Es war eine dieser Geschichten, die nur der Fußball schreibt. Als der FC Schalke 04 am 25. Mai 2015 beim 3:1 über die TSG Hoffenheim zum bislang letzten Mal Deutscher Meister der A-Junioren wurde, erzielte ausgerechnet Felix Schröter beide Treffer. Schröter war erst im Sommer zuvor aus der U19 der Kraichgauer zum S04 gewechselt, weil er sich wie viele andere bei Schalkes Erfolgstrainer Norbert Elgert den letzten Schliff für eine Profikarriere holen wollte.
Die Hoffenheimer waren damals vor 12.500 Zuschauern im Wattenscheider Lohrheide-Stadion mit 1:0 in Führung gegangen und waren klar das bessere Team. Nach einer guten halben Stunde wechselte Elgert dann einen gewissen Leroy Sané ein, der erst wenige Stunden zuvor vom Auswärtsspiel der Schalker Profis zurückgekehrt war. Sané drehte das Spiel, der Kapitän bei den Knappen hieß Thilo Kehrer. Aber die entscheidenden Buden machte - wie auch schon in der Bundesliga West, in der er 27 Mal traf - Felix Schröter.
Dem jungen Ulmer schien die Fußballwelt offenzustehen. Schalke schien einen dicken Fisch an Land gezogen zu haben. Aber dann passierte das, was nicht passieren darf: Der Kopf machte nicht mit.
Ich war naiv und dachte die Trainingsintensität bei den Profis ist dieselbe wie in der A-Jugend.
Felix Schröter gegenüber transfermarkt.de
Dabei sah es zunächst noch ganz gut aus. Der damalige Schalker Trainer André Breitenreiter nahm Schröter sogar mit ins Sommertrainingslager. „Ich war naiv und dachte die Trainingsintensität bei den Profis ist dieselbe wie in der A-Jugend“, sagte Schröter nun dem Portal transfermarkt.de. „Ich war zwar Torschützenkönig in der A-Jugend, aber trotzdem hatte ich nicht dieses große Selbstbewusstsein, wie beispielsweise Leroy Sané. Ich erinnere mich an eine Situation im Profitraining. Ein älterer Spieler machte Leroy und mich zur Sau. Ich war danach für fünf Minuten nicht zu gebrauchen, war total verunsichert, hatte Angst davor einen weiteren Fehler zu machen. Leroy hingegen war tiefenentspannt, den interessierte es Null, wer was sagte oder gar ihn anbrüllte. Er schüttelte sich als wäre nichts gewesen. Diese Coolness hätte ich mir auch gewünscht.“
Bei Schalke kam er nur in der zweiten Mannschaft in der Regionalliga zum Einsatz. Eine Leihe zum 1. FC Heidenheim in die 2. Liga scheiterte. Schröter kam dort nur dreimal zum Einsatz, blieb ohne Torerfolg – und suchte die Schuld bei allen anderen, nur nicht bei sich selbst.
Wieder zurück bei den Königsblauen klappte es selbst in der U23 nicht mehr. Der damalige U23-Teammanager Gerald Asamoah führte viele Gespräche mit ihm und riet Schröter zu einem völligen Neuanfang. Schröter wechselte in die Regionalliga Bayern zum FV Illertissen. Dort traf er wieder regelmäßig, ging zur Spvgg Unterhaching in die 3. Liga. Dort lief es erst gut, dann im zweiten Jahr nicht mehr – Unterhaching stieg ab.
Im Nachhinein, so sagt Schröter heute, habe er sich oft zu sehr unter Druck gesetzt. Diesem inneren Druck wollte er nun entfliehen und wechselte nach Norwegen zum FK Jerv. Mit dem Zweitligisten stieg der Mittelstürmer sensationell in die norwegische Eliteliga auf und wartet nun auf seinen ersten Einsatz in der höchsten Spielklasse. In den ersten Saisonspielen kam er nicht zum Einsatz. Früher hätte er sich darüber aufgeregt, heute mit 26 Jahren sei er jedoch gelassener geworden. Inzwischen habe er gelernt, nicht mehr unrealistischen Zielen hinterherzurennen. Seinen Traum vom Profifußballspieler habe er sich erfüllen können. Wenn auch nicht in der Bundesliga. Neidisch auf Kehrer und Sané sei er nicht.