Verschwundener Frohsinn, seltsame Stille, gesenkte Köpfe - über der sonst so heiteren Pfalz lag am Wochenende eine bleierne Schwere. Nur das "Nicht-drüber-reden-wollen" hatte Konjunktur. Obwohl sich der Abstieg des 1. FC Kaiserslautern schon seit Monaten abgezeichnet hatte und das Eintreten des sportlichen Desasters niemanden mehr überraschte, lähmte die Gewissheit über den Niedergang des ruhmreichen Klubs die Region.
Der viermalige deutsche Fußball-Meister und zweimalige DFB-Pokalsieger, der am Mittwoch das 20-jährige Jubiläum der sensationellen Meisterschaft als Aufsteiger feiert, ist am Tiefpunkt seiner knapp 118-jährigen Geschichte angekommen: Der Verein der fünf Weltmeister von 1954 um Kapitän Fritz Walter muss nach dem 2:3 (1:0) am drittletzten Zweitliga-Spieltag bei Arminia Bielefeld zum ersten Mal den Gang in die 3. Liga antreten.
Die Höllenfahrt der Roten Teufel, das Ergebnis jahrzehntelanger Fehlentwicklungen in nahezu allen Bereichen des Klubs, rief schon am Freitagabend große Emotionen hervor. Profis und mitgereiste Fans weinten gemeinsam in Ostwestfalen. Mit dem Anstimmen der Fußball-Hymne "You'll never walk alone" machten sich die Anhänger Mut für die bevorstehenden schweren Zeiten.
"Das ist wahrscheinlich für jeden von uns der sportlich schlimmste Tag", sagte Kapitän Christoph Moritz. "Den FCK von der 2. in die 3. Liga zu bringen - das hat keiner gerne in seiner Vita stehen." Phillipp Mwene berichtete mit einem Kloß im Hals von der Trauer in der Kabine: "Wenn es endgültig ist, sitzt du da. Keiner sagt was. Jeder hat versucht, damit umzugehen." Auch Martin Bader war angeschlagen. "Ich bin erst seit Februar hier", sagte der Sportvorstand: "Aber das nimmt einen mit. Es tut so weh, als wäre ich schon länger hier."
Weh wird auch das tun, was dem Klub bevorsteht. Die Verantwortlichen, die nach den zahlreichen Beben am Betzenberg in der Vergangenheit zum Großteil erst seit ein paar Monaten im Amt sind, müssen mit einem auf fünf Millionen Euro halbierten Etat zurechtkommen. Der Umsatz wird von 40 Millionen Euro pro Jahr auf 13,5 Millionen Euro sinken. Die Lizenz-Erteilung für die 3. Liga ist aufgrund ausstehender Sponsoren-Verträge noch nicht sicher, nur eine Handvoll Spieler des aktuellen Kaders und Trainer Michael Frontzeck sollen bleiben.
Bader weiß, dass er jede Menge Arbeit vor sich hat. "Wir werden versuchen, rasch Nägel mit Köpfen zu machen. Wir müssen liefern. Den Kredit, den wir verloren haben, müssen wir wieder aufbauen", äußerte der Vorstand: "Das geht mit einem Kader, bei dem die Leute sehen: Der ist kleiner, der ist jünger, der ist regionaler, aber da ist eine gute Mentalität drin - denn die 3. Liga ist eine echte Herausforderung."
Die Pläne der Chefetage stehen und fallen allerdings mit der Unterstützung des Umfelds - dessen ist sich Bader bewusst. Deshalb richtete der 50-Jährige einen Appell an die Anhänger: "Wir sind bereit, die Situation als Chance zu begreifen. Aber ohne die Unterstützung werden wir es in der neuen Saison nicht schaffen."
Die wichtigste Entscheidung für die Zukunft des Klubs soll am 3. Juni fallen. Dann stimmen die Mitglieder über den Plan zur Ausgliederung des Profibereichs ab. Laut den Bossen würde nur die Zustimmung Hoffnung auf bessere Zeiten machen. Zeiten, wie sie am 8. September beim Benefizspiel unter dem Motto "Heimkehr der Helden - 20 Jahre das Wunder vom Betze" noch einmal gefeiert werden.