Hansa Rostock ließ sich beim 1.FC Nürnberg vor 24.523 Zuschauern im easyCredit-Stadion 0:4 (0:3) charakterlos abfrühstücken und beschleunigt weiter auf der Autobahn in Richtung der direkten Durchreiche aus der Bundesliga in die dritte Klasse. Dieter Eilts, seit drei Spieltagen Trainer bei Hansa: "Wenn man die Zweikämpfe nicht will, dann hat man keine Chance, die Spieler haben den Club im Stich gelassen."
Ein hartes Urteil - die Wahrheit tut weh, muss aber gesagt werden. Michael Oenning, Nürnbergs Coach: "Es geht letztendlich um die Grundeigenschaften, meine Jungs haben gebrannt, es kam einiges zusammen, das 4:0 war hoch." Und vor allen Dingen verdient. Hansa-Manager Herbert Maronn: "Einige haben es immer noch nicht kapiert, das hatte mit Abstiegskampf überhaupt nichts zu tun."

Zwei Treffer für den "Club": Marek Mintal (Foto: firo).
0:13 Tore aus den letzten vier Matches sprechen Bände, Hansa wartet nun 407 Minuten auf einen eigenen Treffer, seit acht Matches auf einen eigenen Dreier, in dieser Zeit wurden zwei von möglichen 24 Punkten geholt. Ganz anders Nürnberg, das Team klettert in der Tabelle, absolvierte zuletzt fünf Matches ohne Frust, sammelte dabei elf von 15 Zählern. Die Franken haben nach einem katastrophalen Saisonauftakt jetzt nur noch vier Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz.
Torjäger Marek Mintal: "Wir können absolut zufrieden sein. Die Liga hat 34 Spieltage, man muss bis zum Schluss an alles glauben." Der Slowake traf zum 1:0 (9.), Mike Frantz erhöhte auf 2:0 (31.), Mittelfeldspieler Peer Kluge markierte sein erstes Kopfballtor überhaupt zum 3:0 (45.), ehe Mintal erneut auftrat (77.). "Wir liefen hinterher", analysierte Eilts angefressen, "hatten Ball und Gegner nicht im Blick."
Kluge hatte natürlich völlig andere Emotionen: "Der Sieg war absolut verdient." Beim Heimspiel gegen Wehen - aktuell ein Keller-Klassiker - am kommenden Sonntag (14 Uhr) haben die Ostseestädter schon wieder Handlungsbedarf, wie schon so oft in den letzten Wochen. Nürnberg gastiert zeitgleich zum prickelnden Derby bei 1860 München in der Allianz-Arena. Frantz: "Natürlich wollen wir dort gewinnen."
Eilts rätselt eher darüber, was man überhaupt in Rostock noch zu wollen hat: "Wir werden alles in Ruhe analysieren, werden sehen, was sinnvoll ist." Der ehemalige Europameister gibt zu: "Natürlich wurden meine Erwartungen negativ übertroffen, allerdings bin ich ein Kämpfer, wir werden uns wehren."
Der Verein kündigt gravierende Maßnahmen an - Maronn: "Wir werden uns die Situation bis zur Winterpause genau anschauen." Was eine nicht mehr versteckte Drohung ist, es wird knallhart aussortiert. "Der Kader wird verkleinert, wir planen nur noch mit Leuten, die sich mit Hansa identifizieren."
Beim Gastspiel in Nürnberg konnte man den Eindruck gewinnen, die Spielergruppe könnte dann nach Weihnachten verdammt klein werden. Warum ist auch klar - Defensivmann Bastian Oczipka betont es deutlich: "Die einfachsten Sachen stimmen nicht, jeder muss sich hinterfragen." Oder Koffer packen.