Björn Schlicke, selbst neutrale Beobachter zogen vor dem MSV den Hut und lobten den unbändigen Kampfes-Willen, mit dem der FCK in die Schranken gewiesen wurde. Freut Sie das?
Natürlich, wir sind alle froh, dass die Begegnung so deutlich für uns ausgegangen ist und dass wir wieder zu Null gespielt haben. Spielerische Elemente sind allerdings im Fritz-Walter-Stadion nicht so zur Geltung gekommen, das wird hoffentlich in den nächsten Wochen wieder der Fall sein.
Inwiefern hatte das mehrtägige Trainingslager einen Anteil am Erfolg?
Es ist immer schwer, so etwas vom Ergebnis abhängig zu machen. Ich fand die paar Tage, die wir zusammen verbracht haben, positiv. So konnte sich niemand verdrücken, alle wurden entsprechend eingeschworen.
Wurde die Gelegenheit zum Meinungs-Austausch untereinander genutzt?
Sicher sind da Gespräche geführt worden, aber es ging nicht nur um Fußball. Es gab auch andere Themen, über die wir uns unterhalten haben.
Auffallend war, wie die Truppe sich auf dem Platz präsentiert hat: Beim 0:1 wurde Mihai Tararache fast erdrückt, nach einem Foul an Georg Koch sind vier, fünf Duisburger dazwischen gegangen.
Nach solcher Negativ-Entwicklung, wie sie uns in den vergangenen Spielen passiert ist, wird natürlich ganz bewusst auf einen geschaut. Der intensive Torjubel war auch ein Zeichen nach außen. Mit uns ist wieder zu rechnen. Alle Zebra-Spieler haben mächtig gebrannt, richtig? Schade, dass man nicht alle Leute bringen kann, es hätten sich sämtliche 22 Akteure gleichermaßen zerrissen. Diese Partie vor 40.000 Fans war vergleichbar mit einem Champions League-Spiel für eine Bundesliga-Spitzen-Mannschaft. So oft kommt das nicht vor, das ist schon etwas Besonderes. Als Trainer muss man da eigentlich nur elf Mann an die Tafel schreiben.
Hat Rudi Bommer in der Kabine nichts gesagt?
Ein paar Worte, aber mir persönlich muss er dann nichts mehr groß auf den Weg geben. Sobald ich meinen Namen am Tableau lese, geht es los.
War Kaiserslautern das vielleicht wichtigste Saison-Spiel?
Ich würde es so einstufen, wie das Hinspiel in Fürth, als wir einen klaren Rückstand umgedreht und am Ende 5:3 gewonnen haben. Das war damals ein Schritt in die richtige Richtung, wir sind dann lange ungeschlagen geblieben. Ich hoffe, das schaffen wir jetzt auch wieder.
Sind Sie vor der Wende auf dem Betzenberg ins Zweifeln gekommen, ob es überhaupt zum Aufstieg reicht?
Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht überlegt hätte, was bei uns alles falsch gelaufen ist. Aber ich war nicht in der Situation, total an uns zu zweifeln. Eine Mannschaft, die oben in der Tabelle steht, zeichnet es auch aus, gerade in schwierigen Phasen wieder aufzustehen. Das ist uns gelungen. Sie waren gerade in der Pleiten-Serie als Kapitän besonders gefragt, doch irgendwann wirkten Sie reichlich angefressen. Täuschte der Eindruck? Nein, mich nervt es einfach, wenn ein Thema über zwei, drei Wochen andauert. Mich kann normalerweise jeder fragen, was er möchte, aber wenn du zum neunten Mal das Gleiche hörst, dann ist irgendwann Schluss. Von uns verliert garantiert keiner absichtlich. Sie sind mit dem MSV auf der Saison-Zielgeraden, treffen noch auf fünf Mannschaften aus dem unteren Drittel...
Ich habe gerade erst eine Statistik gesehen, die belegt, dass wir in den Duellen mit den ersten sieben Teams auf Rang drei liegen. Die Zähler für eine bessere Platzierung haben wir also gegen andere Mannschaften liegen gelassen. Also müssen wir gegen die sogenannten Kleinen noch konzentrierter auftreten. Am Sonntag gegen Offenbach können wir an der Statistik schon etwas machen. Wie ist Ihr Gefühl für die heiße Phase? Es gibt keinen Spieler, der 27 Begegnungen vorne mitmischt und dann sagt: Nein, das mit dem Aufstieg mache ich jetzt doch nicht. Ich will jetzt mit dem MSV hoch! Wir sind nach wie vor auf einem ganz guten Weg, wollen gegen Offenbach genauso auftreten, wie in Lautern und den Fans wieder ein ordentliches Spiel abliefern. Wer die Kickers unterschätzt, ist selbst schuld. Das darf uns auf keinen Fall passieren.