Einen Wachmacher gab es in Duisburg gleich zu Beginn der zweiten Hälfte. Da ging im Strafraum von Wiesbadens Torhüter Markus Kolke ein Böller hoch. Schlagartig war das Stadion wach. Der MSV selbst offenbar nicht: Denn nur sieben Minuten nach Wiederanpfiff der Partie schoss David Blacha das zu diesem Zeitpunkt verdiente 1:0 für den Gast aus Hessen (53.). Fabio Leutenecker hatte Marc Lorenz über die linke Angriffsseite im Rücken davonlaufen lassen. Der ehemalige Schalker spielte präzise in die Mitte. Da stand Blacha.
Zuvor hatten die Zebras ihr Publikum mit einer trägen und blutleeren Vorstellung eingeschläfert. So war es den Fans auf der Nordtribüne hoch anzurechnen, dass sie nicht müde wurden, ihr ideenloses Team über satte 90 Minuten anzufeuern.
Als „Mannschaft der Stunde“ hatte MSV-Trainer Ilia Gruev die Hessen bezeichnet und das damit begründet, dass die seit Februar von Rüdiger Rehm trainierten Hessen in diesem Jahr noch kein Spiel verloren hatten. Und wenngleich es knapp eine Stunde dauerte, bis der SVWW der Aussage des Bulgaren Gültigkeit verlieh, zeichnete sich ein Debakel bereits in den ersten 45 Minuten ab. Für die Zebras, die im dritten Spiel in Folge ohne Sieg geblieben waren, hagelte es daher zur Pause Pfiffe. Völlig verdient.
Die Fans waren vor allem deshalb enttäuscht, weil Fabian Schnellhardt und Tim Albutat im defensiven Mittelfeld die Ideen fehlten. Und weil Kingsley Onuegbu nicht ein einziges Mal in Szene gesetzt werden konnte – ohne Abseitsstellung wohlgemerkt. Es war aber auch deshalb enttäuschend, weil der MSV seiner Rolle als haushoher Favorit schlicht und einfach nicht gerecht wurde. Gegen einen überwiegend in der eigenen Hälfte stehenden Gegner – und auf solche werden die Duisburger in der Saison wohl noch häufiger treffen – hätte der Gruev-Elf schlicht und einfach mehr einfallen müssen.
Flekken verhindert schlimmeres
Die Hessen wurden aber trotz ihrer defensiven Ausrichtung gefährlich. Zum Beispiel, als Jules Schwadorf über die linke Seite kam, sein Schuss abgefälscht wurde und von Duisburgs Torhüter Mark Flekken in höchster Not geklärt werden konnte (37.). Der Niederländer war eine Minute später wieder zur Stelle, als Manuel Schäffler aus der Drehung abzog und den 23-Jährigen zu einer Glanzparade zwang. Was der Spitzenreiter im ersten Durchgang in der Offensive ablieferte, war an Harmlosigkeit nicht zu überbieten.
Hatten die MSV-Fans gehofft, dass sich das nach dem Seitenwechsel noch ändert, wurden sie bitter enttäuscht. Zwar bäumten sich die Zebras auf, wurden energischer in ihren Versuchen, gingen auch beherzter zu Werke – doch die Kreativität blieb das größte Manko. Gruev reagierte, brachte Ahmet Engin für Andreas Wiegel (63.), um die linke Seite zu beleben. Auch das war ein Grund dafür, dass der MSV etwas stärker wurde. Immerhin: Zlatko Janjic hatte wenig später die bis dato beste Torchance, als er Kolke aus der Drehung direkt in die Arme schoss (65.).
Beim MSV kamen Simon Brandstetter für Janjic (74.) und Martin Dausch, dessen Bankplatz die einzige Veränderung gegenüber der Aufstellung beim 0:0 der Zebras in Bremen gewesen war, für Albutat (80.). Zwei Minuten vor Beginn der dreiminütigen Nachspielzeit wurde es im Stadion noch einmal laut. Nach einem Kopfball des aufgerückten Innenverteidigers Dustin Bomheuer rettete Kolke überragend. Kurz vor dem Abpfiff stand Schäffler allein vor Flekken, aber der MSV-Keeper hielt überragend. Das war die letzte bemerkenswerte Aktion des Spiels.