Nach wie vor ranken sich um die neue Mannschaft von Werder Bremen viele Fragezeichen. Wer bleibt? Wer geht? Wer kommt? Auch eine Woche vor dem Zweitliga-Auftakt gegen Hannover 96 sind diese Fragen bei weitem noch nicht beantwortet. „Ich rechne alles in allem noch mit einer Zahl von 15 bis 20 Transfers bis zum 31.8.“, sagte Werder-Geschäftsführer Frank Baumann in einem am Samstag im Rahmen der digitalen Saisoneröffnung auf der Club-Homepage veröffentlichten Video-Interview. Die Bremer müssen noch Einnahmen generieren, gleichzeitig wollen sie einen Kader, der gleich wieder um den Aufstieg mitspielen kann - ein schwieriger Spagat.
Vor allem für den neuen Trainer Markus Anfang. „Es ist noch gar nichts entschieden. Sagen Sie mir, wen ich gegen Hannover zur Verfügung habe und ich sage Ihnen, wie ich entscheiden kann“, sagte Anfang nach dem Testspiel-Doppelpack bei Feyenoord Rotterdam am Samstag mit Blick auf das erste Spiel gegen Hannover am kommenden Wochenende. Im ersten Duell mit dem niederländischen Traditionsclub holte Werder ein 3:3, im zweiten Vergleich gab es ein knappes 1:2. Bitter dabei: Leonardo Bittencourt verletzte sich am Knie und fällt für einige Wochen aus.
„Wir haben viele Bausteine schon drin, aber perfekt sind wir noch lange nicht“, sagte Anfang nach den letzten beiden Testspielen einer insgesamt erfolgreichen Vorbereitung. Doch wo genau steht Werder nun? „Ich sehe uns jetzt nicht als den absoluten Topfavoriten“, sagte Anfang mit Blick auf die erste Saison nach dem bitteren Abstieg.
„Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich uns kleiner machen will. Die Rahmenbedingungen sind einfach so. Der Wiederaufbau kann halt erst starten, wenn wir definitiv wissen, mit diesem Kader gehen wir durch die Saison“, sagte Anfang. „Die Situation ist schon sehr speziell. Im Moment haben wir ja noch alle da, ohne zu wissen, ob sie auch da bleiben.“
Doch das wird erst mit dem Ende der Transferperiode am 31. August klar sein. Bis dahin wartet noch viel Arbeit auf Ba umann, der sich dank einer Umstrukturierung im Verein nun wieder mehr Zeit für die Kaderplanung nehmen will. Der nach dem Abstieg heftig kritisierte Ex-Profi wird sich fortan ein wenig aus dem Alltagsgeschäft rund um die Profi-Mannschaft zurückziehen und sich mehr auf seine Aufgaben als Sport-Geschäftsführer fokussieren. Dafür soll Clemens Fritz, Leiter Profi-Fußball bei den Grün-Weißen, noch näher an die Mannschaft rücken. Ein ähnliches Modell gibt es zum Beispiel auch beim VfL Wolfsburg mit dem Duo Jörg Schmadtke/Marcel Schäfer.
„Clemens wird eine noch stärkere Rolle bei der Führung der Mannschaft und des Trainerteams einnehmen“, kündigte Baumann an. Der Ex-Profi werde bei den Spielen neben dem neuen Trainer Markus Anfang auf der Bank sitzen und zusammen mit dem Coach auch die Pressekonferenzen vor den Spielen bestreiten. „Ich freue mich sehr darauf, noch mehr ins Tagesgeschäft rund um die Mannschaft einzusteigen und noch mehr Verantwortung zu übernehmen“, sagte Fritz.
Baumann selbst sieht die Entwicklung nicht als Rückzug wegen der starken Kritik an seiner Person. „Die Gesamtverantwortung habe ich nach wie vor als Geschäftsführer. Ich werde mich definitiv gerade in schwierigen Zeiten nicht wegducken, sondern zu Entscheidungen und dieser Verantwortung stehen“, sagte Baumann bei deichstube.de. dpa