Diese Frage musste sich Ilia Gruev einfach gefallen lassen. Die nach der fehlenden Spielidee. Schließlich war Drittliga-Tabellenführer MSV Duisburg zum dritten Mal in Folge ohne eigenen Treffer geblieben. Und bei der 0:1-Heimniederlage gegen den SV Wehen Wiesbaden war es keinesfalls so, dass ein überragender Torhüter Markus Kolke die Duisburger Stürmer mit spektakulären Paraden zur Verzweiflung gebracht hätte. Den Zebras fehlten beim erschreckend schwachen Auftritt zuhause schlichtweg die Ideen.
Das war mit Abstand eines der schlechtesten Spiele von uns in dieser Saison
Ilia Gruev (MSV Duisburg)
Darauf angesprochen, reagierte der MSV-Trainer mit bissiger Ironie: „Vielleicht müssen Sie dafür zu den Bayern gehen.“ Diese Reaktion ließ erkennen: Mit der Frage war der Nerv des Bulgaren getroffen. Denn eine klare Idee scheint beim MSV derzeit niemand zu haben.
Doch Kreativität im Spiel nach vorne darf nicht nur vom Spitzenreiter des deutschen Fußball-Oberhauses erwartet werden, sondern auch vom Tabellenführer der 3. Liga. Gegen die in diesem Jahr zwar noch ungeschlagenen, dafür aber immer noch abstiegsbedrohten Hessen hätte der MSV einfach besser spielen müssen, hätte Fußball spielen müssen. Dem stimmte Gruev zu: „Das war mit Abstand eines der schlechtesten Spiele von uns in dieser Saison. Wir haben sehr langsam und nicht sehr zielstrebig gespielt.“
Ein Grund dafür lag auch darin, dass die in diesem Jahr noch ungeschlagene Mannschaft von Rüdiger Rehm mit einer klaren Mission nach Duisburg gereist war: „Wir haben uns auf die Defensive konzentriert, weil wir wussten, wie stark der MSV. Daher haben wir versucht, die Räume eng zu machen“, erklärte Rehm.
Und dann war da diese eine Situation, in der Alf Mintzel den ehemaligen Frankfurter Patrick Funk auf dem linken Flügel freispielte, David Blacha in der Mitte frei war und es plötzlich 0:1 aus Sicht der Duisburger stand (53.). „Ich denke, dass wir als verdienter Sieger vom Platz gegangen sind“, befand SVWW-Trainer Rehm. Er lag richtig, und darin bekräftigte ihn auch sein Pendant: „Wenn Torwart Mark Flekken der beste Spieler von uns war, sagt das schon alles.“
Dass die gegen Wiesbaden gezeigte Leistung aber ein grundsätzliches Problem sei, das sich an der Torbilanz aus den letzten drei Spielen ablesen lasse, bestritt Gruev nach der dritten Niederlage der Zebras in dieser Saison: „Wir haben gegen Magdeburg Chancen herausgespielt, haben aber nicht getroffen. In Bremen hatten wir auch welche, gegen Wiesbaden haben wir sie nicht gehabt.“
Am Dienstag wartet Holstein Kiel – eine spielstarke Mannschaft. Dann, so Gruev, wollen die Zebras ein anderes Gesicht zeigen. „Wir müssen das so schnell wie möglich analysieren“, erklärte der bulgarische Trainer der Duisburger und fügte an: „Wichtig ist, dass wir uns jetzt schütteln.“ Und dann anders auftreten. Wie? Keine Antwort. Aber als Gruev die Pressekonferenz verließ, flimmerte das Spiel zwischen Bayern München und Eintracht Frankfurt über den Bildschirm. Vielleicht lieferte das Studium des Bundesliga-Spiels ja wertvolle Erkenntnisse.