Vor 14512 Zuschauern im nicht ganz ausverkauften Preußenstadion ging eine bis in die Haarspitzen motivierte Münsteraner Mannschaft in das Duell des Tabellenführers Bielefeld beim Rangdritten Münster. Die Adlerträger erwischten den etwas besseren, weil konsequenteren Start und kamen gleich zu einer guten ersten Chance. Dima Nazarov stellte nach einer gelungenen Finte den Turbo ein und setzte einen klasse Schuss ab, der Patrick Platins' Kasten nur um Zentimeter verfehlte (3.).
Siegert sorgt für frühen Jubel
Die Mannschaft von Pavel Dotchev drängte verdutzte Arminen in die eigene Hälfte und erwischte einen Traumstart. Benjamin Siegert sorgte nach einer guten Kombination für das frühe 1:0 (15.). Das Team rannte im Anschluss geschlossen zur eigenen Bank, wo Kapitän Stefan Kühne der Haupttribüne das Trikot des schwer verletzten Innenverteidigers Dominik Schmidt präsentierte. Eine tolle Geste der Adlerträger für den Innenverteidiger, der das Derby von der Tribüne aus mitverfolgte.
Den Arminen fiel gegen die gut gestaffelte Münsteraner Mannschaft zunächst gar nichts ein. Der Spitzenreiter ließ spielerische Glanzpunkte lange Zeit gänzlich vermissen. Doch auch die Preußen hatten in der Folgezeit merklich Probleme, ein ansprechendes Offensivspiel aufzubauen. Spielmacher Amaury Bischoff leistete sich ungewohnte Abspielfehler, so dass weitere Torchancen vor der Pause Mangelware blieben. Lediglich bei zwei Kopfbällen von Patrick Kirsch (32./37.) sowie einem schönen Freistoß von Amaury Bischoff (39.) kam nochmal Gefahr auf.
Drei Tore in zwölf Minuten
Nach der durchwachsenen ersten Hälfte sollte sich eine fulminante zweite Halbzeit entwickeln. Nur 50 Sekunden waren in Durchgang zwei gespielt, als Matthew Taylor von der linken Seite butterweich flankte und Stürmerkollege Dima Nazarov mit der rechten Innenseite volley vollendete (46.). Der Jubel war kaum verebbt, da drehte das Preußenstadion völlig durch. Völlig konsternierte Arminen verloren direkt nach dem Anstoß die Kugel und Amaury Bischoff schickte Taylor auf die Reise. Der US-Amerikaner narrte die halbe Arminen-Abwehr und krönte diese überragende Einzelaktion mit dem Treffer zum 3:0 (47.).
Wer dachte, das die Bielefelder nun genug bestraft gewesen wären, der hatte seine Rechnung ohne Stürmer Matthew Taylor gemacht. Schlichtweg clever ging die Nummer neun in den Zweikampf mit Thomas Hübener und wurde gefoult – Elfmeter für die Preußen (57.). Stefan Kühne vollendete zum 4:0 für Münster (57.), der Knallstart nach der Pause war perfekt. „Das war psychologisch natürlich ganz wichtig für uns, das haben die Jungs toll gemacht. Danach war der Glaube bei den Arminen auch weg“, lobte Trainer Pavel Dotchev nachher.
Münsteraner Offensivpower
Der Tabellenführer stand völlig neben sich und sah sich einer so in dieser Saison noch nicht dagewesenen Münsteraner Offensivpower entgegen. Arminentrainer Stefan Krämer brachte nach dem 0:4 mit Agyemang, Hornig und Rahn drei frische Männer, doch das Spiel der Bielefelder wurde allenfalls marginal besser. Immerhin stabilisierte sich die Defensivabteilung der Gäste, doch nach vorne blieb alles nach der Pause Stückwerk. Joker Eric Agyemang gelang sogar das Kunststück aus drei Metern am leeren Tor vorbeizuschießen (85.). Der SCP dagegen spielte mit der sicheren Führung im Rücken seinen Stiefel herunter und feierte nach dem 2:0 in Osnabrück das Derby-Double. Das ist ein dickes Ausrufezeichen der Münsteraner an die Konkurrenz.