzer Stadtteil Lerchenberg, den Regieräumen und besonders dem Studio drei, aus dem die Sendung kommt und wo er während der gut einstündigen Fernsehshow im Publikum sitzt. Sein Vereinskollege Greulich ist etwas überrascht: „Das Studio ist viel kleiner, als ich mir das vorgestellt habe.“ Durch geschickte Einstellungen und Kamerafahrten wird immer von den Regisseuren eine Weitläufigkeit hergestellt.
Ein Glücksschuss
Einen kleinen Wermutstropfen aber gibt es für Marcel Timpanaro. Es bleibt bei seinem einen Treffer und Platz zwei hinter dem Ulmer Regionalliga-Spieler, der zweimal traf; da hatte er sich viel mehr vorgenommen. Den Frust kann er gleich nach der Sendung nicht verbergen: „Ich bin megaenttäuscht. Ich bin ja so ehrgeizig.“ Das Problem ist am Ende, als es spannend wird, „da ging mein Puls auf 400“. Das ist natürlich weit übertrieben, gibt aber die Anspannung gut wieder.
Wie Timpanaro zu dem Vergnügen kam, ist eine lustige Geschichte. „Es war ein Glücksmoment und viel Zufall“, berichtet er. Seit einem Jahr ist er Co-Trainer der zweiten Mannschaft von Vierlinden, kam nur noch dreimal zum Einsatz. Unter anderem im letzten Saisonspiel gegen Eintracht Walsum II. Timpanaro erzählt: „Da haben die Jungs gesagt, zieh dich um. Beim Gegner kenne ich auch viele, ein Cousin von mir war mein Manndecker.“ In der 89. Minute wechselte ihn Trainer Greulich ein und dann ging alles sehr schnell. Flanke von rechts, Marcel Timpanaro nahm den Ball volley und er ging diagonal ins lange Eck. Eine skurrile Konstellation, findet der Torschütze, der mit der Begegnung seine Laufbahn beendete: „Letztes Spiel, ein Ballkontakt, eine gelbe Karte fürs Trikotausziehen und fast noch eine gelb-rote fürs Diskutieren mit dem Schiedsrichter.“
Timpanaro selbst spricht von einem „Glücksschuss“, Mannschaftskollege Marvin Seidl aber sagt: „Er hatte schon immer einen feinen Fuß und war früher bei uns für die Flanken zuständig. Dann aber hatte er mit Verletzungen Probleme und auch ein wenig Gewicht zugelegt.“
Mit dem Mobiltelefon filmte ein Zuschauer den Treffer, die Teamkollegen luden das Video davon ohne sein Wissen auf Fussball.de hoch. Dort gewann der Kunstschütze der DJK die Abstimmung und wurde von der Sportstudio-Redaktion nach Mainz eingeladen.
Für Marcel Timpanaro geht es bald nach der Sendung zurück ins Ruhrgebiet, wegen des nächsten Spiels von Vierlinden gegen Rheinland Hamborn am Sonntag. Dort gab es während der TV-Show ein Public Viewing. Im Klubheim drückten ihm zwei Dutzend Vereinskollegen die Daumen.
Autor: Tibor Meingast