Ein Stammspieler war Koray Günter mit acht Drittliga-Einsätzen und einem Bundesligaspiel in der zurückliegenden Hinrunde nicht, ein fünftes Rad am Wagen aber beileibe auch nicht. Der 19-Jährige hatte in der Vergangenheit immer wieder mit körperlichen Problemen zu kämpfen, doch am Glauben, dass der Innenverteidiger zu den größten Talenten des Klubs zählt, änderte das nichts.
Pardon, zählte. Denn Günter ging drei Tage vor Schließung des winterlichen Transferfensters am Mittwoch zum türkischen Spitzenklub Galatasaray Istanbul. Für 2,5 Millionen Euro - zuzüglich leistungsbezogener Komponenten, vermittels derer die Ablösesumme auf drei Millionen steigen könnte. Der BVB sicherte sich im Gegenzug eine bis Sommer 2015 gültige Rückkauf-Option, dann jedoch müssten Manager Michael Zorc und Co. schon sieben Millionen Euro auf den Tisch blättern, um den Jungen, der über den SV Höxter und die SpVgg Brakel zu den Schwarz-Gelben fand, zurückzubekommen.
Nach einer Debüt-Saison in der Dortmunder Reserve, die aufgrund von Verletzungen bei 17 absolvierten Spielen nicht nach den Vorstellungen von Verein und Spieler verlief, hegten alle Beteiligten im Sommer 2013 die Hoffnung, dass Günter nun so richtig durchstarten könnte. Das jedoch war dem jungen Deutsch-Türken nicht so ganz vergönnt - auch, weil er einige Male an Spieltagen zu den Profis berufen wurde.
Noch vier Innenverteidiger übrig?
Dennoch plante U23-Trainer David Wagner mit seinem Innenverteidiger. Denn neben Marian Sarr, der allerdings auch keine ganz kleine Rolle bei den immer wieder von Verletzungen gebeutelten Profis von Jürgen Klopp spielt, hat Wagner nur noch Thomas Meißner als reinen Innenverteidiger. Marc Hornschuh, im Vorjahr noch im Zentrum neben Meißner, ist in dieser Spielzeit auf rechts gesetzt und Evans Nyarko, den Wagner auch immer wieder zentral im Vierer-Riegel aufbietet, zeigte zu Saisonbeginn so gute Leistungen auf der Sechser-Position, dass sein Trainer ihn dort noch lieber einsetzen würde.
Ingo Preuß, der gemeinsam mit Wagner in Ab- und Rücksprache mit Zorc und Klopp den Kader zusammenstellt, ärgert sich zwar über Günters Abgang, jedoch nur in sportlicher Hinsicht: "Solch eine Chance darf man Koray nicht verderben, auch wenn sein Wechsel uns sportlich nicht gut tut. Aber noch haben wir ja vier Innenverteidiger." Demnach setzt Preuß auch darauf, dass Sarr wieder öfter in der 3. Liga dabei sein wird, wenn Mats Hummels erst wieder fit ist. Wenn Klopp aber auf Verletzungen reagieren und Sarr zu den Profis holen muss, kann es schnell eng werden. "Wir werden die eine oder andere Schwierigkeit überbrücken müssen, das ist klar", weiß deshalb Preuß. "Aber wir wollen versuchen, mit den Gegebenheiten klarzukommen."
Borussia Dortmund wird also nicht auf den letzten Drücker noch einen Mann für das Abwehrzentrum holen, auch wenn in manchen Spielen der Rückrunde ein Engpass droht. Folglich dürfte Nyarko die Saison neben Meißner zu Ende spielen, flankiert von Hornschuh auf rechts und Jannik Bandowski auf links. Doch da fangen die Probleme auch schon wieder an. Meißner ist nach seiner fünften Gelben Karte für das anstehende Spiel gegen den 1. FC Heidenheim gesperrt und Bandowski noch nicht wieder fit.
Also wird wohl erneut Feuerwehrmann Tim Treude als rechter Verteidiger auflaufen und Jeremy Dudziak sein zweites Spiel als Linksverteidiger unter Wagner bestreiten. Weil aber auch David Solga angeschlagen ist und Mustafa Amini noch wochenlang verletzt fehlen wird, würde Nyarko auch im defensiven Mittelfeld gebraucht. "Diese Phase mit den vielen Ausfällen ist höchst unangenehm und sollte so langsam auch mal vorbei sein", findet Preuß. "Aber damit müssen wir umgehen. Wir stehen ja nicht am Abgrund."
Mit dem Heimspiel gegen den Tabellenführer vor der Brust und der Auftakt-Pleite gegen Unterhaching (1:2) im Gepäck ist die Anspannung im Dortmunder Lager natürlich erheblich. Und weil die Aussichten darauf, dass es am Samstag nicht die nächste Niederlage setzt, nicht so sonderlich groß sind, wünscht sich Preuß vor allem eines: "Besonderes Daumendrücken."