Benedikt Höwedes hatte gerufen. Und viele alte Schalker waren gekommen. Bereits nach wenigen Stunden meldete der FC Schalke 04: Ausverkauft. Nichts ging mehr, als der langjährige Kapitän des FC Schalke 04 am Dienstagabend im Hospitality-Bereich der Schalker Arena zum Talk einlud. Und bereits 30 Minuten vorher war das „Tibulsky“ proppenvoll.
„90 Minuten – Ein Abend unter Schalkern“ heißt das Format. Und die Sehnsucht war riesengroß. Schalke war einen Abend wieder Schalke. 300 Anhänger der Königsblauen schwelgten mit ihrem Ehrenspielführer in Erinnerungen an noch gar nicht so lange vergangene Zeiten, die aber inzwischen wie aus einer anderen Epoche der Knappen zu stammen scheinen.
Viele Anhänger hatten feuchte Augen, als Höwedes, sein Förderer Norbert Elgert und Christian Pander aus dem reichen Fundus ihrer Anekdoten berichteten. „Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich damals Bayern-Fan war“, verblüffte Höwedes die anwesenden Fans. Neben dem Angebot des S04 hätte er auch zum BVB oder zum VfL Bochum wechseln können.
Ein Bayern-Fan auf Schalke: Höwedes war "schnell infiziert"
Aber warum landete die S04-Ikone als Bayern-Fan mit entsprechenden Postern über seinem Bett letztlich in Gelsenkirchen? „Ich hatte keine Präferenz bei den Revierklubs. Aber irgendwie hat mich Schalke am meisten interessiert“, sagte der Halteraner. „Und wie das so ist, dann lässt dich der Verein nicht wieder los, dann bist du schnell infiziert.“ Höwedes stolz: „Seitdem bin ich Schalker durch und durch.“
Seine Zahlen sind beeindruckend: 16 (!) Jahre spielte der heute 36-Jährige für Schalke in der Jugend und in der Bundesliga. Der Weltmeister von 2014 absolvierte 66 Europapokalspiele für die Königsblauen, so viele wie kein anderer. Er ist als 10. Ehrenspielführer in die Schalker Ehrenkabine aufgenommen worden. „Grätschen war meine Leidenschaft“, erinnerte sich Höwedes. Ebenso wie an alte Frisuren mit ganz vielen Haaren auf dem Kopf. „Ich war da eher alternativ unterwegs. Timo Kunert und Mesut Özil hatten eher den Gelsenkirchen-Style“, frotzelte Höwedes.
Ich glaube, dass andere viel talentierter waren als ich
Benedikt Höwedes
„Ich habe das ganz große Glück gehabt, mit ganz großen Spielern zusammenzuarbeiten“, zeigte sich Höwedes demütig. „Ich glaube, dass andere viel talentierter waren als ich“. Bei den Besten habe er gelernt, sich immer weiter zu verbessern.
90 Minuten, aus denen am Ende zweieinhalb Stunden wurden, war der bittere Abstiegskampf am Dienstagabend ganz weit weg. Ganz Königsblau konnte vor dem nervenaufreibenden Finish in der 2. Liga einmal kurz durchatmen und neue Kraft sammeln. „Ich hatte damals in der Innenverteidigung (Marcelo) Bordon, (Heiko) Westermann, (Mladen) Krstajic und (Dario) Rodriguez vor mir“, erinnerte sich Höwedes an seine Anfänge. Und auf der linken Seite war es Christian Pander. Eine unfassbare Qualität, die heute leider nur noch Erinnerung ist.
Oder wie es Schalke-Fan Helge Berg ergriffen sagte: "Die wenigen guten Momente, die einem Schalke noch bietet, muss man nutzen."