Die an Höhepunkten arme erste Hälfte vermochte noch nicht anzudeuten, ob die 1658 Zuschauer am Freitagabend überhaupt Tore geboten bekommen würden. Die Kickers, hervorragend in die Rückrunde gestartet und am Wochenende zuvor erstmals geschlagen (0:3 gegen den Chemnitzer FC), suchten vor allem mit steilen Pässen in die Spitze ihr Glück, blieben dabei jedoch stets im Dortmunder Abwehrriegel hängen. Der BVB hingegen betrieb, wie üblich in der Winterzeit auf dem schlechten Rasen, sein Offensivspiel über lange Bälle auf die Flügelspieler.
Diesem Spielkonzept kam die Rückkehr des zuletzt wochenlang verletzten Balint Bajner sehr entgegen. Der Ungar erweckte einen quirligen Eindruck, schmiss sich voller Elan in die Zweikämpfe und ließ sich die Pause kaum anmerken. Im Gegensatz zu den Gästen aus Stuttgart schafften es die Borussen schon im ersten Durchgang mehrmals, dem Tor von SVK-Torhüter Daniel Wagner gefährlich nahe zu kommen - ohne jedoch daraus Profit zu schlagen. Zu Glanzparaden wurden jedenfalls weder Wagner, noch sein Gegenüber Zlatan Alomerovic genötigt.
Ganz anders gestaltete sich die Partie jedoch nach dem Seitenwechsel. Die zweite Halbzeit war erst wenige Augenblicke alt, da setzte erst Bajner nach Zuspiel von Oguzhan Kefkir den Ball aus nächster Nähe ans Außennetz und im direkten Gegenzug musste Alomerovic erstmals per Flugeinlage eine Kickers-Chance vereiteln. Die Mannschaften hatten sich etwas vorgenommen und so feuerten kaum später erst David Solga und kurz darauf auch Evans Nyarko aus über 20 Metern auf den Kasten der Degerlocher.
Der BVB setzte nun mehr daran, dem Erfolgserlebnis gegen Saarbrücken den nächsten Sieg folgen zu lassen, aber auch Stuttgart zeigte wenig Lust, den Aufwärtstrend der Rückrunde in Dortmund zu verspielen. Das Spiel wurde offener, die Teams gönnten sich gegenseitig mehr Räume. Diese nutzten die Spieler beider Seiten, um öfter den Abschluss zu suchen, die Großchancen aus den ersten Minuten nach der Pause blieben jedoch lange Zeit die einzigen ihrer Art.
Tore auch ohne Torchancen
Die 1:0-Führung (70.) für die Schwaben resultierte folglich auch nicht aus einer echten Torchance, sondern aus einem Freistoß von der Strafraumkante. Vincenzo Marchese zirkelte den Ball über die Mauer hinweg ins obere kurze Eck - Alomerovic konnte nur noch hinterherschauen. Von da an drehte der BVB nochmal richtig auf, doch wie so oft in dieser Saison machten sich die Schwarzgelben mit ihrer Hektik viele Spielzüge selbst zunichte. Und wo Dortmund nicht an sich selbst scheiterte, langten ihre Gegenspieler ordentlich zu, viele Unterbrechungen und hitzige Spielführung waren die Folge.
Keine zehn Minuten vor Schluss hatten die Anhänger der Kickers schon den Jubelschrei auf den Lippen, als sich Randy Edwini-Bonsu auf rechts in den Dortmunder Strafraum durchtankte, Alomerovic die Hereingabe unterschätzte und der mitgelaufene Marco Calamita nur noch das Außennetz traf. Dafür konnten zwei Minuten später die BVB-Fans ihrer Freude freien Lauf lassen. Timmy Thiele, wenige Minuten vorher erst eingewechselt, nutzte die kurze Verwirrung im Stuttgarter Strafraum und markierte sein erstes Tor für Dortmund, der dem BVB einen wichtigen und glücklichen Punkt einbrachte.