Montagmorgen, 9. Dezember 2024, Hafenstraße 97a: Christoph Dabrowski kommt ins Büro auf der RWE-Geschäftsstelle und wird bereits von Sportdirektor Christian Flüthmann und Direktor Profifußball erwartet.
Dabrowski soll seinen Vorgesetzten erklären, welche Lösungen er für die kommende Woche und das Spiel in Osnabrück - Sonntag, 15. Dezember, 15.30 Uhr - parat hat.
Es liegt auf der Hand: Die Antworten sind nicht überzeugend ausgefallen, so dass Flüthmann und Steegmann nicht mehr das Gefühl hatten, dass der 46-jährige Fußballlehrer das Ruder noch einmal bei Rot-Weiss Essen herumreißen könnte. Die Konsequenz: Nach nur wenigen Minuten ist die Unterhaltung beendet und ein tief enttäuschter Trainer muss gehen.
Eigentlich ist es Usus in diesem Geschäft, dass sich der Sportchef, in diesem Fall zwei Sportdirektoren, zur Entlassung eines Trainers und einem Profil für eines potentiellen Nachfolgers erklären. Doch nicht in diesem Fall bei Rot-Weiss Essen. Pressesprecher Henrik Lerch ließ verlauten, dass sich Flüthmann und Steegmann "erst einmal nach Außen hin bedeckt halten wollen".
Nach dem 0:3 gegen 1860 München hat sich Rot-Weiss Essen von Trainer Christoph Dabrowski getrennt. Aber der Trainerwechsel wird nicht alle Probleme lösen, sagen unsere Experten.
So oder so: die Entscheidung ist gefallen und Dabrowski ist gegangen. Er hat aber einen Eintrag in der Vereinshistorie sicher - zumindest, was die Amtszeit der RWE-Trainer betrifft. Denn hier hat sich der gebürtige Pole, der in Kattowitz geboren wurde und als Fünfjähriger nach Deutschland kam, auf Platz vier vorgeschoben.
Auf einen Treppchen-Rang, den aktuell RWE-Jahrhunderttrainer Jürgen Röber - als Co- und Cheftrainer zwischen 1987 und 1993 bei RWE tätig - mit einer Amtszeit von 896 Tagen belegt, fehlten Dabrowski, der 892 Tage im Amt war, nur vier Tage. Waldemar Wrobel (1355 Tage) und Karl Hohmann (1825) belegen Platz zwei und eins in der Rangliste der RWE-Trainer mit der längsten Amtszeit.
Interessant: Geht man jedoch nach den Pflichtspielen als Cheftrainer, dann wäre Dabrowski mit 111 Spielen auf Rang drei. Hier sind nur Wrobel (151 Spiele) und Hohmann (161) vor dem am Montag, 9. Dezember 2024, vor die Tür gesetzten Dabrowski.
Dieser ist zwar nicht mehr für die Drittliga-Profis der Rot-Weissen zuständig, wird aber weiter von den Essenern bezahlt werden müssen. Denn Dabrowski Vertrag läuft noch bis zum 30. Juni 2026. Sollte Rot-Weiss Essen in die Regionalliga absteigen, dann würde das Arbeitspapier zum 30. Juni 2025 erlöschen. Aber: Dieses Szenario dürften sich weder RWE noch wohl Dabrowski wünschen.