Jansen setzte sich bei der Mitgliederversammlung am Samstag gegen den ehemaligen Schatzmeister Ralph Hartmann (54) durch. Ex-Präsident Jürgen Hunke (75) zog seine Kandidatur kurz vor der Wahl zurück.
Jansen erhielt bei der Abstimmung des Gesamtvereins beim Fußball-Zweitligisten 799 Stimmen und damit deutlich mehr als sein verbliebener Kontrahent Hartmann (490 Stimmen). Zwischen 2008 und 2015 spielte der Ex-Nationalspieler für den HSV und beendete anschließend im Alter von 29 Jahren seine Karriere. Nun ist er Oberhaupt von deutlich über 80.000 Mitgliedern beim Traditionsklub von der Elbe.
"Wir brauchen eine Leistungskultur in unserem Verein. Es reicht nicht, nur in unserer schönen Stadt zu leben, sondern wir müssen auch erfolgreich sein", sagte Jansen und rief zur Geschlossenheit auf: "Es muss endlich Schluss sein mit Lagerbildung."
Jansen erhält durch seine Wahl zum Klub-Oberhaupt qua Vereinssatzung auch einen Sitz im Aufsichtsrat des Fußball-Klubs und hat damit direkten Einfluss auf die Fußball-AG, an der der HSV e.V. mit 76,19 Prozent größter Anteilseigner ist. Seit knapp einem Jahr ist Jansen aber ohnehin Mitglied in dem Kontrollgremium. Er kündigte an, sich stark im Fußball-Geschäft beim Tabellenführer der 2. Liga einmischen zu wollen. "Die operativen Entscheidungen trifft der Vorstand, aber der Präsident muss diese bewerten können", sagte Jansen: "Denn dort wird die Grundlage gelegt, der wichtigste Hebel ist und bleibt der Profifußball."
Das Präsidenten-Amt im HSV e.V. war seit dem 19. September vakant, nachdem der erst vor Jahresfrist gewählte Bernd Hoffmann (55) endgültig zum Vorstandschef der verschuldeten HSV Fußball-AG berufen war. Zuvor war er dies interimsweise. Die Hanseaten schrieben nach dem Abstieg aus der Bundesliga zuletzt zum achten Mal in Folge rote Zahlen, das Geschäftsjahr 2017/18 wurde mit einem Minus von 5,8 Millionen Euro abgeschlossen. Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf 85,4 Millionen Euro.
Hoffmann kündigte an, dass der finanziell angeschlagene Zweitligist erneut seine Anhänger um Geld bittet. Der Klub werde eine "neue Fananleihe auflegen", sagte der 55-Jährige.
Die neue Anleihe solle dazu verwendet werden, um die auslaufende zurückzuzahlen, kündigte Finanzvorstand Frank Wettstein an. "Die neue Anleihe wird die gleiche Laufzeit und gleiche Verzinsung haben", sagte der 45-Jährige: "Einziger Unterschied: Wir werden sie im Laufe der Jahre ablösen." Der HSV plant erneut von einem Emissionsvolumen in Höhe von 17,5 Millionen Euro.
Die klammen Hanseaten hatten bereits 2012 zum 125-jährigen Jubiläum des Vereins eine Anleihe aufgelegt und dabei 17,5 Millionen Euro eingesammelt. Die Rückzahlung wird im kommenden September fällig, den Anlegern wurde damals eine Verzinsung von sechs Prozent versprochen.
Hoffmann sprach von einer "schwierigen, aber nicht desolaten" finanziellen Situation des Klubs: "Wir sind auf einem guten Weg." Der direkte Wiederaufstieg in die Bundesliga sei für die Mannschaft von Trainer Hannes Wolf kein Muss. "Wir werden alles tun, um aufzusteigen. Aber es gibt keinen Zwang, auch keinen wirtschaftlichen", sagte Hoffmann: "Wenn wir aufsteigen, werden wir ein ganz schwieriges Erstligajahr vor uns haben. Sollten wir den Aufstieg nicht schaffen, würden wir es nächstes Jahr noch einmal probieren." sid