Zu den Qualitäten eines Aufstiegsaspiranten zählt die Gabe, nach einem Rückschlag wieder aufstehen zu können. Daher war, nach der 0:3-Pleite gegen Wehen Wiesbaden, Rehabilitation angesagt – und dies unter der Woche in einem Flutlichtspiel gegen Holstein Kiel. Ein würdiger Rahmen um die erlittene Beule aus dem Blech zu klopfen. Zwei Hauptgründe wurden vor der Partie als spielentscheidend ausgemacht: Die Chancenverwertung und die Annahme von Kampf und Leidenschaft.
Vor dem Spiel wurde aber noch reichlich in Erinnerungen geschwelgt. Immerhin durften die Zebras vor knapp eineinhalb Jahren gegen eben diese Kieler den Aufstieg in die 2. Bundesliga feiern. Damals war es ein Duell auf Augenhöhe – der Ostseeklub scheiterte anschließend in der Relegation an 1860 München. Seitdem hat sich vieles verändert in der nördlichsten Großstadt Deutschlands. Unter anderem wurde der Trainer ausgewechselt. An der Seitenlinie steht nun ein alter Bekannter: Markus Anfang schürte von 2004 bis 2006 die Schuhe für die Meidericher. Auch in Duisburg gab es einige Veränderungen. Nach nur einem Jahr musste der MSV wieder den Gang in die Drittklassigkeit antreten. Trotz dieses Rückschlags: Das Gefühl, dass die Zebras nach dem Aufstieg verspürten, ist noch gut in Erinnerung: „Das war einer der schönsten Tage, die ich im Fußball erlebt habe“, schwärmt Enis Hajri noch heute von jenem Tag.
Um dieses Gefühl ein weiteres Mal erleben zu dürfen, stand das Ziel auf dem Programm, auch in der Gegenwart die drei Punkte an der Wedau zu behalten. Und so fragten sich die 11.642 Zuschauer in der Schauinsland-Reisen-Arena, wie das Drehbuch für diese Begegnung lauten würde. Bereits vorher stand fest, dass Trainer Ilia Gruev erneut rotieren würde. „Wir haben einfach die Qualität dafür im Kader,“ weiß der Bulgare. Und so wechselte er auf insgesamt vier Positionen.
Die erwünschte Wirkung lieferten diese Personalrochaden allerdings nicht. Duisburg begann fahrig und unsicher. Bereits nach neun Minuten musste Keeper Mark Flekken sein ganzes Können aufbieten um den Einschlag zu verhindern. Kurz darauf folgte eine Möglichkeit für die Zebras: Kingsley Onuegbu wurde im Strafraum bedient, doch anstatt direkt zu schießen wollte der Nigerianer noch einen Haken schlagen, rutschte aus und vertändelte so die riesige Chance zur Führung. Daraufhin stellten die Zebras das geordnete Spiel weitestgehend ein. Die Kieler übernahmen die Kontrolle und bestimmten die Begegnung. Die beste Gelegenheit in der ersten Halbzeit war dennoch dem MSV vergönnt: Eine verunglückte Flanke von Tim Albutat senkte sich gefährlich in Richtung des KSV-Tores und landete auf der Latte.
Duisburg lässt sich Spielweise aufdrängen
Und so ging es mit einem 0:0 in die Pause, in welche die Zebras mit Pfiffen begleitet wurden. Wer dachte, die Meidericher würden nun Druck machen, sah sich vorerst getäuscht. Kiel setzte dort fort, wo sie in Hälfte eins aufgehört hatten. Der MSV wollte einfach nicht besser in die Partie finden. Stattdessen ließ man sich dazu verleiten, die Begegnung hitzig werden zu lassen. So musste Ilia Gruev vom Kieler Co-Trainer getrennt und Ivo Grlic nach Reklamation vom Schiedsrichter ermahnt werden. Der bevorzugten Spielweise der Zebras taten die Vielzahl an Unterbrechungen nicht gut. Stattdessen kamen die Storche zu Konterchancen, schafften es aber ebenfalls nicht, aus den sich ergebenden Räume Kapital zu schlagen.
Und so kam es wie so häufig, wenn beide Teams wollen, aber nicht können: Die Partie endete mit einem 0:0. Damit bleibt der MSV Duisburg im zweiten Spiel hintereinander ohne eigenen Torerfolg. Dies können sie bereits am kommenden Sonntag bei Rot-Weiß Erfurt besser machen.