Sie selbst hatten 1966 ein Angebot von Bayern München. Warum haben Sie es abgelehnt?
Tja, warum? Meine Frau Hannelore war hochschwanger. Da ich meistens unterwegs gewesen wäre, hätte sie allein in München gehangen. Das war der einzige Grund, der gegen einen Wechsel sprach.
Bei der Geburt Ihres Sohnes waren Sie trotzdem nicht anwesend.
Ich wurde mit dem Anstoß des DFB-Pokalfinales 1966 gegen die Bayern Vater. Meine Frau war 14 Tage über der Zeit und der Oberarzt meinte: „Wollen wir mal sehen, was wir eher holen – den Pokal oder den Kleinen.“ Michael war früher dran. Aber ich habe erst kurz vor Mitternacht in der Diskothek von seiner Geburt erfahren.
Warum haben Sie den MSV 1969 dann doch noch in Richtung Offenbach verlassen?
Es ging mir auf den Zeiger, dass ich immer der Schuldige war, wenn wir verloren haben. Also bin ich freiwillig in die Regionalliga gegangen. Dabei hätte ich schon früher gehen können. 1967 wollte Hannover mich haben und 1968 hatte ich schon eine Wohnung in Nürnberg. Da wäre ich unter Max Merkel Deutscher Meister geworden. Warum hat es nicht geklappt?
Die Verwaltungsratsmitglieder des MSV haben meine Frau bequatscht: „Er kriegt das gleiche Geld wie dort, dann muss er nicht wechseln.“ Ich sollte für drei Jahre Geld bekommen und nach zwei Jahren die Freigabe erhalten. Heute kann man das erzählen, es ist ja verjährt (lacht).
Beim OFC feierten Sie den größten Erfolg Ihrer Karriere.
In Offenbach hatte ich eine tolle Zeit. Wir sind sofort aufgestiegen und vier Wochen später DFB-Pokalsieger geworden. Niemand hat einen Pfifferling auf uns gesetzt, aber wir besiegten den 1. FC Köln mit 2:0. Das war granatenhaft.
1971 folgte der Bundesliga-Abstieg mit der anschließenden Gartenparty bei Ihrem Präsidenten.
Horst-Gregorio Canellas hatte seinen 50. Geburtstag gefeiert. Wir haben ihm mit der Mannschaft am Vormittag gratuliert, gegen Mittag waren die Offiziellen vom DFB eingeladen. Und dann hat Canellas die Bombe platzen lassen, als er mit seinen Tonband-Aufzeichnungen den Bundesliga-Skandal öffentlich machte.
Haben Sie im Vorfeld gemerkt, dass etwas faul war?
Ich hätte in den Jahren zuvor auch schwarzes Geld verdienen können. Als ich noch beim MSV spielte und zu Verhandlungen in Nürnberg weilte, wurde ich am Flughafen von einem Co-Piloten angesprochen: Ob ich nicht Möglichkeiten hätte, es etwas langsamer angehen zu lassen? Als Stürmer hätte ich 15.000 D-Mark bekommen, das war richtig Geld. Aber ich konnte das nicht. Ich war von zu Hause aus ehrlich erzogen worden und habe es dem MSV gemeldet.
Wie fiel die Reaktion des Vereins aus?
Nachdem wir das folgende Spiel in Düsseldorf 5:1 gewonnen hatten, gab es für jeden statt 250 D-Mark Siegprämie den doppelten Betrag. Aber irgendwie meinte ich, dass einer sich trotzdem bestechen ließ. Der stand ein paar Mal ganz frei vor der Bude und hat das Ding trotzdem nicht reingeschossen. Noch extremer war es dann im Abstiegsjahr mit Offenbach.
Was geschah?
Ich bin gemeinsam mit den anderen Stürmern in der Woche vor dem Spiel gegen Bielefeld separat in eine Autobahnraststätte im benachbarten Medenbach gelotst worden. Der Spielervermittler Raymond Schwab stand im Auftrag der Arminia mit einem Geldkoffer vor uns. Speziell von dem Klub waren mehrere Unterhändler unterwegs. Da hätte es 10.000 D-Mark gegeben, wenn ich langsamer gelaufen wäre. Aber ich war zu stark im Charakter. Am Ende haben wir 5:0 gewonnen. Ich hätte an diesen beiden Sachen einen Mittelklassewagen verdienen können. Aber das war es mir nicht wert.
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