Zahlen lügen nicht immer. Rot-Weiss Essen hat nach der 1:2-Niederlage bei Erzgebirge Aue in der 3. Liga nun sieben von 14 Partien verloren. Genau 50 Prozent der bisherigen Spiele gingen an den Gegner.
Macht einen Punkteschnitt von 1,07 Zählern pro Partie - hochgerechnet auf die gesamte Spielzeit wären das 40,7 Punkte. Das würde bedeuten: Überlebenskampf bis zum Ende, in vielen Jahren hätten 40 oder 41 Punkte nicht zum Klassenerhalt gereicht.
Und nach 14 Spieltagen lügt die Tabelle auch nicht mehr. Die besagt: RWE liegt nur aufgrund der besseren Tordifferenz nicht auf einem Abstiegsplatz. Die Verantwortlichen der Essener sollten wissen, mit diesem Kader kann es eng werden.
Natürlich ist der in der Lage, auch mal einen Spitzenreiter zu besiegen - wie Energie Cottbus beim komplett überzeugenden 4:0. Die bisherige Serie zeigt aber auch: Das kann nur an perfekten Tagen gelingen, die gibt es nicht so oft.
Das vermutlich aussagekräftigere Gesicht der Mannschaft von Trainer Christoph Dabrowski ist in diesen Tagen aber das, wo die Defensive nicht über 90 Minuten funktioniert, wo vorne die größten Chancen vergeben werden, wo die Breite im Kader nicht ausreicht und wo die Auswärtsfahrer seit Monaten nichts zu jubeln haben.
Egal ob mit der Taktik, dass früh angelaufen wird und es spielerische Lösungen gibt. Auch mit dem defensiven Ansatz hat es nach Cottbus nun nicht geklappt.
Das Problem: Wenn Leistungsträger ausfallen, wie derzeit Julian Eitschberger, zuletzt Lucas Brumme, kann das nicht kompensiert werden. Auch das Problem im defensiven Mittelfeld war bekannt - und wurde bisher nicht behoben. Es gibt keinen echten Ersatz für Spielertypen wie Vinko Sapina oder Björn Rother.
Und vorne sucht RWE seit dem Abgang von Simon Engelmann nach der Nummer neun, wo man die zweistellige Quote schon vor der Saison einbuchen kann. Wobei auch er in der 3. Liga nicht auf eine zweistellige Quote kam - die hat noch keiner erreicht. Leonardo Vonic mit neun Toren kam dem in der letzten Spielzeit am nächsten.
Aktuell steht er bei drei Treffern - ein vierter hätte in Aue dazu kommen müssen. Doch wie so oft: RWE schoss die Fahrkarten, am Ende stand man mit leeren Händen da.
Daher müssen die Verantwortlichen im Winter handeln - es wäre fahrlässig, trotz der bekannten Probleme weiter zu beteuern, dass die Qualität reicht. Aktuell kann das Fazit nur lauten: Sie reicht maximal mit Abstrichen, so sollte man nicht in die Rückserie gehen. Wobei: Schaut man sich die Wintertransfers der letzten Jahre an, so bleibt festzuhalten, diese Wechselperiode ist alles andere als einfach. Auch RWE legte - außer in der Winterpause 2023/24 - häufig nach, echte Verstärkungen, die sofort zündeten, waren extrem selten dabei.
Auch ein Torben Müsel, der einst von der U23 aus Gladbach nach Essen wechselte, brauchte eine gewisse Anlaufzeit. Diese Zeit wird RWE diesmal vielleicht nicht haben, trotzdem muss was passieren.
Denn ein Abstieg ist deutlich teurer als Nachkäufe in der Winterpause.