Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß hat den Münchner Oberbürgermeister Christian Ude im Zusammenhang mit der drohenden Insolvenz des Fußball-Zweitligisten 1860 München scharf attackiert. "Mit Hilfe von Horst Seehofer und der CSU hätte es einen Rettungsplan gegeben, eine perfekte Lösung", sagte der 59-Jährige im Interview mit dem Münchner Merkur und bestätigte damit Gespräche zwischen Politikern, der Führungsspitze des FC Bayern und Vertretern der Banken. Als sich diese Idee allerdings zerschlagen hatte, sollte die Stadtsparkasse als Plan B einspringen. Dies hätte Ude jedoch verhindert, so Hoeneß.
Die Rettung sah nach Informationen der Süddeutschen Zeitung (Dienstagausgabe) ursprünglich ein trickreiches Kreditgeschäft vor. Die Bayern wollten laut SZ der BayernLB acht Millionen Euro leihen. Dieses Geld sollte an die Löwen weitergereicht werden. "Wir hätten der Landesbank die acht Millionen Euro für zwei Prozent Zinsen zur Verfügung gestellt, und die Landesbank hätte das Geld dann für vier Prozent an die Löwen weiterverleihen können", sagte Hoeneß der SZ.
Dieser Deal soll am 18. Februar beschlossen worden sein. "An diesem Abend war für uns die Sache durch, alles war bis ins Detail besprochen", so Hoeneß. Gescheitert sei die Rettungsaktion seiner Einschätzung nach an Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP). Der habe erst nach dem Wochenende davon erfahren. Zeil sei "beleidigt" gewesen, sagte Hoeneß, der nun Ude kritisierte.
"Ude als Verwaltungsratsvorsitzender der Stadtsparkasse hat nichts dafür getan - er hat diese Lösung blockiert", so sein Vorwurf an den Oberbürgermeister aus den Reihen der SPD und legte in der Münchner tz noch nach: "Meiner Meinung nach hat der OB 1860 nie wirklich geliebt."
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Ude reagierte umgehend auf die Kritik und bezeichnete die Vorwürfe von Hoeneß in der tz als "peinlich und geschmacklos. Es kann nicht die Rede davon sein, dass ich irgendetwas unterbunden habe, was möglich gewesen wäre". Er hätte 1860 als Sparkassen-Aufsichtsratschef gar nicht helfen können, da die Kontrollgremien gar nicht damit befasst gewesen seien. Die Vorstände hätten selber erkannt, dass es "keine Möglichkeit für ein finanzielles Engagement" gegeben habe.
Die finanziell stark angeschlagenen Löwen benötigen bis Ende März acht Millionen Euro für ihre Rettung (3,5 Millionen Euro für die laufende Saison, 4,5 Millionen Euro für die Lizenz der kommenden Spielzeit). Auf die Hilfe des großen Stadtrivalen darf 1860 jedoch nicht hoffen. "Wir haben für 1860 alles getan, was wir tun können", sagte Hoeneß. FCB-Finanzvorstand Karl Hopfner hatte bereits zuvor klargestellt: "Von uns ist keine Hilfe mehr zu erwarten. Das geht nicht, wir können dem Verein ja nicht acht Millionen Euro schenken. Wir haben das Ganze ja auch nicht verursacht."
Am Freitag hatte Löwen-Präsident Dieter Schneider dazu aufgerufen, dass "mögliche Geldgeber aus der Deckung kommen, an die wir bisher noch nicht gedacht haben. Es ist eine ernste Situation. Ich kann nicht versprechen, dass wir das schaffen". Hoeneß sieht eine Rettung nur im Zusammenhang mit einem Kredit als möglich: "1860 braucht einen Befreiungsschlag, eine Bank, die zehn, 15 Millionen Schulden übernimmt und ihnen mal drei Jahre Zeit gibt." Was passieren würde, wenn die Löwen tatsächlich insolvent gehen würden, darüber will sich Hoeneß noch keine Gedanken machen. "Das wäre Leichenfledderei."
Der Bayern-Präsident sieht in dem drohenden Verlust der 1860-Logen in der Allianz Arena jedoch keine Probleme: "Hinter jeder Loge, die frei werden würde, stehen zwei, die sie wieder haben wollen." Für die eigenen Anhänger wäre es zudem "schön, die Arena allein zu haben". Und der finanzielle Verlust des FC Bayern sei wohl akzeptabel, wenn auch "ein paar Millionen weniger in der Kasse wären".