323 Spiele, 190 Tore, 90 Vorlagen: So lautet die Bilanz von Mike Wunderlich im Trikot von Viktoria Köln. Nach neun Jahren verlässt der 35-jährige Familienvater nun Köln-Höhenberg. Er schließt sich zur kommenden Saison Liga-Konkurrent 1. FC Kaiserslautern an. [article=524744]Das teilten beide Vereine am Montagabend mit[/article].
RevierSport hat am Dienstagmorgen mit Franz Wunderlich, seines Zeichens Sportvorstand bei der Viktoria und Vater von Mike, gesprochen. Vorweg: Der 57-Jährige gibt zu, dass er erst einmal den Transfer für sich persönlich sacken lassen muss.
Franz Wunderlich, dieser Transfer hat für große Aufregung in der 3. Liga gesorgt. Wie haben Sie den Wechsel Ihres Sohnes verkraftet? Erst einmal ist klar, dass ich hier in einer Doppelfunktion hänge. Ich bin Sportvorstand bei der Viktoria und Mikes Vater. Wenn es um private Dinge geht, dann spielt der Sportvorstand auch keine Rolle mehr. Das muss man genau abwägen. Klar ist, dass die Viktoria ihre Interessen vertreten muss, ich aber auch das Wohl meines Sohnes auf dem Schirm habe. Deshalb habe ich mich bei diesem Wechsel auch zurückgehalten. Unser Geschäftsführer Andreas Rettig war hier an vorderster Front tätig. Natürlich war auch unser Sportlicher Leiter Marcus Steegmann involviert. Mit Franz-Josef Wernze habe ich dann aber doch persönlich gesprochen.
Wie meinen Sie das? Mike hatte schließlich noch einen Vertrag bis zum Sommer 2022. Franz-Josef Wernze hat viel für meinen Jungen getan, er hat ihm das aber stets mit tollen Leistungen gedankt. Jetzt wollte er unbedingt aus dem Vertrag raus, um noch einmal etwas Neues auszuprobieren. Fern der Heimat. Mike und ich haben offen mit Herrn Wernze gesprochen und das war dann auch alles unkompliziert.
Warum wechselt Mike Wunderlich? Schließlich hatte er auch sieben Jahre lang dafür gekämpft, um mit der Viktoria aufzusteigen. Jetzt wechselt er zu einem Liga-Konkurrenten. Klar, diese Frage werden sich viele Leute stellen und die Frage ist auch legitim. Es bleibt dabei: es spielen lediglich persönliche, private Gründe eine Rolle. Hier geht es überhaupt nicht um Geld oder irgendwelche vertraglichen Dinge. Mike hat auch etwas mit sich gekämpft, ob er diesen Schritt wagen soll. Ihm fiel es auch nicht einfach, mir das mitzuteilen. Aber ich akzeptiere und respektiere seine Entscheidung.
Wie gehen Sie persönlich damit um? Klar ist, dass ich mich erst einmal ein paar Tage schütteln muss. Ich habe jeden Tag meinen Sohn gesehen, mit ihm viel Zeit verbracht. Zwischen uns passt kein Blatt Papier. Das ist auch für mich nicht einfach. Aber da müssen wir alle jetzt durch. Mike wollte sich noch einmal entfalten und den Freiraum haben. Diesen wird er in Kaiserslautern bekommen.
Und dann geht es ausgerechnet zu Ex-Viktoria-Köln-Trainer Marco Antwerpen, der den Klub damals nicht gerade im Frieden verlassen hat... Das ist auch schon wieder ein paar Jahre her. Man muss in diesem Fall die persönlichen von den sportlichen Gründen trennen. Mike hatte nie ein Problem mit Marco Antwerpen.
Wie wird die Viktoria jetzt Ihr Herzstück ersetzen? Das haben wir noch am Dienstagmorgen diskutiert. Auch ich habe gesagt, dass man nun einen Cut machen muss. Die Zeit ohne Mike ist nun angebrochen. Das wäre auch ohne seinen Wechsel in ein, zwei Jahren der Fall gewesen. Wir werden Mike im Kollektiv ersetzen müssen. So einen Spieler kann keine Mannschaft 1:1 ersetzen. Da braucht man nur auf Mikes persönliche Statistik im Viktoria-Trikot schauen. Klar ist aber auch, dass Viktoria Köln jetzt nicht zusammenbrechen wird. Es geht weiter. Auch ich werde alle Kräfte für den Verein bündeln und bin weiterhin voller Tatendrang.