Das Weiterkommen im Pokal und die zwischenzeitliche Übernahme von Platz eins in der zweiten Bundesliga ließen an der Castroper Straße eine neue Euphorie keimen. Nach sechs Zweitliga-Spielen ohne Sieg ist der VfL Bochum nur noch Tabellenzehnter, ganze drei Punkte vom Abstiegsplatz 17 entfernt. Muss sich der VfL erneut mit dem Thema Klassenerhalt beschäftigen? RS befragte Sportvorstand Christian Hochstätter zur aktuellen Lage und den Sprechchören gegen Kapitän Andreas Luthe.
Christian Hochstätter, befindet sich Ihr Klub nach gut einem Drittel der Saison wieder im Abstiegskampf der zweiten Liga? Nach so einer Negativserie stellt sich die Frage fast zwangsläufig. Momentan sind wir nach zwölf Spielen auf dem zehnten Tabellenplatz. Natürlich verschließen wir nicht die Augen, weil es in der Tabelle auch sehr eng zugeht und wir sind uns der Ernsthaftigkeit der Situation durchaus bewusst. Nach einem überraschend guten Start ist die momentane Enttäuschung auch deshalb so groß, weil wir Erwartungen geweckt haben, die wir in dieser Situation realistisch betrachtet nicht, beziehungsweise noch nicht erfüllen können. Ich bin aber nach wie vor von der Qualität unseres Kaders überzeugt und deshalb sicher, dass wir die Kurve kriegen.
Wie gestaltet sich die Situation von Trainer Peter Neururer? Wie schon in der letzten Saison, als uns der Wind viel dramatischer ins Gesicht blies, reden wir auch jetzt nicht über den Trainer, sondern mit dem Trainer. Sie können sicher sein, dass wir in den letzten Tagen wirklich alles getan haben, um die momentane Situation schnellstmöglich zu analysieren, um aus der sportlichen Talfahrt auszubrechen. Wir werden auch diesmal nicht die Nerven verlieren und in Aktionismus verfallen.
Was sagen Sie zu den Mißfallsbekundungen von Teilen des Publikums nach der 0:3-Niederlage gegen 1860 München gegen Ihren Kapitän und Schlussmann Andreas Luthe? Ich war zunächst einmal schockiert. Was unserem Kapitän nach seinem Fehler widerfahren ist, hat mich aber auch maßlos geärgert. Ich finde es einfach ungeheuerlich, wie mit einem vorbildlichen Spieler, der mehr als ein Jahrzehnt im VfL-Trikot spielt, umgesprungen wird. So etwas ist fatal und gehört sich einfach nicht. Vor ein paar Jahren war die Respektlosigkeit untereinander im Fußball mal ein großes Thema. Inzwischen scheint dies völlig in Vergessenheit geraten zu sein und das macht mich sehr nachdenklich. Wie man mit einem verdienten Kapitän umgeht, nachdem man ihn zwei Wochen zuvor noch als Held gefeiert hat, ist für mich nicht nachvollziehbar und stößt mich ab.