Mit dicker Jacke saß Pierre-Michel Lasogga auf der Bank des Hamburger SV und musste hilflos mit ansehen, wie seine Kollegen bei Arminia Bielefeld sich vergeblich gegen das Unheil stemmten. Nach dem 0:2 bei den Ostwestfalen blieb als Erkenntnis: Ohne Lasogga geht beim Tabellenführer der 2. Fußball-Bundesliga nicht viel.
Wegen Wadenproblemen hatte der Top-Torjäger passen müssen - und wurde schmerzlich vermisst. «Pierre ist ein besonderer Spieler», meinte Verteidiger Rick van Drongelen. «Auch wenn es mal nicht läuft, kann man den Ball lang schlagen. Er gewinnt da vorne fast jedes Kopfballduell. Vielleicht hat das heute etwas gefehlt.» Nun wird gehofft, dass der bullige Stürmer bis zum Achtelfinalspiel des DFB-Pokals am Dienstag (18.30 Uhr) gegen den Bundesligisten 1. FC Nürnberg wieder fit wird.
Denn der HSV scheint abhängig von seinem Spitzenverdiener im Kader zu sein. Ein Drittel aller 27 Saisontore hat der 27-Jährige erzielt, zuletzt sorgte er am Mittwoch mit einem Doppelpack für das 2:1 gegen den SV Sandhausen. Zudem war er im DFB-Pokal viermal erfolgreich. In acht Partien mit ihm in der Startelf holte der HSV bei sieben Siegen und einem Unentschieden 2,75 Punkte im Schnitt. In den nun zwölf Spielen ohne ihn in der Anfangsformation (5 Siege, je 3 Unentschieden und vier Niederlagen) waren es im Schnitt nur 1,5 Zähler.
Wenn dann auch noch Kreativ- und Offensivkräfte wie Kapitän Aaron Hunt (Muskelfaserriss) und Hee-chan Hwang (Einriss im Hüftbeuger) ausfallen, können die Hanseaten dies kaum kompensieren - auch wenn Sportvorstand Ralf Becker versicherte: «Wir haben immer die Qualität, die Spiele in der Zweiten Liga zu gewinnen – egal, wer auf dem Platz steht.» Es solle nicht als Ausrede genutzt werden, «dass der HSV nicht gewinnen kann, wenn ein, zwei Spieler fehlen».
In Bielefeld fehlte in jedem Fall die von Becker erwähnte Qualität, um mit Widrigkeiten zurecht zu kommen. Die berechtigte Rote Karte für Gotoku Sakai (12.) wegen einer Notbremse und der umstrittene Gegentreffer des Bielefelders Andreas Voglsammer (19.) in Kung-Fu-Manier brachten die Hamburger komplett aus dem Rhythmus. Das 2:0 der Arminen durch Reinhold Yabo (26.) war die Folge davon. Trainer Hannes Wolf sprach nach der zweiten Niederlage unter seiner Leitung dann auch von einem «gebrauchten Tag».
Die Hamburger durften sich damit trösten, dass sie mit 40 Punkten weiter an der Tabellenspitze bleiben. Bundesliga-Mitabsteiger 1. FC Köln (36 Punkte) musste am Sonntag seine Verfolgungsjagd bei Erzgebirge Aue aussetzen. Aufgrund anhaltender Schneefälle war der Platz im Erzgebirgestadion nicht bespielbar. Im Kampf um Platz drei werden sich am Montag der Hamburger Stadtrivale FC St. Pauli (34) und 1. FC Union Berlin (34) gegenseitig die Punkte wegnehmen.
Lange lamentieren konnten die Hamburger über die verkorksten Dienstreise nach Bielefeld nicht. Am Dienstag geht es gegen die in der Bundesliga abstiegsgefährdeten Nürnberger um den Einzug ins Pokal-Viertelfinale. Für den klammen HSV wäre ein Erfolg auch aus wirtschaftlicher Sicht willkommen.
Doch die Personallage hat sich nach dem Spiel bei der Armina nicht verbessert. Neben Hunt und Hwang stehen hinter den Einsätzen des eben erst genesenen Innenverteidigers Gideon Jung, des Neuzugangs Berkay Özcan und des Japaners Tatsuya Ito mehr oder weniger große Fragezeichen. Doch die wichtigste Frage ist: Wird Lasogga fit? Wolfs Antwort: «Wir müssen von Tag zu Tag schauen.» dpa