Lange musste Tobias Fleckstein warten, am Sonntag bekommt der Innenverteidiger des MSV Duisburg endlich seine Chance. Wenn die Zebras im heiß erwarteten Derby bei Rot-Weiss Essen antreten (14 Uhr, RS-Liveticker), wird der 23-Jährige voraussichtlich zur ersten Elf gehören. Es wäre sein erster Einsatz seit Anfang Oktober. "Ich bin heiß und bereit", sagt Fleckstein im Gespräch mit RS vor dem Training am Donnerstagmorgen, "und würde mich freuen, in so einem besonderen Spiel auf dem Platz zu stehen."
Trainer Torsten Ziegner sprach Fleckstein bereits eine Startelfgarantie aus. Da sich Sebastian Mai und Marvin Senger, eigentlich in der Abwehrmitte gesetzt, beim 1:2 gegen den VfL Osnabrück am letzten Wochenende Gelbsperren einhandelten, muss der Duisburger Coach seine Abwehr umbauen. Und Fleckstein ist der einzige gelernte Innenverteidiger im Kader, der fit ist.
Die bisherige Saison erlebte der gebürtige Herner allerdings vor allem aus der Perspektive eines Ersatzspielers. Er bestritt bisher nur fünf Drittliga-Einsätze, zweimal wirkte er von Beginn an mit. "Ich hätte mir eine andere Rolle gewünscht, das ist klar. Aber der Trainer trifft die Entscheidungen. Ich kann nur meine eigene Leistung beeinflussen und versuchen, mich im Training für Einsätze zu empfehlen."
Dabei sammelte Fleckstein, seit 2020 im Verein, in den letzten Spielzeiten noch regelmäßig Spielminuten. In der Endphase der Vorsaison gehörte er zum Stammpersonal, sein Vertrag wurde bis 2025 verlängert. Nur kurz setzte der MSV ihm mit Senger und Mai zwei neue Innenverteidiger vor die Nase.
"Enttäuscht war ich nicht, auch wenn die Situation nicht ganz so einfach war", sagt Fleckstein. "Ich habe sie aber angenommen - mit dem Anspruch, mich durchsetzen zu wollen." Und das sei auch weiterhin der Plan. "Daher stand ein Wechsel im Winter zu keinem Zeitpunkt zur Debatte."
Am Sonntag erhält der Defensivspezialist dann die Möglichkeit, sich zu beweisen - und das vor 19.000 Zuschauern in einer sicher aufgeladenen Atmosphäre an der Hafenstraße. "Nach ein paar Jahren in der 3. Liga bin ich solche Kulissen gewöhnt. Davon lasse ich mich nicht beeinflussen", sagt Fleckstein.
Nach dem 2:2 im Hinspiel - Fleckstein sah das Remis von der Bank aus - haben die Duisburger noch eine Rechnung mit RWE offen. Sie verspielten damals eine 2:0-Führung in der Schlussphase. Neben der Rivalität beider Klubs verleiht die sportliche Situation dem Duell zusätzliche Würze.
Das Derby ist die perfekte Gelegenheit, um wieder in die Erfolgsspur zu finden.
Tobias Fleckstein
Die Essener warten seit fünf Partien auf einen Sieg. Beim MSV ist die gute Stimmung nach dem Traumstart gegen Saarbrücken (3:2) längst verpufft. Duisburg verlor die letzten beiden Partien und steht nur einen Punkt über RWE auf dem zwölften Tabellenplatz.
Ein Duell auf Augenhöhe also. Findet auch Fleckstein, der den Trend der letzten Wochen aber für unwichtig hält. Es komme vor allem auf die Tagesform an, so das frühere Schalke-Talent, das betont: "In einem Derby geht es in erster Linie über den Kampf. Wir müssen brennen, die Zweikämpfe annehmen und darüber ins Spiel finden."
Zudem sei es wichtig, "mit der ganzen Mannschaft stabile Defensivarbeit zu leisten und möglichst lange die Null zu halten. Das ist immer eine gute Basis, um ein Spiel zu gewinnen." Dabei wird es auch vor allem auf Fleckstein ankommen. Da an seiner Seite vermutlich Leroy Kwadwo verteidigen wird (noch ohne Einsatz in dieser Saison), wird er bei seinem ersten Pflichtspiel seit Monaten die Rolle des Abwehrchefs übernehmen.
Druck spüre Fleckstein aber nicht - er sagt: "Das Derby ist die perfekte Gelegenheit, um wieder in die Erfolgsspur zu finden." Und um gute Argumente für weitere Einsätze zu sammeln.